Fritz Wotruba

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Fritz Wotruba (1947)
Daten zur Person
Personenname Wotruba, Fritz
Abweichende Namensform Wotruba, Friedrich
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 10902
GND 118635263
Wikidata Q695289
Geburtsdatum 23. April 1907
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. August 1975
Sterbeort Wien
Beruf Bildhauer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 15.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum 5. September 1975
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 32
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Fritz Wotruba.jpg
Bildunterschrift Fritz Wotruba (1947)
  • 9., Alser Straße 4 (Sterbeadresse)
  • 19., Vegagasse 1 (Wirkungsadresse)
  • 2., Rustenschacherallee 2-4 (Wirkungsadresse)
  • 8., Florianigassi 31 (Wohnadresse)
  • 1., Seilergasse 4 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Stadt Wien für Bildhauerei (Verleihung: 1947)
  • Meisterpreis der Vereinigung Österreichischer Industrieller (Übernahme: 19. Juli 1950)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für bildende Kunst (Verleihung: 1955, Übernahme: April 1956)
  • Grand-Prix Weltausstellung Brüssel (Verleihung: 1958, Übernahme: 1958)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 21. April 1971, Übernahme: 28. April 1971)
  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 17. Oktober 1975)

Fritz Wotruba, * 23. April 1907 Wien, † 28. August 1975 Wien, Bildhauer.

Biographie

Fritz Wotruba absolvierte 1921 bis 1924 die Lehre in einer Graveur- und Stanzenwerkstätte. Er studierte 1926 bis 1928 bei Anton Hanak an der Kunstgewerbeschule und arbeitete ab 1929 als freischaffender Künstler, 1928/1929 entstand der erste männliche Torso. Im selben Jahr heiratete er Marian(ne) Fleck (1905 bis 1951).

Von 1930/1931 (nach dem Ankauf des [zerstörten] "Jungen Riesen" durch die Stadt Wien 1930) hielt sich Wotruba in Deutschland und in den Niederlanden auf (erste Ausstellung in Essen) und beteiligte sich 1932, 1934 und 1936 an der Biennale in Venedig (nach dem Zweiten Weltkrieg 1948, 1950, 1952 und 1972). 1938 bis 1945 musste Wotruba in die Schweiz emigrieren, da seine Frau Jüdin war. 1945 wurde er an die Akademie der bildenden Künste berufen und entwickelte nun den für ihn typisch gewordenen Bildhauerstil. Er schuf vor allem aus Bronze große, schwergewichtige, abseits konkreter Formen gestaltete Skulpturen, bei denen er die Details minimierte, jedoch eine auffallende Dynamik erarbeitete.

1952/1953 war er Präsident der Föderation moderner bildender Künstler Österreichs. 1955 heiratete er Lucy Vorel († 12. Dezember 1985 Wien).

Fritz Wotruba nahm nachhaltigen Einfluss auf die Bildhauergeneration nach dem Zweiten Weltkrieg. 1946 schuf er die "Große Stehende" (auch als "Weibliche Kathedreale" bezeichnetes [Sinnbild des zerstörten Stephansdoms]), die seine eigenständige Entwicklung zur anatomisch freien Form einleitete. Die "Große Liegende" (1951) führte zur Verfestigung der abstrakten blockartigen Strukturen. 1953/1954 erfolgte der stilistische Wandel zur Komposition mit verschiedenen zylindrischen Formen ("Säulenfiguren"), 1958 der Übergang zur "Pfeilerfigur" (hochrechteckige Quader mit kleinen unterteilenden Platten).

Neben seiner Bildhauertätigkeit übernahm Wotruba auch Bühnengestaltungen (erstmals 1948). "Liegender Jüngling" (1, Augustinerstraße [Geländerpodest am Aufgang zur Albertina ]; 1933); "Mutter und Kind" (19, Silbergasse 4; städtische Wohnhausanlage; 1952); Reliefs im Theodor-Körner-Hof (5; 1955 bis 1958); Natursteinplastik "Stehende Figur" bei der Stadthalle (15; 1959); Skulptur (8, Friedrich-Schmidt-Platz vor 5; 1963); Figurenrelief am ehemaligen Semperit-Zentrum (5; 1965); Bronzeskulptur "Großer Torso" (2, Lilienbrunngasse vor 7−9 [Dianabad]; 1974); Skulpturengarten (3, Museum des 20. Jahrhunderts, heute Belvedere 21). Außerdem schuf er die Grabdenkmäler für die Ehrengräber von Selma Kurz-Halban und Arnold Schönberg.

Ab 1959 war Wotruba auch als Bühnenbildner tätig. Weitere Werke finden sich im In- und Ausland, hinzu kamen zahlreiche Ausstellungen. Sein Atelier befand sich 19. Bezirk in der Vegagasse 1, sein Staatsatelier im 2. Bezirk in der Rustenschacherallee 2−4. Vor 1938 wohnte er im 8. Bezirk in der Florianigasse 31 und ab 1951 im 1. Bezirk in der Seilergasse 4. Wotruba war mit den größten Kulturschaffenden seiner Zeit befreundet oder in engem Kontakt. Zu seinem ausgedehnten Schülerkreis gehörten beispielsweise Rudolf Beran, Alois Heidel, Rudolf Kedl, Heinz Leinfellner, Josef Pillhofer und Andreas Urteil). Das Hauptwerk aus Wotrubas später Schaffensphase ist die Dreifaltigkeitskirche auf dem Georgenberg in Mauer.

Fritz Wotruba wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Preis der Stadt Wien für Bildhauerei (1947), dem Meisterpreis der Vereinigung Österreichischer Industrieller (1950), dem Großen Staatspreis der Republik Österreich (1956), dem Grand Prix der Weltausstellung Brüssel (1958) und dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse (1971). Posthum wurde der Bildhauer am 17. Oktober 1975 zum Bürger der Stadt Wien ernannt.

An Wotruba erinnern unter anderem der Verein "Freunde zur Erhaltung und Betreuung des künstlerischen Nachlasses von Friz Wotruba" (Wien, gegründet 1986), das Wotruba-Haus (Eröffnung 1980), der Fritz-Wotruba-Gedenkraum (Österreichisches Theatermuseum, 1991), das Wotruba-Studienzentrum (Eröffnung 1992) sowie die Fritz-Wotruba-Promenade. 2011 wurde sein Nachlass als Leihgabe der Fritz Wotruba Privatstiftung an das 21er Haus des Belvederes, das heutige Belvedere 21, übergeben.


Literatur

  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933−1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980−1999
  • Robert S. Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien: Compress Verlag 1995
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 87
  • Hedwig Pistorius: Österreichisches Theatermuseum, Gedenkräume. Wien: Österr. Theatermuseum 1991, S. 45 ff., 71 f.
  • Erwin Mitsch / Renata Antoniou: Fritz Wotruba. Druckgraphik 1950−1975. Graphische Sammlung Albertina, 11. Mai−9. Juli 1989. Wien: Selbstverlag 1989
  • Vienne. 1880−1938. L'apocalypse joyeuse. Paris: Editions du Centre Pompidou 1986
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
  • Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1957−1987. Band 20, 1979
  • Friedrich Heer: Fritz Wotruba. Sankt Gallen: Erker-Verlag 1977
  • Hermann A. Ludwig Degener: Wer ist wer. Unsere Zeitgenossen. Zeitgenossenlexikon enthaltend Biographien nebst Bibliographien. Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitgliedschaft bei Gesellschaften, Adresse. Andere Mitteilungen von allgemeinem Interesse. Berlin-Grunewald: Arani-Verlag 1905−1958
  • Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954−1963. Band 10, 1963
  • Hans Vollmer [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. 6 Bände. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1953−1962
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951

Weblinks