Adolf Hirsch: Unterschied zwischen den Versionen
(Wikidata100) |
(ergänzt um Metropoltheater und Quelle) |
||
Zeile 3: | Zeile 3: | ||
|Abweichende Namensform=Adolfi | |Abweichende Namensform=Adolfi | ||
|Geschlecht=männlich | |Geschlecht=männlich | ||
− | |||
|Geburtsdatum=15.02.1866 | |Geburtsdatum=15.02.1866 | ||
|Geburtsort=München | |Geburtsort=München | ||
|Sterbedatum=19.04.1931 | |Sterbedatum=19.04.1931 | ||
+ | |Sterbedatum unbekannt=Nein | ||
|Sterbeort=Wien | |Sterbeort=Wien | ||
|Friedhof=Zentralfriedhof | |Friedhof=Zentralfriedhof | ||
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien | |Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien | ||
|WikidataID=Q362173 | |WikidataID=Q362173 | ||
+ | |GND=140282394 | ||
}} | }} | ||
{{Adresse | {{Adresse | ||
Zeile 25: | Zeile 26: | ||
|Beziehung=Lehrer | |Beziehung=Lehrer | ||
}} | }} | ||
− | Adolf Hirsch (Pseudonym Adolfi), * 15. Februar 1866 München, † 19. April 1931 Wien 16, Wilhelminenspital (Zentralfriedhof, 1.Tor), Komponist, Liederdichter, Unterhaltungskünstler, Varietédirektor. Als Schüler [[Anton Bruckner|Anton Bruckners]] wollte | + | Adolf Hirsch (Pseudonym Adolfi), * 15. Februar 1866 München, † 19. April 1931 Wien 16, Wilhelminenspital (Zentralfriedhof, 1.Tor), Komponist, Liederdichter, Unterhaltungskünstler, Varietédirektor. |
+ | |||
+ | Als Schüler [[Anton Bruckner|Anton Bruckners]] wollte Adolf Hirsch ursprünglich Operndirigent werden, wandte sich dann jedoch (wegen eines Augenleidens) von diesem Ziel ab und widmete sich der Komposition von Wienerliedern und heiteren Couplets. | ||
+ | |||
+ | Von 1923 bis 1924 leitete er das Metropoltheater im Wiener Prater. Wie aus seinem Antrag an das Wiener Magistrat für diesen Betrieb hervorgeht, war Adolf Hirsch, "genannt Adolfi", zu diesem Zeitpunkt "Varieté-Direktor" des "Vergnügungsetablissements 'Zum Dummen Kerl' in der Mariahilfer Straße 89A (Eingang Kasernengasse)" und "seit einer langen Reihe von Jahren Inhaber einer Produktionslizenz". Er hatte, schrieb der Künstler, das Gymnasium besucht, danach die "Handelsschule Patzelt, das Konservatorium und auch die Schauspielschule dortselbst" besucht. Der frühere Theaterkapellmeister und Schauspieler hatte seinen Beruf wegen "drohender Erblindung" aufgegeben und war "Klavierhumorist geworden". Es folgten "populäre Volkslieder", die er im "Verlag Blaha" herausbrachte, daneben war er Obmann der Fachgruppe "Varieté" im "Verein der Vergnügungsetablissementbesitzer", "Gründer der Artistengenossenschaft", "Gründer des Vereins der Varietédirektoren und Produktionslizenzinhaber" sowie Mitglied der Autorengesellschaft. In seinem Konzessionsansuchen, das bereits am 18. Dezember 1922 ausgestellt wurde, argumentierte Hirsch seinen Wunsch, das Theater im Prater neu zu positionieren, folgendermaßen: "Es hat sich gezeigt, dass ein Operettentheater großen Stils im Prater nicht am Platze ist. Ich beabsichtige daher, dieses Theater in ein vornehmer Weise gehaltenes Varieté-Unternehmen umzuwandeln, und zwar – alkoholfrei!“ Das neue Unternehmen sollte „eine Zierde des Praters werden. Streng, dezent, allen Schichten der Bevölkerung zugänglich, ein den höchsten Anforderungen entsprechendes Programm. Da die meisten Praterunternehmungen den Wienern und Fremden – man verzeihe die Kritik – ein provinzmäßiges Bild bieten – außer Leicht und Busch Kino –, wäre dieses Unternehmen geradezu eine Notwendigkeit der Großstadt. Man wird mit Kindern und Töchtern hineingehen können." | ||
+ | Er erhielt die Konzession, musste den Betrieb jedoch nach nur einer Spielzeit wieder aufgeben. | ||
+ | |||
+ | Adolf Hirsch schrieb Wienerlieder (unter anderem ''Wienerwald'', ''Mei Schätzerl'', ''Geh sei g'scheit'', ''Wia si der Weana den Himmel vorstellt'', ''Wanns die Geigen hamlich streicheln'', ''Praterleben'', ''Wann i a saubers Mädel siech'') und zahlreiche andere Lieder. Der Großteil seiner Werke wurde von den Nationalsozialisten vernichtet. | ||
Nachlass in der [[Wienbibliothek im Rathaus]]. | Nachlass in der [[Wienbibliothek im Rathaus]]. | ||
+ | ==Quelle== | ||
+ | * Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A8 – 27: Margarethener Orpheum, Maxim, Messepalast, Metropoltheater, Moulin Rouge | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
− | *Hans Hauenstein: Chronik des Wienerliedes. Klosterneuburg: Jasomirgott-Verlag 1976 | + | * Hans Hauenstein: Chronik des Wienerliedes. Klosterneuburg: Jasomirgott-Verlag 1976 |
− | *Josef Koller: Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Wien: Gerlach & Wiedling 1931, S. 120 | + | * Josef Koller: Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Wien: Gerlach & Wiedling 1931, S. 120 |
− | *Siegfried Lang: Almanach der Unterhaltungskomponisten des 20. Jahrhunderts. Wien: Österreichischer Komponistenbund 1974 | + | * Siegfried Lang: Almanach der Unterhaltungskomponisten des 20. Jahrhunderts. Wien: Österreichischer Komponistenbund 1974 |
− | *Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 110 | + | * Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 110 |
==Links== | ==Links== |
Version vom 10. Dezember 2021, 17:00 Uhr
- Lehrer Anton Bruckner
Adolf Hirsch (Pseudonym Adolfi), * 15. Februar 1866 München, † 19. April 1931 Wien 16, Wilhelminenspital (Zentralfriedhof, 1.Tor), Komponist, Liederdichter, Unterhaltungskünstler, Varietédirektor.
Als Schüler Anton Bruckners wollte Adolf Hirsch ursprünglich Operndirigent werden, wandte sich dann jedoch (wegen eines Augenleidens) von diesem Ziel ab und widmete sich der Komposition von Wienerliedern und heiteren Couplets.
Von 1923 bis 1924 leitete er das Metropoltheater im Wiener Prater. Wie aus seinem Antrag an das Wiener Magistrat für diesen Betrieb hervorgeht, war Adolf Hirsch, "genannt Adolfi", zu diesem Zeitpunkt "Varieté-Direktor" des "Vergnügungsetablissements 'Zum Dummen Kerl' in der Mariahilfer Straße 89A (Eingang Kasernengasse)" und "seit einer langen Reihe von Jahren Inhaber einer Produktionslizenz". Er hatte, schrieb der Künstler, das Gymnasium besucht, danach die "Handelsschule Patzelt, das Konservatorium und auch die Schauspielschule dortselbst" besucht. Der frühere Theaterkapellmeister und Schauspieler hatte seinen Beruf wegen "drohender Erblindung" aufgegeben und war "Klavierhumorist geworden". Es folgten "populäre Volkslieder", die er im "Verlag Blaha" herausbrachte, daneben war er Obmann der Fachgruppe "Varieté" im "Verein der Vergnügungsetablissementbesitzer", "Gründer der Artistengenossenschaft", "Gründer des Vereins der Varietédirektoren und Produktionslizenzinhaber" sowie Mitglied der Autorengesellschaft. In seinem Konzessionsansuchen, das bereits am 18. Dezember 1922 ausgestellt wurde, argumentierte Hirsch seinen Wunsch, das Theater im Prater neu zu positionieren, folgendermaßen: "Es hat sich gezeigt, dass ein Operettentheater großen Stils im Prater nicht am Platze ist. Ich beabsichtige daher, dieses Theater in ein vornehmer Weise gehaltenes Varieté-Unternehmen umzuwandeln, und zwar – alkoholfrei!“ Das neue Unternehmen sollte „eine Zierde des Praters werden. Streng, dezent, allen Schichten der Bevölkerung zugänglich, ein den höchsten Anforderungen entsprechendes Programm. Da die meisten Praterunternehmungen den Wienern und Fremden – man verzeihe die Kritik – ein provinzmäßiges Bild bieten – außer Leicht und Busch Kino –, wäre dieses Unternehmen geradezu eine Notwendigkeit der Großstadt. Man wird mit Kindern und Töchtern hineingehen können." Er erhielt die Konzession, musste den Betrieb jedoch nach nur einer Spielzeit wieder aufgeben.
Adolf Hirsch schrieb Wienerlieder (unter anderem Wienerwald, Mei Schätzerl, Geh sei g'scheit, Wia si der Weana den Himmel vorstellt, Wanns die Geigen hamlich streicheln, Praterleben, Wann i a saubers Mädel siech) und zahlreiche andere Lieder. Der Großteil seiner Werke wurde von den Nationalsozialisten vernichtet.
Nachlass in der Wienbibliothek im Rathaus.
Quelle
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A8 – 27: Margarethener Orpheum, Maxim, Messepalast, Metropoltheater, Moulin Rouge
Literatur
- Hans Hauenstein: Chronik des Wienerliedes. Klosterneuburg: Jasomirgott-Verlag 1976
- Josef Koller: Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Wien: Gerlach & Wiedling 1931, S. 120
- Siegfried Lang: Almanach der Unterhaltungskomponisten des 20. Jahrhunderts. Wien: Österreichischer Komponistenbund 1974
- Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 110