Adolf-Hitler-Haus

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Braunes Haus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Adolf Hitler
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 42359
GND
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Letzte Änderung am 28.02.2017 durch DYN.georggaenser
  • 6., Hirschengasse 25

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Gebäude Hirschengasse 25, 1060 Wien, zwischen 1931 und 1933 Parteihauptquartier der Wiener NSDAP-Hitlerbewegung.

Die NSDAP-Hitlerbewegung in Wien konnte ab 1929/1931 einen Zuwachs an Bekanntheit und Mitgliedern verzeichnen. Um diesen Aufschwung der Partei in Wien einen entsprechenden Ausdruck zu verleihen, gründete die NSDAP-Hitlerbewegung auf Initiative des Gauleiters Alfred Frauenfeld im Jahr 1931 den Verein "Braunes Haus", dessen Vereinszweck in der Beschaffung von finaniziellen Mitteln zum Ankauf und Renovierung eines neuen Hauptquartieres bestand. Diese Mittel sollten durch den Verein über Spenden eingebracht werden. Tatsächlich konnte die Partei, die zwar finanziell nicht gut aufgestellt war, mit einer wachsenden Zahl von Unterstützerinnen und Unterstützern rechnen. Über Den Verein "Braunes Haus" wurde schließlich im Oktober 1931 ein mehrstöckiges Gebäude im 6. Wiener Gemeindebezirk angekauft. Nach den Plänen Frauenfelds sollte hier ein am Vorbild des "Braunen Hauses" in München orientiertes Parteihauptquartier entstehen, in dem die Wiener Gauleitung und die Organisationen der Wiener NSDAP-Hitlerbewegung fortan ihren Sitz haben sollten. Weil der Titel "Braunes Haus" nach einer Verordnung der NS-Reichsleitung aber der Münchner Parteizentrale vorbehalten blieb, durfte das Gebäude mit persönlichem Einverständnis Hitlers dessen Namen tragen. Nach Renovierungsarbeiten, die ebenfalls über den Verein "Braunes Haus" abgewickelt wurden, wurde das Gebäude bereits drei Monate nach Kaufabschluss, im Dezember 1931 bezogen. Neben den repräsentativen Zwecken und dem Ausruck des gestärkten Selbstvertrauens der NSDAP-Hitlerbewegung, sollte das "Adolf-Hitler-Haus" auch die "Volksgemeinschaftsidee" zum Ausdruck bringen. 23 Räume bezog die Partei im engeren Sinn, 13 Zimmer sicherte sich die Gaupropagandaleitung, sechs weitere standen den Parteimilizen SA und SS zur Verfügung, weitere vier Räume erhielten die Jugendorganisationen, Hitlerjugend und Bund deutscher Mädel zugeteilt. Im Hinterhof der Parteizentrale wurde vom "Gastwirtschaftlichen Verein Braunes Haus" eine Gaststätte eingerichtet. Die einzige Wohnpartei im Haus bildete der Wiener SS-Sturmbannführer Hans Mazanek, der als Heizer und später als Hausmeister angestellt war und ab 1933 zum Mastermind des NS-Terrors in der Bundeshauptstadt wurde. Weitere SS-Angehörige waren als Kellner in der Gastwirtschaft beschäftigt. Der Verein "Braunes Haus" und das von diesem verwaltete Haus stellten einen Ort dar, an dem sich die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten versammeln und ungestört treffen konnten und vor allem ihre Vorstellung der "Volksgemeinschaft" propagandistisch vorführen konnten. In der näheren Umgebung des neuen NS-Hauptquartiers wohnte bereits 1932 ein großer Teil der Wiener SS- Führung, was bei der Kaufentscheidung aber offenbar ebenso wenig Rolle gespielt hatte wie der Umstand, dass in der nahen Mollardgasse 8 die (sozialdemokratisch dominierte) Wiener Gemeindeschutzwache ihren Sitz hatte. Zudem befand sich im unmittelbaren Umfeld des nunmehrigen Adolf-Hitler-Hauses auch das Zentrum des jüdischen Lebens im 6. und 7. Bezirk befand: Zwei Synagogen (Schmalzhofgasse 3 und Stumpergasse 42), ein Bethaus (Millergasse 43) und der Israelitische Tempelverein direkt gegenüber der NS-Zentrale in der Hirschengasse 22. In den folgenden eineinhalb Jahren bis zum Verbot der NSDAP-Hitlerbewegung im Juni 1933 erlebte diese einen starken Aufschwung. Infolge dessen wurde die Parteizentrale mehrfach ausgebaut und erweitert. Zudem existierten in unmittelbarer Nachbarschaft ein SA-Lokal in der Hirschengasse 19 und ein NSDAP-Parteiheim in der Marchettigasse 16. Durch die verstärkte Präsenz von NS-Anhängerinnen und Anhängern kam es im Viertel bald regelmäßig zu politisch und rassistisch motivierten Pöbeleien und Übergriffen. Bis 1933 konnte in den umliegenden Bezirken ein signifikanter Anstieg von nationalsozialistisch und vor allem antisemitisch motivierten Gewalthandlungen beobachtet werden. Die im "Adolf-Hitler-Haus" wohnende jüdische Familie Spielmann wurde mehrmals das Opfer von Übergriffen und Anschlägen. Nach einer Reihe von NS-Bombenattentaten und dem darauf folgenden Verbot der NSDAP-Hitlerbewegung in Österreich, wurde das Adolf-Hitler-Haus am 12. Juni 1933 polizeilich geschlossen. Der Verein "Braunes Haus", ebenso wie die Partei selbst, wurde behördlich aufgelöst, das Vermögen und die Immobilien beschlagnahmt und unter Treuhandverwaltung gestellt und schließlich zwischen 1933 und 1936 liquidiert.

Heute dient das Gebäude dem österreichischen Unterrichtsministerium als Unterkunft für SchülerInnen aus den Bundesländern während ihrer Wien-Woche.

Quellen

WStLA, Gauarchiv: NSDAP (Formierungsphase), B2, Gauleitung Wien: Vereine: 1, Verein "Braunes Haus"

WStLA, Gauarchiv: NSDAP (Formierungsphase), A2, Gauleitung Wien: Vereine: 1-11, "Braunes Haus"

WStLA, Gauarchiv: Unterlagen der Verbotszeit, A3, Treuhandverwaltung und Liquidation: 1-2 Treuhandverwaltung und Liquidation: "Braunes Haus"

Literatur

  • Christiane Rothländer, Das "Adolf-Hitler-Haus" in der Hirschengasse 25, Mariahilf. In: Kilian Franer/Ulli Fuchs [Hg.]: Erinnern für die Zukunft. Ein Projekt zum Gedächtnis an die Mariahilfer Opfer des NS-Terrors. Wien: Echomedia-Verlag 2009, 147-150
  • Christiane Rothländer, Die Anfäng der Wiener SS. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2012
  • Susanne Korbel, Bund jüdischer Frontsoldaten Österreich. (Jüdische) Identitätskonstruktionen in der Zwischenkriegszeit, MA-Arbeit, Graz: 2014.
  • Georg Gänser, Organisationen und Vereine der Wiener NSDAP-Hitlerbewegung in ihrer Formierungsphase, in: Wiener Geschichtsblätter 71 (2016) 3, 183-190.