Anton von Webern: Unterschied zwischen den Versionen

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Anton Friedrich Wilhelm  von Webern war der Sohn des Bergbauingenieruts Carl von Webern. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt das Kind durch die Mutter. Bis 1890  lebte die Familie in Wien,  dann in Graz, wo Anton Webern die Volksschule besuchte und ab 1894 in Klagenfurt. Hier maturierte Webern 1902. Im selbem Jahr wurde Weberns Vater nach Wien berufen und Anton von Webern begann an der [[https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Universit%C3%A4t_Wien_(Institution)|Universität Wien]] bei [[Guido Adler]]das Studium der Musikwissenschaft. 1904 wurde Webern Kompositionsschüler [[Hans Pfitzner]]s in Berlin, kehrte jedoch im selben Jahr nach Wien zurück, wo er [[Arnold Schönberg]] kennenlernte und von 1904 bis 1908 dessen Privatschüler war. Auch [[Alban Berg]] wurde damals von Schönberg unterrichtet. 1906 promovierte Webern mit einer Arbeit über den "Choralis Constantinus" des Renaissance-Komponisten Heinrich Isaac, die 1909 als Band 32 der Denkmäler der Tonkunst in Österreich erschien.  
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Anton Friedrich Wilhelm  von Webern war der Sohn des Bergbauingenieruts Carl von Webern. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt das Kind durch die Mutter. Bis 1890  lebte die Familie in Wien,  dann in Graz, wo Anton Webern die Volksschule besuchte und ab 1894 in Klagenfurt. Hier maturierte Webern 1902. Im selbem Jahr wurde Weberns Vater nach Wien berufen und Anton von Webern begann an der [[Universität (Institution)|Universität Wien]] bei [[Guido Adler]] das Studium der Musikwissenschaft. 1904 wurde Webern Kompositionsschüler [[Hans Pfitzner]]s in Berlin, kehrte jedoch im selben Jahr nach Wien zurück, wo er [[Arnold Schönberg]] kennenlernte und von 1904 bis 1908 dessen Privatschüler war. Auch [[Alban Berg]] wurde damals von Schönberg unterrichtet. 1906 promovierte Webern mit einer Edition des "Choralis Constantinus" des Renaissance-Komponisten Heinrich Isaac, die 1909 als Band 32 der Denkmäler der Tonkunst in Österreich veröffentlicht wurde.
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Nach kleinen Engagements als Theaterkapellmeister in Wien und Bad Ischl wurde Webern 1910 Hilfkapellmeister in Danzig. Hier hatte er vor allem musikalische Possen und unbedeutende Operetten zu betreuen - eine Tätigkeit, die er zutiefst verabscheute.
  
Danach schlug er sich als Theaerkapellmeister durch; zunächst mit kleinen Engagements in Wien und Bad Ischl. 1910 wurde Webern Hilfkapellmeister in Danzig. Hier hatte er vor allem musikalische Possen und unbedeutende Operetten zu betreuen - eine Tätigkeit, die er zutieefst verabscheute.
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Nach einer kurzen Episode als Operndirigent in Prag 1917 kehrte Webern 1918 nach Wien und Mödling zurück, wo der nie unterbrochene Kontakt mit Schönberg intensiviert wurde. Neben Arnold Schönberg und Alban Berg zählt Webern zu den Hauptvertretern der sogenannten Zweiten Wiener Schule. 1918 bis 1922 wirkte er in dem von Schönberg gegründeten "Verein für musikalische Privataufführungen", von 1921 bis 1926 war er Leiter des Mödlinger Männergesangvereins, außerdem Dirigent und Chormeister des Schubertbunds . Von 1922 bis 1934 leitete Webern die Wiener Arbeitersymphoniekonzerte und ab 1923 auch jene des Wiener Arbeitersingvereins. Zu dieser Zeit dirigierte Webern in verschiedenen europäischen Ländern (Deutschland, Schweiz, England, Spanien) und war ständig bei der [[Rundfunk|Radio Verkehrs AG]] tätig. Einen besonderen Schwerpunkt setzte er mit der Aufführung von Werken [[Gustav Mahler]]s.  
 
 
Nach einer kurzen Episode als Operndirigent in Prag 1917 kehrte Webern 1918 nach Wien und Mödling zurück, wo der nie unterbrochene Kontakt mit Schönberg intensiviert wrude. Neben Arnold Schönberg und Alban Berg zählt Webern zu den Hauptvertretern der sogenannten Zweiten Wiener Schule. 1918 bis 1922 wirkte er in dem von Schönberg gegründeten "Verein für musikalische Privataufführungen", von 1921 bis 1926 war er Leiter des Mödlinger Männergesangvereins, außerdem Dirigent des Schubertbunds und Chormeister. Von 1922 bis 1934 leitete Webern die Wiener Arbeitersymphoniekonzerte und ab 1923 auch jene des Wiener Arbeitersingvereins. Gleichzeitig dirigierte Webern in verschiedenen europäischen Ländern (Deutschland, Schweiz, England, Spanien) und war ständig bei der [[Rundfunk|Radio Verkehrs AG]] tätig. Einen besonderen Schwerpunkt setzte er mit der Aufführung von Werken [[Gustav Mahler]]s.  
 
  
 
1932 übersiedelte Webern von Mödling nach Wien  und noch im selben Jahr nach Maria Enzersdorf. Ab 1933 lebte er zurückgezogen als Privatlehrer in [[Mödling]].  
 
1932 übersiedelte Webern von Mödling nach Wien  und noch im selben Jahr nach Maria Enzersdorf. Ab 1933 lebte er zurückgezogen als Privatlehrer in [[Mödling]].  
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Webern komponierte insgesamt 31 Werke (Lieder, Gesänge und Instrumentalstücke), deren längstes nur 10 Minuten dauert; er wandelte die Zwölftonmusik in individueller Weise ab, ist ein Hauptvertreter der "Wiener Schule" und gehört zu den konsequentesten Komponisten der modernen Richtung.  
 
Webern komponierte insgesamt 31 Werke (Lieder, Gesänge und Instrumentalstücke), deren längstes nur 10 Minuten dauert; er wandelte die Zwölftonmusik in individueller Weise ab, ist ein Hauptvertreter der "Wiener Schule" und gehört zu den konsequentesten Komponisten der modernen Richtung.  
  
1945 versuchte er den Kriegswirren bei Verwandten in Mittersill zu entfliehen. Am Abend des 15. September kam der Komponist unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben. Als er in Mittersill vor das Haus getreten ist, um eine Zigarette zu rauchen, erschoss ihn einer der US-Soldaten, die das Haus umstellt hatten, da Weberns Schwiegersohn des Schwarzhandels verdächtigt wurde, versehentlich.   
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1945 versuchte er den Kriegswirren bei Verwandten in Mittersill zu entfliehen. Am Abend des 15. September kam der Komponist unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben. Als er in Mittersill vor das Haus getreten ist, um eine Zigarette zu rauchen, erschoss ihn einer der US-Soldaten versehentlich, die das Haus umstellt hatten, da Weberns Schwiegersohn des Schwarzhandels verdächtigt wurde.   
  
 
1924 und 1931 wurde der Komponist mit dem Preis der Stadt Wien geehrt.  
 
1924 und 1931 wurde der Komponist mit dem Preis der Stadt Wien geehrt.  

Version vom 23. Juli 2019, 11:12 Uhr

Anton von Webern
Daten zur Person
Personenname Webern, Anton von
Abweichende Namensform Webern, Anton
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 5654
GND 118629786
Wikidata
Geburtsdatum 3. Dezember 1883
Geburtsort Wien
Sterbedatum 15. September 1945
Sterbeort Mittersill
Beruf Komponist, Kapellmeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus / Handschriftensammlung / Musiksammlung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.07.2019 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum 21. September 1945
Friedhof Ortsfriedhof Mittersill
Grabstelle
Bildname WSTLA Autographensammlung A2 Webern Anton.jpg
Bildunterschrift Anton von Webern
  • 3., Löwengasse 53 (Geburtsadresse)
  • 12., Schönbrunner Straße 320 (Wohnadresse)
  • 9., Ferstelgasse 6 (Wohnadresse)
  • 14., Penzinger Straße 82 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Preis der Stadt Wien für Musik (Verleihung: 1924)
  • Preis der Stadt Wien für Musik (Verleihung: 1931)

  • Leiter des Mödlinger Männergesangvereins (1921 bis 1926)

Anton von Webern (ab 1918 Anton Webern), * 3. Dezember 1883 Wien, † 15. September 1945 Mittersill, Komponist.

Biografie

Anton Friedrich Wilhelm von Webern war der Sohn des Bergbauingenieruts Carl von Webern. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt das Kind durch die Mutter. Bis 1890 lebte die Familie in Wien, dann in Graz, wo Anton Webern die Volksschule besuchte und ab 1894 in Klagenfurt. Hier maturierte Webern 1902. Im selbem Jahr wurde Weberns Vater nach Wien berufen und Anton von Webern begann an der Universität Wien bei Guido Adler das Studium der Musikwissenschaft. 1904 wurde Webern Kompositionsschüler Hans Pfitzners in Berlin, kehrte jedoch im selben Jahr nach Wien zurück, wo er Arnold Schönberg kennenlernte und von 1904 bis 1908 dessen Privatschüler war. Auch Alban Berg wurde damals von Schönberg unterrichtet. 1906 promovierte Webern mit einer Edition des "Choralis Constantinus" des Renaissance-Komponisten Heinrich Isaac, die 1909 als Band 32 der Denkmäler der Tonkunst in Österreich veröffentlicht wurde. Nach kleinen Engagements als Theaterkapellmeister in Wien und Bad Ischl wurde Webern 1910 Hilfkapellmeister in Danzig. Hier hatte er vor allem musikalische Possen und unbedeutende Operetten zu betreuen - eine Tätigkeit, die er zutiefst verabscheute.

Nach einer kurzen Episode als Operndirigent in Prag 1917 kehrte Webern 1918 nach Wien und Mödling zurück, wo der nie unterbrochene Kontakt mit Schönberg intensiviert wurde. Neben Arnold Schönberg und Alban Berg zählt Webern zu den Hauptvertretern der sogenannten Zweiten Wiener Schule. 1918 bis 1922 wirkte er in dem von Schönberg gegründeten "Verein für musikalische Privataufführungen", von 1921 bis 1926 war er Leiter des Mödlinger Männergesangvereins, außerdem Dirigent und Chormeister des Schubertbunds . Von 1922 bis 1934 leitete Webern die Wiener Arbeitersymphoniekonzerte und ab 1923 auch jene des Wiener Arbeitersingvereins. Zu dieser Zeit dirigierte Webern in verschiedenen europäischen Ländern (Deutschland, Schweiz, England, Spanien) und war ständig bei der Radio Verkehrs AG tätig. Einen besonderen Schwerpunkt setzte er mit der Aufführung von Werken Gustav Mahlers.

1932 übersiedelte Webern von Mödling nach Wien und noch im selben Jahr nach Maria Enzersdorf. Ab 1933 lebte er zurückgezogen als Privatlehrer in Mödling.

Obwohl die Nationalsozialisten ihn auf die Liste der "Musik-Bolschewisten" setzten, beantragte Webern im Krieg Unterstützungsleistungen aus der Goebels-Stiftung "Künstlerdank". Die Einschätzung des Gaupersonalmtsleiter lautete: "[…] war vor dem Umbruch sozialistisch-demokratisch eingestellt, bekennt sich aber jetzt zum NS-Staat und ist Leser der NS-Presse."[1] In der NS-Zeit zog sich Webern völlig aus dem öffentlichen Leben zurück.

Webern komponierte insgesamt 31 Werke (Lieder, Gesänge und Instrumentalstücke), deren längstes nur 10 Minuten dauert; er wandelte die Zwölftonmusik in individueller Weise ab, ist ein Hauptvertreter der "Wiener Schule" und gehört zu den konsequentesten Komponisten der modernen Richtung.

1945 versuchte er den Kriegswirren bei Verwandten in Mittersill zu entfliehen. Am Abend des 15. September kam der Komponist unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben. Als er in Mittersill vor das Haus getreten ist, um eine Zigarette zu rauchen, erschoss ihn einer der US-Soldaten versehentlich, die das Haus umstellt hatten, da Weberns Schwiegersohn des Schwarzhandels verdächtigt wurde.

1924 und 1931 wurde der Komponist mit dem Preis der Stadt Wien geehrt. Ein Teilnachlass Anton Weberns befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

1998 wurde der Anton-von-Webern-Platz nach dem Komponisten benannt. An seinem Geburtshaus in der Löwengasse 53 befindet sich eine Gedenktafel.

Literatur

  • Andreas Krause: Anton Webern und seine Zeit. Laaber: Laaber-Verlag 2001
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Dieter Rexroth [Hg.]: Opus Anton Webern. Ein Buch der alten Oper Frankfurt. Berlin: Quadriga 1984
  • Ernst Hilmar: Anton Webern 1883 – 1983. Eine Festschrift zum hundertsten Geburtstag. Wien: Universal-Edition 1983
  • Hanspeter Krellmann: Anton Webern. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 1975
  • Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 27 (1972), Heft 3 (Beiträge anläßlich des von der Gesellschaft für Musik veranstalteten Webern-Kongresses in Wien, darunter: Walter Szmolyan: Webern-Stätten in Österreich, 162 ff. und Heinz Schöny: Von den Vorfahren Anton von Weberns, S. 167)
  • Willi Reich: Anton von Webern. Weg und Gestalt ; in Selbstzeugnissen und Worten der Freunde. Zürich: Verlag Die Arche 1961
  • Herbert Eimert [Hg.]: Anton von Webern. Dokumente - Bekenntnisse. Erkenntnisse - Analysen. Wien: Universal-Edition 1955
  • Österreichisches Musiklexikon online: Anton Webern

Einzelnachweis

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbauch Verlag 2009, S. 584 f.