Altlerchenfelder Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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Nachdem 1843 ein Neubau beschlossen worden war, begann 1848 [[Paul Sprenger]] mit den Bauarbeiten, doch gedieh der Neubau nur bis zur Sockelhöhe. Nach zahlreichen Protesten und aufgrund eines Einspruchs des Ingenieur- und Architektenvereins wurde der Bau eingestellt, Sprenger die Bauleitung entzogen und dieselbe (nach einer Konkurrenzausschreibung, an der sich acht Architekten beteiligten) dem Schweizer Johann Georg Müller (* 15. September 1822 Mosnang bei St. Gallen) übertragen (Gedenktafel links vom Hauptportal). Nach Müllers Tod (2. Mai 1849) führte den Bau [[Eduard van der Nüll]] weiter, unter dessen Leitung die in romantisierenden Formen gehaltene Kirche durch [[Franz Sitte]] vollendet wurde (Weihe 29. September 1861).  
 
Nachdem 1843 ein Neubau beschlossen worden war, begann 1848 [[Paul Sprenger]] mit den Bauarbeiten, doch gedieh der Neubau nur bis zur Sockelhöhe. Nach zahlreichen Protesten und aufgrund eines Einspruchs des Ingenieur- und Architektenvereins wurde der Bau eingestellt, Sprenger die Bauleitung entzogen und dieselbe (nach einer Konkurrenzausschreibung, an der sich acht Architekten beteiligten) dem Schweizer Johann Georg Müller (* 15. September 1822 Mosnang bei St. Gallen) übertragen (Gedenktafel links vom Hauptportal). Nach Müllers Tod (2. Mai 1849) führte den Bau [[Eduard van der Nüll]] weiter, unter dessen Leitung die in romantisierenden Formen gehaltene Kirche durch [[Franz Sitte]] vollendet wurde (Weihe 29. September 1861).  
  
Äußeres: Kreuzförmiger basilikaler Backsteinbau in einheitlich romanischen Formen, mit flächiger doppeltürmiger Fassade, oktogonalem Vierungsturm (mit Zeltdach) und hoher Apsis. Statuen der Apostel Petrus und Paulus über dem Hauptportal (von [[Johann Baptist Preleuthner]]).  
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Äußeres: Kreuzförmiger basilikaler Backsteinbau in einheitlich [[Romanik|romanischen]] Formen, mit flächiger doppeltürmiger Fassade, oktogonalem Vierungsturm (mit Zeltdach) und hoher Apsis. Statuen der Apostel Petrus und Paulus über dem Hauptportal (von [[Johann Baptist Preleuthner]]).  
  
Inneres: Die Kirche wurde unter der Leitung [[Eduard van der Nüll|van der Nülls]] durch namhafte Künstler ausgeschmückt (Gedenktafel rechts vom Hauptportal). Das dreischiffige Langhaus besitzt Kreuzrippengewölbe; der Chor ist entgegen der Tradition nach Westen orientiert; alle Wandflächen sind polychromiert. Nach dem Gesamtprogramm [[Josef Führich|Josef von Führichs]] entstand ein vom „Ersten Schöpfungstag" bis zum „Jüngsten Gericht" reichender Freskenzyklus, das bedeutendste Zeugnis der [[Nazarener]] in Wien. Nach Führichs Kartons malten [[Eduard Engerth]] das Apsisfresko (1858) sowie [[Leopold Kupelwieser]] das „Jüngste Gericht" und den „Engelsturz" an der Eingangswand (1860). Selbständig arbeiteten [[Carl Blaas]] und [[Franz Josef Dobiaschofsky]]; weiters wirkten [[Joseph Binder (Maler, 1805-1863) |Joseph Binder]], [[Joseph Schoenmann]], [[Leopold Schulz]] und Carl Johann Nepomuk Hemerlein mit. Der Freskenzyklus beinhaltet im einzelnen in der Vorhalle die Schöpfungsgeschichte (von Joseph Binder), im Mittelschiff die Lebensgeschichte Christi (von Karl Mayer), stellt darüber (in den sternenbesetzten Feldern der Wölbung) Tugenden dar und im Oktogon der Kuppel des Vierungsturms Allegorien der acht Seligkeiten (von Kupelwieser); die Seitenschiffe sind dem Alten Testament gewidmet (links Engerth, rechts Schoenmann, beide 1857), das Querschiff malte Kupelwieser (links Stirnwand: Abendmahl, rechts Stirnwand: „Wiener Madonna" mit Kahlenberg im Hintergrund); für das Presbyterium lieferte Führich die Entwürfe (Ausführung Engerth, vollendet 1858). Zu Ehren der Kirchenpatrone (sieben Zufluchten) besitzt die Kirche sieben Glocken (1856), die im As-Dur-Akkord läuten. Der Baustil der Kirche entfaltet das Ideal einer "religiösen [[Romantik]]" mit der der josephinische Rationalismus "überwunden" werden sollte.
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Inneres: Die Kirche wurde unter der Leitung [[Eduard van der Nüll|van der Nülls]] durch namhafte Künstler ausgeschmückt (Gedenktafel rechts vom Hauptportal). Das dreischiffige Langhaus besitzt Kreuzrippengewölbe; der Chor ist entgegen der Tradition nach Westen orientiert; alle Wandflächen sind polychromiert. Nach dem Gesamtprogramm [[Josef Führich|Josef von Führichs]] entstand ein vom „Ersten Schöpfungstag" bis zum „Jüngsten Gericht" reichender Freskenzyklus, das bedeutendste Zeugnis der [[Nazarener]] in Wien. Nach Führichs Kartons malten [[Eduard Engerth]] das Apsisfresko (1858) sowie [[Leopold Kupelwieser]] das „Jüngste Gericht" und den „Engelsturz" an der Eingangswand (1860). Selbständig arbeiteten [[Carl Blaas]] und [[Franz Josef Dobiaschofsky]]; weiters wirkten [[Joseph Binder (Maler, 1805-1863) |Joseph Binder]], [[Joseph Schoenmann]], [[Leopold Schulz]] und Carl Johann Nepomuk Hemerlein mit. Der Freskenzyklus beinhaltet im einzelnen in der Vorhalle die Schöpfungsgeschichte (von Joseph Binder), im Mittelschiff die Lebensgeschichte Christi (von Karl Mayer), stellt darüber (in den sternenbesetzten Feldern der Wölbung) Tugenden dar und im Oktogon der Kuppel des Vierungsturms Allegorien der acht Seligkeiten (von Kupelwieser); die Seitenschiffe sind dem Alten Testament gewidmet (links Engerth, rechts Schoenmann, beide 1857), das Querschiff malte Kupelwieser (links Stirnwand: Abendmahl, rechts Stirnwand: „Wiener Madonna" mit Kahlenberg im Hintergrund); für das Presbyterium lieferte Führich die Entwürfe (Ausführung Engerth, vollendet 1858). Zu Ehren der Kirchenpatrone (sieben Zufluchten) besitzt die Kirche sieben Glocken (1856), die im As-Dur-Akkord läuten. Der Baustil der Kirche entfaltet das Ideal einer "religiösen Romantik" mit der der josephinische Rationalismus "überwunden" werden sollte.
  
 
== Literatur ==  
 
== Literatur ==  

Version vom 18. Juli 2019, 08:57 Uhr

Die Kirche "Zu den sieben Zufluchten" (Pfarrkirche Altlerchenfeld) um 1860
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Zu den sieben Zufluchten
Frühere Bezeichnung Michaelskapelle
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Paul Sprenger, Johann Georg Müller, Eduard van der Nüll
Prominente Bewohner
PageID 21403
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.07.2019 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname Altlerchenfelder Kirche.jpg
Bildunterschrift Die Kirche "Zu den sieben Zufluchten" (Pfarrkirche Altlerchenfeld) um 1860
  • 7., Lerchenfelder Straße 103-109

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48° 12' 26.29" N, 16° 20' 33.65" E  zur Karte im Wien Kulturgut


Altlerchenfelder Kirche (7., Schottenfeldgasse 99, Lerchenfelder Straße nach 111; Pfarrkirche "Zu den sieben Zufluchten"). Vermutlich 1715 (laut Rotter am 11. Februar) wurde vom Hofbäcker der Kaiserin Amalie, Michael Knorr, eine Kapelle gegründet, die dem heiligen Sebastian, dem heiligen Rochus und der heiligen Rosalia geweiht, von der Bevölkerung jedoch (nach ihrem Stifter) kurzerhand Michaelskapelle genannt wurde. Ihr Standort lag etwa beim Beginn der heutigen Schottenfeldgasse. Die Bezeichnung „Zu den sieben Zufluchten" geht möglicherweise auf eine Bruderschaft zurück. Unter den sieben Zufluchten versteht man die Dreifaltigkeit, den gekreuzigten Christus, die Altarsakramente, die Muttergottes, die Schutzengel, alle Heiligen und die armen Seelen im Fegefeuer; sie werden in Österreich schon seit alters verehrt. Die Bruderschaftsandacht, die wohl auf das Barockzeitalter zurückgeht, wurde von den Romantikern in kongenialer Weise aufgegriffen. 1760 wurde die Kapelle durch einen Holzbau vergrößert. 1779 bewilligte Maria Theresia, da die Kapelle für die angewachsene Bevölkerung der Vorstadt zu klein geworden war, den Bau einer Kirche; 1780 wurde die Kapelle abgebrochen und 1781/1782 durch eine Kirche (mit Türmchen) ersetzt, die 1783 zur Pfarrkirche erhoben wurde. An dieser Kirche wirkte Schuldirektor Ferdinand Schubert (der Bruder von Franz) als Regens chori.

Neubau

Lerchenfelder Straße 111 (Oktober 2018).

Nachdem 1843 ein Neubau beschlossen worden war, begann 1848 Paul Sprenger mit den Bauarbeiten, doch gedieh der Neubau nur bis zur Sockelhöhe. Nach zahlreichen Protesten und aufgrund eines Einspruchs des Ingenieur- und Architektenvereins wurde der Bau eingestellt, Sprenger die Bauleitung entzogen und dieselbe (nach einer Konkurrenzausschreibung, an der sich acht Architekten beteiligten) dem Schweizer Johann Georg Müller (* 15. September 1822 Mosnang bei St. Gallen) übertragen (Gedenktafel links vom Hauptportal). Nach Müllers Tod (2. Mai 1849) führte den Bau Eduard van der Nüll weiter, unter dessen Leitung die in romantisierenden Formen gehaltene Kirche durch Franz Sitte vollendet wurde (Weihe 29. September 1861).

Äußeres: Kreuzförmiger basilikaler Backsteinbau in einheitlich romanischen Formen, mit flächiger doppeltürmiger Fassade, oktogonalem Vierungsturm (mit Zeltdach) und hoher Apsis. Statuen der Apostel Petrus und Paulus über dem Hauptportal (von Johann Baptist Preleuthner).

Inneres: Die Kirche wurde unter der Leitung van der Nülls durch namhafte Künstler ausgeschmückt (Gedenktafel rechts vom Hauptportal). Das dreischiffige Langhaus besitzt Kreuzrippengewölbe; der Chor ist entgegen der Tradition nach Westen orientiert; alle Wandflächen sind polychromiert. Nach dem Gesamtprogramm Josef von Führichs entstand ein vom „Ersten Schöpfungstag" bis zum „Jüngsten Gericht" reichender Freskenzyklus, das bedeutendste Zeugnis der Nazarener in Wien. Nach Führichs Kartons malten Eduard Engerth das Apsisfresko (1858) sowie Leopold Kupelwieser das „Jüngste Gericht" und den „Engelsturz" an der Eingangswand (1860). Selbständig arbeiteten Carl Blaas und Franz Josef Dobiaschofsky; weiters wirkten Joseph Binder, Joseph Schoenmann, Leopold Schulz und Carl Johann Nepomuk Hemerlein mit. Der Freskenzyklus beinhaltet im einzelnen in der Vorhalle die Schöpfungsgeschichte (von Joseph Binder), im Mittelschiff die Lebensgeschichte Christi (von Karl Mayer), stellt darüber (in den sternenbesetzten Feldern der Wölbung) Tugenden dar und im Oktogon der Kuppel des Vierungsturms Allegorien der acht Seligkeiten (von Kupelwieser); die Seitenschiffe sind dem Alten Testament gewidmet (links Engerth, rechts Schoenmann, beide 1857), das Querschiff malte Kupelwieser (links Stirnwand: Abendmahl, rechts Stirnwand: „Wiener Madonna" mit Kahlenberg im Hintergrund); für das Presbyterium lieferte Führich die Entwürfe (Ausführung Engerth, vollendet 1858). Zu Ehren der Kirchenpatrone (sieben Zufluchten) besitzt die Kirche sieben Glocken (1856), die im As-Dur-Akkord läuten. Der Baustil der Kirche entfaltet das Ideal einer "religiösen Romantik" mit der der josephinische Rationalismus "überwunden" werden sollte.

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 165 f.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 148 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 99 f.
  • Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 50 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 131 f.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 69
  • Joseph Führich: Die Altlerchenfelder Kirche. Kurzgefaßte Erklärung über deren Bau sowie den Bilder-Cyklus. 1873
  • Franz Rieger: Die Altlerchenfelder Kirche. 1911
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 70 f.
  • Ludwig Sackmauer: Die Altlerchenfelder, in: Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 22/1961, S. 3 f.
  • F. A. Thomek, Stephan Seeliger: Die Altlerchenfelder. 1961
  • Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740-1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 1) 7/2, S. 123 f.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 8/1. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 25 ff.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 84 f. (Sprengel), S. 245 (Matrikenbestand)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 243