Anton von Webern: Unterschied zwischen den Versionen

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Anton von Webern (ab 1919 Anton Webern), * 3. Dezember 1883 Wien, † 15. September 1945 Mittersill, Komponist.
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Anton Friedrich Wilhelm von Webern war der Sohn des Bergbauingenieurs Carl von Webern. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt das Kind durch die Mutter. Bis 1890 lebte die Familie in Wien, dann in Graz, wo Anton Webern die Volksschule besuchte, und ab 1894 in Klagenfurt. Hier maturierte Webern 1902. Im selben Jahr wurde Weberns Vater nach Wien berufen und Anton von Webern begann an der [[Universität (Institution)|Universität Wien]] bei [[Guido Adler]] das Studium der Musikwissenschaft. 1904 wurde Webern Kompositionsschüler [[Hans Pfitzner]]s in Berlin, kehrte jedoch im selben Jahr nach Wien zurück, wo er [[Arnold Schönberg]] kennenlernte und von 1904 bis 1908 dessen Privatschüler war. Auch [[Alban Berg]] wurde damals von Schönberg unterrichtet. 1906 promovierte Webern mit einer Edition des "Choralis Constantinus" des Renaissance-Komponisten Heinrich Isaac, die 1909 als Band 32 der Denkmäler der Tonkunst in Österreich veröffentlicht wurde.
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Nach kleinen Engagements als Theaterkapellmeister in Wien und Bad Ischl wurde Webern 1910 Hilfskapellmeister in Danzig. Hier hatte er vor allem musikalische Possen und unbedeutende Operetten zu betreuen – eine Tätigkeit, die er zutiefst verabscheute.
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Nach einer kurzen Episode als Operndirigent in Prag 1917 kehrte Webern 1918 nach Wien und Mödling zurück, wo der nie unterbrochene Kontakt mit Schönberg intensiviert wurde. Neben Arnold Schönberg und Alban Berg zählt Webern zu den Hauptvertretern der sogenannten Zweiten Wiener Schule. 1918 bis 1922 wirkte er in dem von Schönberg gegründeten "Verein für musikalische Privataufführungen", von 1921 bis 1926 war er Leiter des Mödlinger Männergesangvereins, außerdem Dirigent und Chormeister des Schubertbunds. Von 1922 bis 1934 leitete Webern die Wiener Arbeitersymphoniekonzerte und ab 1923 auch jene des Wiener Arbeitersingvereins. Zu dieser Zeit dirigierte Webern in verschiedenen europäischen Ländern (Deutschland, Schweiz, England, Spanien) und war ständig bei der [[Rundfunk|Radio Verkehrs AG]] tätig. Einen besonderen Schwerpunkt setzte er mit der Aufführung von Werken [[Gustav Mahler]]s.  
Webern Anton von, * 3. Dezember 1883 Wien 3, Löwengasse 53 (Gedenktafel, 1972), † 15. September 1945 Mittersill (vor dem Haus seines Schwiegersohns Am Markt 101 [Gedenktafel 1965] von einem US-Soldaten nach Beginn der Ausgangssperre erschossen; Ortsfriedhof Mittersill), Komponist, Sohn des Carl von Webern (1850-1919).  
 
  
Webern lebte bis 1890 in Wien, zog dann mit seinen Eltern nach Graz (Besuch der Volksschule) und 1894 nach Klagenfurt (Besuch der Mittelschule, Matura 1902). 1902 wurde Weberns Vater (als Ministerialrat) nach Wien berufen (Wohnung 12, Schönbrunner Straße 320; anschließend im selben Jahr 9, Ferstelgasse 6).  
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1932 übersiedelte Webern von Mödling nach Wien und noch im selben Jahr nach Maria Enzersdorf. Ab 1933 lebte er zurückgezogen als Privatlehrer in [[Mödling]].  
  
Nach erstem Musikunterricht in Klagenfurt wurde Webern 1904 Kompositionsschüler bei Pfitzner in Berlin, kehrte jedoch im selben Jahr nach Wien zurück, wo er [[Arnold Schönberg]] kennenlernte und 1904-1908 dessen Privatschüler war (später sein Freund, ebenso sein Mitschüler [[Alban Berg]]); an der Universität Wien studierte er Musikwissenschaft bei [[Guido Adler]] (Dr. phil. 1906).  
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Obwohl die Nationalsozialisten ihn auf die Liste der "Musik-Bolschewisten" setzten, beantragte Webern im Krieg Unterstützungsleistungen aus der Goebbels-Stiftung "Künstlerdank". Die Einschätzung des Gaupersonalamtsleiters lautete: "[] war vor dem Umbruch sozialistisch-demokratisch eingestellt, bekennt sich aber jetzt zum NS-Staat und ist Leser der NS-Presse."<ref>Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbauch Verlag 2009, S. 584 f.</ref> In der NS-Zeit zog sich Webern völlig aus dem öffentlichen Leben zurück.
  
Ab 1908 Engagements als Theaterkapellmeister (Wien, Danzig, Stettin). 1918-1932 wohnte Webern in Mödling (Neusiedlerstraße 58, Gedenktafel) und schaltete sich sehr aktiv ins Konzertleben ein. 1918-1922 wirkte er in dem von Schönberg gegründeten "Verein für musikalische Privataufführungen", 1921-1926 war er Leiter des Mödlinger Männergesangvereins, außerdem Dirigent des Schubertbunds und Chormeister; 1922-1934 leitete Webern die Wiener Arbeitersymphoniekonzerte und ab 1923 auch jene des Wiener Arbeitersingvereins. Gleichzeitig dirigierte Webern in verschiedenen europäischen Ländern (Deutschland, Schweiz, England, Spanien) und war ständig bei der [[Rundfunk|Radio Verkehrs AG]] tätig.  
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Webern komponierte insgesamt 31 Werke (Lieder, Gesänge und Instrumentalstücke), deren längstes nur zehn Minuten dauert; er wandelte die Zwölftonmusik in individueller Weise ab, ist ein Hauptvertreter der "Wiener Schule" und gehört zu den konsequentesten Komponisten der modernen Richtung.  
  
1932 übersiedelte Webern von Mödling nach Wien (14, Penzinger Straße 82) und noch im selben Jahr nach Maria Enzersdorf (Im Auholz 8). Ab 1933 lebte er zurückgezogen als Privatlehrer in Mödling. Als die Nationalsozialisten seine Werke ächteten, zog er sich völlig zurück. 1945 schlug sich Webern nach Mittersill durch.  
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1945 versuchte er, den Kriegswirren bei Verwandten in Mittersill zu entfliehen. Am Abend des 15. September kam der Komponist unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben. Als er in Mittersill vor das Haus treten wollte, um eine Zigarette zu rauchen, wurde er versehentlich erschossen: US-Soldaten hatten das Haus umstellt, da sie Weberns Schwiegersohn des Schwarzhandels verdächtigten.
  
Webern komponierte insgesamt 31 Werke (Lieder, Gesänge und Instrumentalstücke), deren längstes nur 10 Minuten dauert; er wandelte die Zwölftonmusik in individueller Weise ab, ist ein Hauptvertreter der "Wiener Schule" und gehört zu den konsequentesten Komponisten der modernen Richtung.  
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1924 und 1931 wurde der Komponist mit dem Preis der Stadt Wien geehrt.
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Ein Teilnachlass Anton Weberns befindet sich in der [[Wienbibliothek im Rathaus]].  
  
Preis der Stadt Wien für Musik (1924, 1931). Webern-Archiv in Chicago; Nachlass Paul-Sacher-Stiftung, Basel, Teilnachlass [[Wienbibliothek im Rathaus]].  
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1998 wurde der [[Anton-von-Webern-Platz]] nach dem Komponisten benannt. An seinem Geburtshaus in der [[Löwengasse]] 53 befindet sich eine Gedenktafel.  
  
[[Anton-von-Webern-Platz]]
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==Quellen==
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*[https://permalink.obvsg.at/wbr/AC15886457 Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Anton von Webern]
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*[https://permalink.obvsg.at/wbr/AC15929373 Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Anton von Webern]
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbr/name/view/3376713 Wienbibliothek Digital: Anton von Webern]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 15.
+
* [https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/anton-webern-wird-erschossen-tod-aus-versehen-zoom-1945-100.html Bernhard Neuhoff: Komponist Anton Webern wird erschossen. Tod aus Versehen. In: www.br-klassik.de, 15.09.2018] [Stand: 26.07.2019]
* Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
+
* Andreas Krause: Anton Webern und seine Zeit. Laaber: Laaber-Verlag 2001
* Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
 
* Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil L-Z. Mainz: Schott 1961
 
 
* Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993  
 
* Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993  
* Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die beiden Republiken. Wien: Verlag für Jugend & Volk S 357 ff.
 
 
* Dieter Rexroth [Hg.]: Opus Anton Webern. Ein Buch der alten Oper Frankfurt. Berlin: Quadriga 1984
 
* Dieter Rexroth [Hg.]: Opus Anton Webern. Ein Buch der alten Oper Frankfurt. Berlin: Quadriga 1984
* Herbert Eimert  [Hg.]: Anton von Webern. Dokumente - Bekenntnisse. Erkenntnisse - Analysen. Wien: Universal-Edition 1955
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*Ernst Hilmar: Anton Webern 1883–1983. Eine Festschrift zum hundertsten Geburtstag. Wien: Universal-Edition 1983
* Willi Reich: Anton von Webern. Weg und Gestalt ; in Selbstzeugnissen und Worten der Freunde. Zürich: Verlag Die Arche 1961
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*Hanspeter Krellmann: Anton Webern. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 1975
* Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 27 (1972), Heft 3 (Beiträge anläßlich des von der Gesellschaft für Musik veranstalteten Webern-Kongresses in Wien, darunter: Walter Szmolyan: Webern-Stätten in Österreich, 162 ff. und Heinz Schöny: Von den Vorfahren Anton von Weberns, S. 167)
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* Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 27 (1972), Heft 3 (Beiträge anläßlich des von der Gesellschaft für Musik veranstalteten Webern-Kongresses in Wien, darunter: Walter Szmolyan: Webern-Stätten in Österreich, 162 ff., und Heinz Schöny: Von den Vorfahren Anton von Weberns, S. 167)
* Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing 49, S 15 f.
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* Willi Reich: Anton von Webern. Weg und Gestalt; in Selbstzeugnissen und Worten der Freunde. Zürich: Verlag Die Arche 1961
* Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 06.10.1995)
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* Herbert Eimert [Hg.]: Anton von Webern. Dokumente – Bekenntnisse. Erkenntnisse – Analysen. Wien: Universal-Edition 1955
* Wiener Zeitung, 14.02.1987
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*[https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_W/Webern_Anton.xml Österreichisches Musiklexikon online: Anton Webern] [Stand: 24.07.2019]
* Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs, 03.03.1984
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* Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 16.02.1987
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Anton von Webern im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,118629786 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
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==Einzelnachweis==
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<references />
  
==Links==
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== Weblinks ==
* [http://data.onb.ac.at/nlv_lex/perslex/W/Webern_Anton.html Nachlässe in Österreich - Personenlexikon: Anton von Webern]
+
*[http://www.dasrotewien.at/seite/webern-anton-von Das rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: Anton von Webern]
* [http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_W/Webern_Anton.xml Österreichisches Musiklexikon: Anton (von) Webern]
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Webern Wikipedia: Anton Webern]
 
* [http://www.britannica.com/EBchecked/topic/638603/Anton-Webern Encyclopedia Britannica: Anton Webern]
 

Aktuelle Version vom 5. März 2024, 16:38 Uhr

Anton von Webern
Daten zur Person
Personenname Webern, Anton von
Abweichende Namensform Webern, Anton
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 5654
GND 118629786
Wikidata Q190933
Geburtsdatum 3. Dezember 1883
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 15. September 1945
Sterbeort Mittersill 4101059-0
Beruf Komponist, Kapellmeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Zwischenkriegszeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 5.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum 21. September 1945
Friedhof Ortsfriedhof Mittersill
Grabstelle
Bildname WSTLA Autographensammlung A2 Webern Anton.jpg
Bildunterschrift Anton von Webern
  • 3., Löwengasse 53 (Geburtsadresse)
  • 12., Schönbrunner Straße 320 (Wohnadresse)
  • 9., Ferstelgasse 6 (Wohnadresse)
  • 14., Penzinger Straße 82 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Leiter des Mödlinger Männergesangvereins (1921 bis 1926)

  • Preis der Stadt Wien für Musik (Verleihung: 1924)
  • Preis der Stadt Wien für Musik (Verleihung: 1931)

Anton von Webern (ab 1919 Anton Webern), * 3. Dezember 1883 Wien, † 15. September 1945 Mittersill, Komponist.

Biografie

Anton Friedrich Wilhelm von Webern war der Sohn des Bergbauingenieurs Carl von Webern. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt das Kind durch die Mutter. Bis 1890 lebte die Familie in Wien, dann in Graz, wo Anton Webern die Volksschule besuchte, und ab 1894 in Klagenfurt. Hier maturierte Webern 1902. Im selben Jahr wurde Weberns Vater nach Wien berufen und Anton von Webern begann an der Universität Wien bei Guido Adler das Studium der Musikwissenschaft. 1904 wurde Webern Kompositionsschüler Hans Pfitzners in Berlin, kehrte jedoch im selben Jahr nach Wien zurück, wo er Arnold Schönberg kennenlernte und von 1904 bis 1908 dessen Privatschüler war. Auch Alban Berg wurde damals von Schönberg unterrichtet. 1906 promovierte Webern mit einer Edition des "Choralis Constantinus" des Renaissance-Komponisten Heinrich Isaac, die 1909 als Band 32 der Denkmäler der Tonkunst in Österreich veröffentlicht wurde. Nach kleinen Engagements als Theaterkapellmeister in Wien und Bad Ischl wurde Webern 1910 Hilfskapellmeister in Danzig. Hier hatte er vor allem musikalische Possen und unbedeutende Operetten zu betreuen – eine Tätigkeit, die er zutiefst verabscheute.

Nach einer kurzen Episode als Operndirigent in Prag 1917 kehrte Webern 1918 nach Wien und Mödling zurück, wo der nie unterbrochene Kontakt mit Schönberg intensiviert wurde. Neben Arnold Schönberg und Alban Berg zählt Webern zu den Hauptvertretern der sogenannten Zweiten Wiener Schule. 1918 bis 1922 wirkte er in dem von Schönberg gegründeten "Verein für musikalische Privataufführungen", von 1921 bis 1926 war er Leiter des Mödlinger Männergesangvereins, außerdem Dirigent und Chormeister des Schubertbunds. Von 1922 bis 1934 leitete Webern die Wiener Arbeitersymphoniekonzerte und ab 1923 auch jene des Wiener Arbeitersingvereins. Zu dieser Zeit dirigierte Webern in verschiedenen europäischen Ländern (Deutschland, Schweiz, England, Spanien) und war ständig bei der Radio Verkehrs AG tätig. Einen besonderen Schwerpunkt setzte er mit der Aufführung von Werken Gustav Mahlers.

1932 übersiedelte Webern von Mödling nach Wien und noch im selben Jahr nach Maria Enzersdorf. Ab 1933 lebte er zurückgezogen als Privatlehrer in Mödling.

Obwohl die Nationalsozialisten ihn auf die Liste der "Musik-Bolschewisten" setzten, beantragte Webern im Krieg Unterstützungsleistungen aus der Goebbels-Stiftung "Künstlerdank". Die Einschätzung des Gaupersonalamtsleiters lautete: "[…] war vor dem Umbruch sozialistisch-demokratisch eingestellt, bekennt sich aber jetzt zum NS-Staat und ist Leser der NS-Presse."[1] In der NS-Zeit zog sich Webern völlig aus dem öffentlichen Leben zurück.

Webern komponierte insgesamt 31 Werke (Lieder, Gesänge und Instrumentalstücke), deren längstes nur zehn Minuten dauert; er wandelte die Zwölftonmusik in individueller Weise ab, ist ein Hauptvertreter der "Wiener Schule" und gehört zu den konsequentesten Komponisten der modernen Richtung.

1945 versuchte er, den Kriegswirren bei Verwandten in Mittersill zu entfliehen. Am Abend des 15. September kam der Komponist unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben. Als er in Mittersill vor das Haus treten wollte, um eine Zigarette zu rauchen, wurde er versehentlich erschossen: US-Soldaten hatten das Haus umstellt, da sie Weberns Schwiegersohn des Schwarzhandels verdächtigten.

1924 und 1931 wurde der Komponist mit dem Preis der Stadt Wien geehrt. Ein Teilnachlass Anton Weberns befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

1998 wurde der Anton-von-Webern-Platz nach dem Komponisten benannt. An seinem Geburtshaus in der Löwengasse 53 befindet sich eine Gedenktafel.

Quellen

Literatur

  • Bernhard Neuhoff: Komponist Anton Webern wird erschossen. Tod aus Versehen. In: www.br-klassik.de, 15.09.2018 [Stand: 26.07.2019]
  • Andreas Krause: Anton Webern und seine Zeit. Laaber: Laaber-Verlag 2001
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Dieter Rexroth [Hg.]: Opus Anton Webern. Ein Buch der alten Oper Frankfurt. Berlin: Quadriga 1984
  • Ernst Hilmar: Anton Webern 1883–1983. Eine Festschrift zum hundertsten Geburtstag. Wien: Universal-Edition 1983
  • Hanspeter Krellmann: Anton Webern. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 1975
  • Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 27 (1972), Heft 3 (Beiträge anläßlich des von der Gesellschaft für Musik veranstalteten Webern-Kongresses in Wien, darunter: Walter Szmolyan: Webern-Stätten in Österreich, 162 ff., und Heinz Schöny: Von den Vorfahren Anton von Weberns, S. 167)
  • Willi Reich: Anton von Webern. Weg und Gestalt; in Selbstzeugnissen und Worten der Freunde. Zürich: Verlag Die Arche 1961
  • Herbert Eimert [Hg.]: Anton von Webern. Dokumente – Bekenntnisse. Erkenntnisse – Analysen. Wien: Universal-Edition 1955
  • Österreichisches Musiklexikon online: Anton Webern [Stand: 24.07.2019]


Anton von Webern im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Einzelnachweis

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbauch Verlag 2009, S. 584 f.

Weblinks