Alexander Roda Roda: Unterschied zwischen den Versionen

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Roda Roda Alexander (bis 1906 Sándor [Alexander] Friedrich Rosenfeld; Pseudonym Aba Aba, Nikolaus Suchy), * 13. April 1872 Drnowitz, Mähren (Drnovice, Tschechische Republik), † 20. August 1945 New York (Überführung der Urne auf den Wiener Zentralfriedhof 1948), Schriftsteller, Journalist, Gattin (19. Oktober 1907 München [standesamtlich nach Scheidung]) Elisabeth, geborene Luckfeld von Weysen, verwitwete Freifrau von Zeppelin (* 6. Februar 1882, Heirat [1900] mit dem Gutsbesitzer Ludwig Freiherr von Zeppelin, der nach enormen Spielschulden 1904 flüchtete, Verbindung mit Roda Roda "in freier Ehe" 1905).
 
Roda Roda Alexander (bis 1906 Sándor [Alexander] Friedrich Rosenfeld; Pseudonym Aba Aba, Nikolaus Suchy), * 13. April 1872 Drnowitz, Mähren (Drnovice, Tschechische Republik), † 20. August 1945 New York (Überführung der Urne auf den Wiener Zentralfriedhof 1948), Schriftsteller, Journalist, Gattin (19. Oktober 1907 München [standesamtlich nach Scheidung]) Elisabeth, geborene Luckfeld von Weysen, verwitwete Freifrau von Zeppelin (* 6. Februar 1882, Heirat [1900] mit dem Gutsbesitzer Ludwig Freiherr von Zeppelin, der nach enormen Spielschulden 1904 flüchtete, Verbindung mit Roda Roda "in freier Ehe" 1905).
  
 
==Biographie==
 
==Biographie==
Besuchte die Schule in Esseg, Kremsier und Ungarisch-Hradisch, studierte 1890-1893 an der Universität Wien Jus und diente 1893-1900 in der k. und k. Armee (Publikationen über Reitlehrer, Pferde usw.). 1901 trat er (nach Suspendierung 1900) aus der Armee aus und arbeitete ab 1902 als freier Schriftsteller und Journalist (Die Muskete, Simplicissimus, Neue Freie Presse, wobei er sich auf Humoresken spezialisierte); vor dem Ersten Weltkrieg trat er auch im Kabarett [[Nachtlicht]] auf. Bereits 1902 schrieb er das Drama "Dana Petrowitsch", 1903 erhielt er einen Preis für die Humoreske "Der Diplomat", 1904 erschienen "Die Sonnenkönigin" und "Soldaten", 1906 "Eines Esels Kinnbacke" und 1909 "Schummler, Bummler, Rossetummler" und "Der Pascha lacht". Bald nach der Uraufführung (Neue Wiener Bühne) wurde sein Stück "Der Feldherrnhügel" wegen "Beleidigung von Militärpersonen" verboten. 1912 schrieb er "Bubi", 1913 "500 Schwanke", 1914-1918 war er als Kriegsberichterstatter der Neuen Freien Presse tätig, 1918 erschienen "Das Rosenland" und "Serbisches Tagebuch". 1918 lebte Roda Roda in Bulgarien, 1919 übersiedelte er nach München, 1926 nach Paris und 1928 nach Berlin; in diesen Jahren schrieb er "Die sieben Leidenschaften" (1921), "Morgensonne, Morgenland" (1922) und "Ein Frühling in Amerika" (1924). In der Verfilmung des "Feldherrnhügels" (Stummfilm) spielte Roda Roda selbst den Korpskommandanten; 1930-1933 übernahm er mehrere Rollen in Tonfilmen. 1935 schrieb er "Die Panduren", 1937 lebte er vor allem in der Slowakei und in Brüssel ("Emigration auf Probe"), 1938 emigrierte er in die Schweiz und 1940 in die USA.
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Der Sohn des Gutsbesitzerverwalters Leopold Rosenfeld und seiner Frau Rosalie Stein besuchte nach der Volksschule in Esseg (Osijek) die Gymnasien in Kremsier (Kromeříž, Mähren, ab 1882) und in Ungarisch-Hradisch (Uherské Hradiště, Mähren, ab 1889), wo er maturierte. Zum Jus-Studium schrieb sich Sándor Friedrich Rosenfeld 1890 an der Universität Wien ein. Nach dem Einjährig-Freiwilligen 1892 entschied er sich für die Offizierslaufbahn und gab 1893 das Studium auf. Auch seine Konvertierung vom jüdischen zum römisch-katholischen Glauben resultierte 1894 aus der Entscheidung für die militärische Karriere. Ein Unfall verhinderte 1900 allerdings die Fortführung seiner Tätigkeit als Reitlehrer bei der Offiziersequitation in Schloss Hof. Nach weiteren Stationen in Graz, Esseg und Karst bat er 1901 im Rang eines Oberleutnants um die Versetzung in die Reserve, nachdem er zuvor wegen eines Konflikts mit einem ranghöheren Offizier vorübergehend suspendiert worden war. Zu dieser Zeit begann Roda – den Namen hatte er im April 1899 vor dem Gesetz angenommen – in Esseg seine berühmte Affäre mit der Schauspielerin Adele Sandrock. 1902 übersiedelte er nach Wien, wo Roda seine literarische Laufbahn, u. a. waren Texte in der „Jugend“ und auch im „Simplicissimus“ erschienen, zu forcieren gedachte. Bei „Danzer’s Armee-Zeitung“ gewann er 1903 mit dem Prosastück „Der Diplomat“ einen Preis. In seinem ersten Erfolgsstück „Dana Petrowitsch“ brachte er die Beziehung zur Sandrock auf die Bühne. Obwohl er in Wiener Künstlerkreisen reüssierte, entschied er sich 1904 für die Übersiedlung nach Berlin, wo er sich auf Kabarettbühnen einen Namen machte und Elsbeth Freifrau von Zeppelin kennenlernte, mit der er zunächst in „freier Ehe“ lebte. Heiraten wird er sie erst in München, wohin er 1906 übersiedelt war. In Wien sollte Roda nie wieder einen festen Wohnsitz haben, doch belegen „Meldezettel für Reisende“ aus dem Wiener Stadt- und Landesarchiv, dass er die Haupt- und Residenzstadt häufig besuchte. So nahm er etwa im Februar/März 1907 für rund vier Wochen Logis in der Goldschmidgasse, dann schon unter dem Namen Alexander Roda Roda – die Verdoppelung hatte er Anfang 1906 offiziell zum Familiennamen gemacht. Die Zeit in Wien nutzte er für Auftritte in den Cabarets „[[Nachtlicht]]“ und „Fledermaus“. Da sahen ihn die Besucher bereits mit seinen Markenzeichen: Monokel und roter Weste. Letztere hatte er sich aus seiner Uniform schneidern lassen, im Juni 1907 verlor er seinen militärischen Rang. Vor dem Ersten Weltkrieg zeigte sich Roda Roda sehr produktiv. Neben zahlreichen Büchern legte er etliche Stücke vor. Die umgehend verbotene Komödie „Der Feldherrnhügel“ (mit Carl Rößler, UA 23.12.1909, Neue Wiener Bühne) sowie die Operette „Majestät Mimi“ (mit Felix Dörmann, UA 11.2.1911, Carl-Theater) wurden in Wien uraufgeführt.
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Seit August 1914 war Roda Roda als Kriegsberichterstatter für die „Neue Freie Presse“ tätig und legte bis 1918 mehrere hundert Artikel vor. Nach Kriegsende ging Roda Roda zurück nach München. Der Globetrotter übersiedelte 1926 nach Paris, zwei Jahre später zog es ihn erneut nach Berlin. Inzwischen hatte Roda Roda das Medium Film für sich entdeckt. 1926 fand in Wien die Uraufführung des Films „Der Feldherrnhügel“ statt, bei der Roda Roda auch die wichtige Rolle des Korpskommandanten verkörperte. Sechs Jahre später lief der Streifen auch als Tonfilm in den Wiener Kinos. Nach Hitlers Machtübernahme kehrte Roda Roda nach Österreich zurück, entschied sich jedoch für Graz als Lebensmittelpunkt. Freilich spielte Wien weiter eine wichtige Rolle in Roda Rodas Biographie. So heiratete seine Tochter Dana hier am 4. November 1933 den Schriftsteller Ulrich Becher, der Monate zuvor zu den jüngsten von den Nationalsozialisten verbrannten Autoren gehört hatte. Uraufgeführt wurden in Wien auch eine Neuauflage des „Feldherrnhügels“ unter dem Titel „O du mein Österreich“ (UA 7.11.1933, Wiener Stadttheater) sowie das unter dem Pseudonym Nikolaus Suchy vorgelegte Stück „Die Majorische“ (UA 30.12.1933, Akademietheater). Seinem feinen politischen Sensorium ist es geschuldet, dass er das Land noch vor dem „Anschluss“ verließ, zunächst mit dem Ziel Slowakei und schließlich in Richtung Brüssel. Am 9. März 1938 begann das temporäre Exil Roda Rodas in Zürich, im Frühjahr 1939 übersiedelte er nach Genf. Doch die Schweizer Behörden forderten ihn auf, das Land zu verlassen. Ende Januar 1940 traf er in New York ein, wo er am 20. August 1945 einer Leukämie-Erkrankung erlag. Seine Urne wurde 1948 nach Wien überführt und auf dem Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt, das der Künstler [[Fritz Wotruba]] gestaltet hat.
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Ein Teilnachlass mit Briefen und Manuskripten Roda Rodas gelangte 1942 unter ungeklärten Umständen an die Österreichische Nationalbibliothek. Das Material wurde im Juli 2002 an die Erben zurückerstattet und von der damaligen Wiener Stadt- und Landesbibliothek erworben (ZPH 1262), wo es heute zwei weitere Nachlassteile ergänzt (ZPH 670, ZPH 1526).
  
 
[[Roda-Roda-Gasse]].
 
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==Literatur==  
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==Werke (Auswahl)==
*Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
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*Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
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*Alexander Roda Roda: Der gemüthskranke Husar und andere Militärhumoresken. Wien: Seidel 1903
*Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
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*Alexander Roda Roda: Dana Petrowitsch. Wien, Leipzig: Wiener Verlag 1904.
*Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
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*Alexander Roda Roda: Frau Helenens Ehescheidung. Wien: Konegen 1904
*Rotraut Hackermüller: Einen Handkuß der Gnädigsten.Roda Roda Bildbiographie. Wien [u.a.]: Herold 1986
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*Alexander Roda Roda: Dieser Schurk‘, der Matkowitsch. Wien: Konegen 1904
*Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 18.08.1955, 18.08.1970, 11.04.1972, 19.04.1988
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*Alexander Roda Roda: Soldatengeschichten. 2 Bde. Wien: Seidel 1904
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*Alexander Roda Roda: Die Sonnenkönigin und andere Novellen. Wien, Leipzig: Wiener Verlag 1904
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*Alexander Roda Roda: Eines Esels Kinnbacke. Schwänke und Schnurren, Satiren und Gleichnisse. München, Berlin: Schuster & Löffler 1906
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*Alexander Roda Roda: Der Schnaps, Rauchtabak und die verfluchte Liebe. Berlin: Schuster & Löffler 1908
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*Alexander Roda Roda: Schummler, Bummler, Rossetummler. Balkangeschichten. Berlin: Schuster & Löffler 1909
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*Alexander Roda Roda: Der Pascha lacht. Morgenländische Schwänke. Eigenes und Echtes. Berlin: Schuster & Löffler 1909
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*Alexander Roda Roda: Welthumor in fünf Bänden. Hg. gemeinsam mit Theodor Etzel. Berlin: Schuster & Löffler 1910–1911
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*Alexander Roda Roda: Junker Marius. Ein Buch für Backfische. Berlin: Schuster & Löffler 1911
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*Alexander Roda Roda: 500 Schwänke. Berlin: Schuster & Löffler 1912
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*Alexander Roda Roda: Russenjagd. Wien: Konegen 1917
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*Alexander Roda Roda: Serbisches Tagebuch. Berlin: Ullstein 1918
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*Alexander Roda Roda: Die Staatsgewalten. Drei lustige Akte. Berlin: Eysler 1919
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*Alexander Roda Roda: Irrfahrten eines Humoristen 1914–1919. München: Rösl 1919
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*Alexander Roda Roda: Schwabylon oder der sturmfreie Junggeselle. München, Berlin: Paetel 1921
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*Alexander Roda Roda: Morgensonne, Morgenland. Schildereien. Berlin: Wegweiser-Verlag 1922
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*Alexander Roda Roda: Ein Frühling in Amerika. München: Langen 1924
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*Alexander Roda Roda: Roda Rodas Roman. München: Drei Masken Verlag 1925
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*Alexander Roda Roda: Ausgewählte Werke in drei Bänden. Wien: Zsolnay 1933–1934
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*Alexander Roda Roda: Die Panduren. Roman einer Landschaft. Wien: Tal 1935
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==Literatur==
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*Marcel Atze: „Eure Briefe brauchen 24 Tage.“ Das Adressbuch von Alexander Roda Roda. In: M. A., Kyra Waldner: Andere Seiten. Private Adressbücher prominenter Zeitgenossen aus zwei Jahrhunderten Kunst, Literatur und Musik. Wien: Metroverlag 2011, S. 118–125
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*Martin Roda Becher: Dauergäste. Meine Familiengeschichte. Zürich: Nagel & Kimche 2000
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*Rotraut Hackermüller: Einen Handkuß der Gnädigsten. Roda Roda. Bildbiographie. Wien, München: Herold 1986
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*Vlado Obad: Roda Roda und die deutschsprachige Literatur aus Slawonien. Mit einer Anthologie unbekannter Texte. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 1996
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*Oskar Pausch: Rebellakatzenthier und Artilleriehund. Die Affäre Adele Sandrocks mit Alexander Roda 1900/1901. Mit einer Edition sämtlicher Korrespondenzen. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2001
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*Ilse Stiaßny-Baumgartner: Roda Rodas Tätigkeit im Kriegspressequartier. Zur propagandistischen Arbeit österreichischer Schriftsteller im Ersten Weltkrieg. Dissertation. Universität Wien, Wien 1982

Version vom 18. Juni 2021, 08:04 Uhr

Alexander Roda Roda
Daten zur Person
Personenname Roda Roda, Alexander
Abweichende Namensform Rosenfeld, Sándor Friedrich; Aba Aba; Suchy, Nikolaus; Rosenfeld, Alexander; Roda Roda
Titel
Geschlecht männlich
PageID 27156
GND 11874562X
Wikidata Q84888
Geburtsdatum 13. April 1872
Geburtsort Drnowitz
Sterbedatum 20. August 1945
Sterbeort New York
Beruf Schriftsteller, Journalist, Kabarettist, Übersetzer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.06.2021 durch WIEN1.lanm09atz
Begräbnisdatum
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abt.2, Ring 1, Gruppe 2, Nr. 31
Ehrengrab ehrenhalber„ehrenhalber“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
Bildname Alexanderrodaroda.jpg
Bildunterschrift Alexander Roda Roda

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Roda Roda Alexander (bis 1906 Sándor [Alexander] Friedrich Rosenfeld; Pseudonym Aba Aba, Nikolaus Suchy), * 13. April 1872 Drnowitz, Mähren (Drnovice, Tschechische Republik), † 20. August 1945 New York (Überführung der Urne auf den Wiener Zentralfriedhof 1948), Schriftsteller, Journalist, Gattin (19. Oktober 1907 München [standesamtlich nach Scheidung]) Elisabeth, geborene Luckfeld von Weysen, verwitwete Freifrau von Zeppelin (* 6. Februar 1882, Heirat [1900] mit dem Gutsbesitzer Ludwig Freiherr von Zeppelin, der nach enormen Spielschulden 1904 flüchtete, Verbindung mit Roda Roda "in freier Ehe" 1905).

Biographie

Der Sohn des Gutsbesitzerverwalters Leopold Rosenfeld und seiner Frau Rosalie Stein besuchte nach der Volksschule in Esseg (Osijek) die Gymnasien in Kremsier (Kromeříž, Mähren, ab 1882) und in Ungarisch-Hradisch (Uherské Hradiště, Mähren, ab 1889), wo er maturierte. Zum Jus-Studium schrieb sich Sándor Friedrich Rosenfeld 1890 an der Universität Wien ein. Nach dem Einjährig-Freiwilligen 1892 entschied er sich für die Offizierslaufbahn und gab 1893 das Studium auf. Auch seine Konvertierung vom jüdischen zum römisch-katholischen Glauben resultierte 1894 aus der Entscheidung für die militärische Karriere. Ein Unfall verhinderte 1900 allerdings die Fortführung seiner Tätigkeit als Reitlehrer bei der Offiziersequitation in Schloss Hof. Nach weiteren Stationen in Graz, Esseg und Karst bat er 1901 im Rang eines Oberleutnants um die Versetzung in die Reserve, nachdem er zuvor wegen eines Konflikts mit einem ranghöheren Offizier vorübergehend suspendiert worden war. Zu dieser Zeit begann Roda – den Namen hatte er im April 1899 vor dem Gesetz angenommen – in Esseg seine berühmte Affäre mit der Schauspielerin Adele Sandrock. 1902 übersiedelte er nach Wien, wo Roda seine literarische Laufbahn, u. a. waren Texte in der „Jugend“ und auch im „Simplicissimus“ erschienen, zu forcieren gedachte. Bei „Danzer’s Armee-Zeitung“ gewann er 1903 mit dem Prosastück „Der Diplomat“ einen Preis. In seinem ersten Erfolgsstück „Dana Petrowitsch“ brachte er die Beziehung zur Sandrock auf die Bühne. Obwohl er in Wiener Künstlerkreisen reüssierte, entschied er sich 1904 für die Übersiedlung nach Berlin, wo er sich auf Kabarettbühnen einen Namen machte und Elsbeth Freifrau von Zeppelin kennenlernte, mit der er zunächst in „freier Ehe“ lebte. Heiraten wird er sie erst in München, wohin er 1906 übersiedelt war. In Wien sollte Roda nie wieder einen festen Wohnsitz haben, doch belegen „Meldezettel für Reisende“ aus dem Wiener Stadt- und Landesarchiv, dass er die Haupt- und Residenzstadt häufig besuchte. So nahm er etwa im Februar/März 1907 für rund vier Wochen Logis in der Goldschmidgasse, dann schon unter dem Namen Alexander Roda Roda – die Verdoppelung hatte er Anfang 1906 offiziell zum Familiennamen gemacht. Die Zeit in Wien nutzte er für Auftritte in den Cabarets „Nachtlicht“ und „Fledermaus“. Da sahen ihn die Besucher bereits mit seinen Markenzeichen: Monokel und roter Weste. Letztere hatte er sich aus seiner Uniform schneidern lassen, im Juni 1907 verlor er seinen militärischen Rang. Vor dem Ersten Weltkrieg zeigte sich Roda Roda sehr produktiv. Neben zahlreichen Büchern legte er etliche Stücke vor. Die umgehend verbotene Komödie „Der Feldherrnhügel“ (mit Carl Rößler, UA 23.12.1909, Neue Wiener Bühne) sowie die Operette „Majestät Mimi“ (mit Felix Dörmann, UA 11.2.1911, Carl-Theater) wurden in Wien uraufgeführt.

Seit August 1914 war Roda Roda als Kriegsberichterstatter für die „Neue Freie Presse“ tätig und legte bis 1918 mehrere hundert Artikel vor. Nach Kriegsende ging Roda Roda zurück nach München. Der Globetrotter übersiedelte 1926 nach Paris, zwei Jahre später zog es ihn erneut nach Berlin. Inzwischen hatte Roda Roda das Medium Film für sich entdeckt. 1926 fand in Wien die Uraufführung des Films „Der Feldherrnhügel“ statt, bei der Roda Roda auch die wichtige Rolle des Korpskommandanten verkörperte. Sechs Jahre später lief der Streifen auch als Tonfilm in den Wiener Kinos. Nach Hitlers Machtübernahme kehrte Roda Roda nach Österreich zurück, entschied sich jedoch für Graz als Lebensmittelpunkt. Freilich spielte Wien weiter eine wichtige Rolle in Roda Rodas Biographie. So heiratete seine Tochter Dana hier am 4. November 1933 den Schriftsteller Ulrich Becher, der Monate zuvor zu den jüngsten von den Nationalsozialisten verbrannten Autoren gehört hatte. Uraufgeführt wurden in Wien auch eine Neuauflage des „Feldherrnhügels“ unter dem Titel „O du mein Österreich“ (UA 7.11.1933, Wiener Stadttheater) sowie das unter dem Pseudonym Nikolaus Suchy vorgelegte Stück „Die Majorische“ (UA 30.12.1933, Akademietheater). Seinem feinen politischen Sensorium ist es geschuldet, dass er das Land noch vor dem „Anschluss“ verließ, zunächst mit dem Ziel Slowakei und schließlich in Richtung Brüssel. Am 9. März 1938 begann das temporäre Exil Roda Rodas in Zürich, im Frühjahr 1939 übersiedelte er nach Genf. Doch die Schweizer Behörden forderten ihn auf, das Land zu verlassen. Ende Januar 1940 traf er in New York ein, wo er am 20. August 1945 einer Leukämie-Erkrankung erlag. Seine Urne wurde 1948 nach Wien überführt und auf dem Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt, das der Künstler Fritz Wotruba gestaltet hat.

Ein Teilnachlass mit Briefen und Manuskripten Roda Rodas gelangte 1942 unter ungeklärten Umständen an die Österreichische Nationalbibliothek. Das Material wurde im Juli 2002 an die Erben zurückerstattet und von der damaligen Wiener Stadt- und Landesbibliothek erworben (ZPH 1262), wo es heute zwei weitere Nachlassteile ergänzt (ZPH 670, ZPH 1526).

Roda-Roda-Gasse.

Werke (Auswahl)

  • Alexander Roda Roda: Der gemüthskranke Husar und andere Militärhumoresken. Wien: Seidel 1903
  • Alexander Roda Roda: Dana Petrowitsch. Wien, Leipzig: Wiener Verlag 1904.
  • Alexander Roda Roda: Frau Helenens Ehescheidung. Wien: Konegen 1904
  • Alexander Roda Roda: Dieser Schurk‘, der Matkowitsch. Wien: Konegen 1904
  • Alexander Roda Roda: Soldatengeschichten. 2 Bde. Wien: Seidel 1904
  • Alexander Roda Roda: Die Sonnenkönigin und andere Novellen. Wien, Leipzig: Wiener Verlag 1904
  • Alexander Roda Roda: Eines Esels Kinnbacke. Schwänke und Schnurren, Satiren und Gleichnisse. München, Berlin: Schuster & Löffler 1906
  • Alexander Roda Roda: Der Schnaps, Rauchtabak und die verfluchte Liebe. Berlin: Schuster & Löffler 1908
  • Alexander Roda Roda: Schummler, Bummler, Rossetummler. Balkangeschichten. Berlin: Schuster & Löffler 1909
  • Alexander Roda Roda: Der Pascha lacht. Morgenländische Schwänke. Eigenes und Echtes. Berlin: Schuster & Löffler 1909
  • Alexander Roda Roda: Welthumor in fünf Bänden. Hg. gemeinsam mit Theodor Etzel. Berlin: Schuster & Löffler 1910–1911
  • Alexander Roda Roda: Junker Marius. Ein Buch für Backfische. Berlin: Schuster & Löffler 1911
  • Alexander Roda Roda: 500 Schwänke. Berlin: Schuster & Löffler 1912
  • Alexander Roda Roda: Russenjagd. Wien: Konegen 1917
  • Alexander Roda Roda: Serbisches Tagebuch. Berlin: Ullstein 1918
  • Alexander Roda Roda: Die Staatsgewalten. Drei lustige Akte. Berlin: Eysler 1919
  • Alexander Roda Roda: Irrfahrten eines Humoristen 1914–1919. München: Rösl 1919
  • Alexander Roda Roda: Schwabylon oder der sturmfreie Junggeselle. München, Berlin: Paetel 1921
  • Alexander Roda Roda: Morgensonne, Morgenland. Schildereien. Berlin: Wegweiser-Verlag 1922
  • Alexander Roda Roda: Ein Frühling in Amerika. München: Langen 1924
  • Alexander Roda Roda: Roda Rodas Roman. München: Drei Masken Verlag 1925
  • Alexander Roda Roda: Ausgewählte Werke in drei Bänden. Wien: Zsolnay 1933–1934
  • Alexander Roda Roda: Die Panduren. Roman einer Landschaft. Wien: Tal 1935

Literatur

  • Marcel Atze: „Eure Briefe brauchen 24 Tage.“ Das Adressbuch von Alexander Roda Roda. In: M. A., Kyra Waldner: Andere Seiten. Private Adressbücher prominenter Zeitgenossen aus zwei Jahrhunderten Kunst, Literatur und Musik. Wien: Metroverlag 2011, S. 118–125
  • Martin Roda Becher: Dauergäste. Meine Familiengeschichte. Zürich: Nagel & Kimche 2000
  • Rotraut Hackermüller: Einen Handkuß der Gnädigsten. Roda Roda. Bildbiographie. Wien, München: Herold 1986
  • Vlado Obad: Roda Roda und die deutschsprachige Literatur aus Slawonien. Mit einer Anthologie unbekannter Texte. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 1996
  • Oskar Pausch: Rebellakatzenthier und Artilleriehund. Die Affäre Adele Sandrocks mit Alexander Roda 1900/1901. Mit einer Edition sämtlicher Korrespondenzen. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2001
  • Ilse Stiaßny-Baumgartner: Roda Rodas Tätigkeit im Kriegspressequartier. Zur propagandistischen Arbeit österreichischer Schriftsteller im Ersten Weltkrieg. Dissertation. Universität Wien, Wien 1982