Akademisches Gymnasium
48° 12' 5.58" N, 16° 22' 35.87" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gymnasium, Akademisches (1, Beethovenplatz 1).
1) Gebäude: Neugotischer Backsteinbau (freistehender Baublock mit reich gegliedertem Mittelrisalit), Prüfungssaal in englisch-gotischem Stil mit offenem Dachstuhl, erbaut 1863-1866 von Friedrich von Schmidt. Großer Innenhof, schöne Kapelle (Glasgemälde von Remigius Geyling) und Brunnen (erinnert an Brunnenhäuser mittelalterlicher Klosterhöfe); Wandgemälde von Josef Mathias von Trenkwald. Über Initiative des Direktor Aloys Capellmann (1858) hatte Franz Joseph am 12. Jänner 1862 die Überlassung eines Grundstücks in der Stadterweiterungszone bewilligt und am 27. Mai 1863 den Baubeginn genehmigt; am 17. Oktober 1866 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben.
2) Institution: Ein „akademisches Gymnasium" („pro humanioribus") wurde erstmals 1552 von den Jesuiten unter Pater Petrus Canisius (nach langwierigen Verhandlungen mit der Universität) als erstes Gymnasium Wiens im Dominikanerkloster eröffnet. Das Kollegium (die Schule) der Jesuiten bestand aus drei Gruppen: den Novizen, den Pensionären (meist aus vornehmen Familien) und den Tagesschülern (Externisten) aus der Stadt, die den Unterricht besuchten. Der unentgeltliche Unterricht umfaßte die fünf- oder sechs-jährige Schulstudien (studia inferiora) und die dreijährigen philosophischen Hochschulstudien (studia superiora); anschließend ein vierjähriger theologischer Kurs. 1555 übersiedelte es in das ehemalige Karmeliterkloster Am Hof, 1622 in die (alte) Universität (Schulräume 1, Universitätsplatz [Dr.-Ignaz-Seipel-Platz] 1; Gymnasium bei den Jesuiten). 1773 wurde das Akademische Gymnasium (nach Aufhebung des Jesuitenordens) eine Staatsanstalt, die unter der Leitung eines Exjesuiten stand. 1802 erfolgte die Übergabe des Akademischen Gymnasiums an die Piaristen (neuer Schulorden) und wurde seither von weltlicheb Professoren geleitet. Zuletzt befand es sich in 1, Bäckerstraße 28.
Zu den berühmt gewordenen Schülern des Akademischen Gymnasiums zählen unter anderem Altenberg, Bauernfeld, Beer-Hofmann, Grübl, Hainisch, Hugo Hofmannsthal, Kelsen, Kupelwieser, Schmerling, Schnitzler, Schrödinger und Schubert.
Literatur
- Zur Erinnerung an die feierliche Eröffnung des neuen Akademischen Gymnasiums. 1866
- Akademisches Gymnasium. 100 Jahre am Beethovenplatz 1866-1966. 1966
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 1. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 165
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 319 f.
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 8/2. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 11 ff.
- Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, S. 187 f. und Register
- Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. 1972, S. 69
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 347