Döblinger Kirche
48° 14' 32.63" N, 16° 21' 1.09" E zur Karte im Wien Kulturgut
Döblinger Kirche (19., Kardinal-Innitzer-Platz 1; Pfarrkirche „Zum heiligen Paulus").
Die Kirche steht mit der Hauptfront auf einem erhöhten Platz seitlich der Hofzeile. Es ist nicht bekannt, wann und von wem der älteste Kirchenbau stammt. Belegt ist nur, dass die Kirche 1413 schon bestanden hat, weil ihr um diese Zeit Hans von Eslarn verschiedene Zuwendungen machte. Es muss offenbleiben, ob sie bis auf das Jahr 1267 zurückreicht („ecclesia in Tobelice"). Die erste urkundliche Nennung eines Pfarrers erfolgte 1443, die erste namentliche Nennung 1466 (Severin Lintzer aus Sievering). Es folgen Nennungen 1488 (Paul, vormals „zu den siben aichen") und 1499 (Jörg Vormoser). Die Kirche wurde durch die Ungarn unter Matthias Corvinus zerstört, wieder aufgebaut, durch die Türken 1683 verwüstet und erst unter Joseph II. grundlegend restauriert (1783 Pfarre, 1784 Bau des heutigen Pfarrhofs). Am 9. Mai 1826 musste das Gotteshaus wegen Baufälligkeit gesperrt und danach abgetragen werden. Bei dieser Gelegenheit wurde der Friedhof aufgelassen. Kriegsschäden (1944/1945) wurden 1945-1953 behoben.
Äußeres
1826-1829 erfolgte durch Baumeister Josef Reininger ein Neubau in klassizistischen Formen mit Fassadenturm, verbunden mit einem barocken Zentralraum. Charakteristisch für das beginnende 19. Jahrhundert ist das tempelartige Aussehen mit dem kuppelgedeckten Turm. Vor der Fassade Statuen (Johannes Nepomuk, Erasmus).
Inneres
Der Hochaltar „Bekehrung des heiligen Paulus auf dem Wege nach Damaskus" stammt von Joseph Schönmann (1829). Die Seitenaltäre tragen Altarbilder von August Eisenmenger (1929); beim Eingang auf Kupferblech gemaltes Bild von Martin Johann Schmidt (1784); den „Heiligen Josef mit dem Kinde" schuf Peter Strudel. Das wertvollste Stück der Kirche ist eine holzgeschnitzte polychrome Madonna (erstes Viertel 18. Jahrhundert). 1988 wurde der Kircheninnenraum liturgisch durchgreifend erneuert.
1973 wurde ein Pfarrzentrum erbaut (Fassadenrelief „Schutzmantelmadonna" von Karl Engel, bekannt gewordener „Paulussaal").
Quellen
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 380 ff.
- Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 138 ff., 152 ff., 167 f.
- Festgabe zur Jahrhundertfeier der Pfarrkirche St. Paul in Döbling. 1929
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 92 (Sprengel), 277 (Matrikenbestand)
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 273
- Josef Hoffmeier: 700 Jahre Pfarre St. Paul. In: Döblinger Heimatmuseum. Heft 11. 1967, S. 2 f.
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Band 92. Wien, S. 97 f.
- Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 41 f.
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 243 f.
- Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 366 ff.