Amtshaus (1, Rauhensteingasse 10): Unterschied zwischen den Versionen

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Amtshaus (1, Rauhensteingasse 10; Conskriptionsnummer 933; gegenüber dem [[Himmelpfortkloster]]); befand sich 1368-1785 als Kriminalgefängnis in Verwendung. Unter dem Amtshaus in der [[Rauhensteingasse]] befanden sich im Mittelalter unterirdische Keller, die bis weit unter die Nachbarhäuser reichten. Das Gefängnis bestand bereits im 15. Jahrhundert (der „Rauche Stein"), 1445 wird von einem „Schergenhaus" gesprochen. Zu dieser Zeit gab es Gefängnisse im Kärntnerturm und im Ratsturm, das „Diebshaus" und das Studentengefängnis, ferner ein landesfürstliches Gefängnis in der Burg und ein weiteres im Hubhaus. Seit der Kärntnerturm nur noch Fortifikationszwecken diente, war der „Rauche Stein" das Hauptgefängnis der Stadt; hier wurden im Spätmittelalter auch grundsätzlich Folterungen verschiedene Grades durchgeführt (1485 wurde auch der eingekerkerte Bürgermeister Lorenz Haiden hier gefoltert). 1608 wurde das für „Malefizverbrecher" bestimmte Gebäude neu erbaut (im Volksmund hieß das Gebäude deshalb „Malefizspitzbubenhaus"); ab 1637 war der mittlere Trakt mit einer getürmten Kapelle („Zum heiligen Kreuz") ausgestattet. In diesem Haus wohnte eine Zeitlang auch der Scharfrichter. 1722 wurde das Gebäude abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt (Kriminalgefängnis), in dessen unterirdischen Gefängnissen weiterhin „peinliche fragen" gestellt wurden. Als 1782 das [[Siebenbüchnerinnenkloster]] aufgehoben und teilweise als Polizeihaus verwendet, außerdem die [[Schranne]] (Hoher Markt) vergrößert wurde, kamen die Leichtverbrecher ins Polizeihaus, die Schwerverbrecher hingegen in die Schranne. Das Amtshaus wurde 1785 aufgelassen, an den Hofschmied Johann Michael Holzer verkauft, 1786 abgebrochen und durch das Privathaus „Zur österreichischen Krone" ersetzt. Das Kreuz mit dem Heiland auf dem Ölberg, das an der Fassade des Amtshauses angebracht gewesen war, wurde samt den Kreuzen der beiden Schacher in die offene, der Mariahilfer Kirche angebundene Straßenkapelle (6, Barnabitengasse) übertragen. Da die Verbrecher in den unterirdischen Gefängnissen auf Strohmatten (im Volksmund „Strohdacken") liegen mußten, hieß es im Volksmund „der kommt auf die Dacken"; ein schmaler Verkehrsweg in der Nähe des Amtshauses führte den Namen „[[Auf der Dacken (1)|Auf der Dacken]]".
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Amtshaus (1, Rauhensteingasse 10; Konskriptionsnummer 933; gegenüber dem [[Himmelpfortkloster]]); befand sich 1368-1785 als Kriminalgefängnis in Verwendung. Unter dem Amtshaus in der [[Rauhensteingasse]] befanden sich im Mittelalter unterirdische Keller, die bis weit unter die Nachbarhäuser reichten. Das Gefängnis bestand bereits im 15. Jahrhundert (der „Rauche Stein"), 1445 wird von einem „Schergenhaus" gesprochen. Zu dieser Zeit gab es Gefängnisse im Kärntnerturm und im Ratsturm, das „Diebshaus" und das Studentengefängnis, ferner ein landesfürstliches Gefängnis in der Burg und ein weiteres im Hubhaus. Seit der Kärntnerturm nur noch Fortifikationszwecken diente, war der „Rauche Stein" das Hauptgefängnis der Stadt; hier wurden im Spätmittelalter auch grundsätzlich Folterungen verschiedenen Grades durchgeführt (1485 wurde auch der eingekerkerte Bürgermeister Lorenz Haiden hier gefoltert). 1608 wurde das für „Malefizverbrecher" bestimmte Gebäude neu erbaut (im Volksmund hieß das Gebäude deshalb „Malefizspitzbubenhaus"); ab 1637 war der mittlere Trakt mit einer getürmten Kapelle („Zum heiligen Kreuz") ausgestattet. In diesem Haus wohnte eine Zeitlang auch der Scharfrichter. 1722 wurde das Gebäude abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt (Kriminalgefängnis), in dessen unterirdischen Gefängnissen weiterhin „peinliche fragen" gestellt wurden. Als 1782 das [[Siebenbüchnerinnenkloster]] aufgehoben und teilweise als Polizeihaus verwendet, außerdem die [[Schranne]] (Hoher Markt) vergrößert wurde, kamen die Leichtverbrecher ins Polizeihaus, die Schwerverbrecher hingegen in die Schranne. Das Amtshaus wurde 1785 aufgelassen, an den Hofschmied Johann Michael Holzer verkauft, 1786 abgebrochen und durch das Privathaus „Zur österreichischen Krone" ersetzt. Das Kreuz mit dem Heiland auf dem Ölberg, das an der Fassade des Amtshauses angebracht gewesen war, wurde samt den Kreuzen der beiden Schacher in die offene, der Mariahilfer Kirche angebundene Straßenkapelle (6, Barnabitengasse) übertragen. Da die Verbrecher in den unterirdischen Gefängnissen auf Strohmatten (im Volksmund „Strohdacken") liegen mussten, hieß es im Volksmund „der kommt auf die Dacken"; ein schmaler Verkehrsweg in der Nähe des Amtshauses führte den Namen „[[Auf der Dacken (1)|Auf der Dacken]]".

Version vom 30. Juli 2014, 09:11 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Schergenhaus, Rauche Stein
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 22946
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 30.07.2014 durch WIEN1.lanm08mak
  • 1., Rauhensteingasse 10
  • Nr.: 933 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 969 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 991 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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Amtshaus (1, Rauhensteingasse 10; Konskriptionsnummer 933; gegenüber dem Himmelpfortkloster); befand sich 1368-1785 als Kriminalgefängnis in Verwendung. Unter dem Amtshaus in der Rauhensteingasse befanden sich im Mittelalter unterirdische Keller, die bis weit unter die Nachbarhäuser reichten. Das Gefängnis bestand bereits im 15. Jahrhundert (der „Rauche Stein"), 1445 wird von einem „Schergenhaus" gesprochen. Zu dieser Zeit gab es Gefängnisse im Kärntnerturm und im Ratsturm, das „Diebshaus" und das Studentengefängnis, ferner ein landesfürstliches Gefängnis in der Burg und ein weiteres im Hubhaus. Seit der Kärntnerturm nur noch Fortifikationszwecken diente, war der „Rauche Stein" das Hauptgefängnis der Stadt; hier wurden im Spätmittelalter auch grundsätzlich Folterungen verschiedenen Grades durchgeführt (1485 wurde auch der eingekerkerte Bürgermeister Lorenz Haiden hier gefoltert). 1608 wurde das für „Malefizverbrecher" bestimmte Gebäude neu erbaut (im Volksmund hieß das Gebäude deshalb „Malefizspitzbubenhaus"); ab 1637 war der mittlere Trakt mit einer getürmten Kapelle („Zum heiligen Kreuz") ausgestattet. In diesem Haus wohnte eine Zeitlang auch der Scharfrichter. 1722 wurde das Gebäude abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt (Kriminalgefängnis), in dessen unterirdischen Gefängnissen weiterhin „peinliche fragen" gestellt wurden. Als 1782 das Siebenbüchnerinnenkloster aufgehoben und teilweise als Polizeihaus verwendet, außerdem die Schranne (Hoher Markt) vergrößert wurde, kamen die Leichtverbrecher ins Polizeihaus, die Schwerverbrecher hingegen in die Schranne. Das Amtshaus wurde 1785 aufgelassen, an den Hofschmied Johann Michael Holzer verkauft, 1786 abgebrochen und durch das Privathaus „Zur österreichischen Krone" ersetzt. Das Kreuz mit dem Heiland auf dem Ölberg, das an der Fassade des Amtshauses angebracht gewesen war, wurde samt den Kreuzen der beiden Schacher in die offene, der Mariahilfer Kirche angebundene Straßenkapelle (6, Barnabitengasse) übertragen. Da die Verbrecher in den unterirdischen Gefängnissen auf Strohmatten (im Volksmund „Strohdacken") liegen mussten, hieß es im Volksmund „der kommt auf die Dacken"; ein schmaler Verkehrsweg in der Nähe des Amtshauses führte den Namen „Auf der Dacken".