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Hildegard Burjan

Aus Wien Geschichte Wiki
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Daten zur Person
PersonennameName der Person Burjan, Hildegard Lea
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens Freund, Hildegard Lea
Titel Dr. phil.
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite 
GNDGemeindsame Normdatei 118665243
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 30. Jänner 1883
GeburtsortOrt der Geburt Görlitz, Preußisch-Schlesien
SterbedatumSterbedatum 11. Juni 1933
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Politikerin
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 24.01.2019 durch WIEN1.lanm09was
BestattungsdatumDatum der Bestattung  14. Juni 1933
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 34 G, Nummer 33
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • 13., Larochegasse (Wohnadresse)
  • 13., Altgasse (Wohnadresse)
  • 8., Auerspergstraße 9 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Seligsprechung (Verleihung: 2012)

  • Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung (04.03.1919 bis 09.11.1920)
  • Mitglied des provisorischen Wiener Gemeinderats (1918 bis 1919)
  • Präsidentin des Vereines "Soziale Hilfe

Hildegard Lea Burjan, geborene Freund, * 30. Jänner 1883 Görlitz, Preußisch-Schlesien, † 11. Juni 1933 Wien 8, Auerspergstraße 9 (Zentralfriedhof, Familiengruft, Gruppe 34A), Sozialpolitikerin, Gatte (1907) Alexander Burjan, Industrieller, Generaldirektor der Österreichischen Telephonfabriks AG.

Biografie

Hldegard Burjan war die zweite Tochter des Kaufmanns Abraham Adolph Freund (1842 - 1905) und seiner Frau Berta (1853 - 1917). Die ursprünglich jüdische Familie war konfessionell nicht mehr gebundenen. Das Mädchen besuchte die Volksschule in Görlitz, ab 1895 das Mädchenlyceum in Berlin/Charlottenburg und maturierte schließlich 1903 in Zürich. Hier studierte sie Germanistik und Philosophie. 1907 ging sie mit ihrer Mutter nach Berlin. Im selben Jahr heiratete sie den späteren Generaldirektor der "Österreichischen Telephonfabriks AG", Alexander Burjan. Sie setzte ihr Studium - erweitert um die Fächer Nationalökonomie und Sozialpolitik - in Berlin fort. Eine schwere Erkrankung verhinderte den formalen Abschluss ihres Studiums, trotzdem sie alle vorgeschriebenen Prüfungen abolviert und die Dissertation eingereicht hatte. Nach ihrer Genesung konvertierte sie 1909 zum katholischen Glauben.


Bald nach der Geburt ihrer Tochter Lisa (1910) wandte sich ihr Interesse den Armen zu, insbesondere den Nöten der arbeitenden Frauen. Burjans erste öffentliche Arbeit war 1911 die Organisation der Heimarbeiterinnen (1912 Gründung des „Verbandes christlicher Heimarbeiterinnen", Erzielung von Mindestlöhnen und Wöchnerinnenhilfe); während des Ersten Weltkriegs gründete sie das Werk „Soziale Hilfe".

Im November 1918 wurde Burjan in den provisorischen Wiener Gemeinderat entsandt, 1919/1920 war sie als Vertreterin der Arbeiterinnenen christlichsoziale Abgeordnete der Konstituierenden Nationalversammlung.

Zur Verwirklichung ihrer Ziele schuf sie am 24. Oktober 1918 die Schwesternschaft „Caritas Socialis" (seit 1919 so genannt). Sie übernahm das Heim der katholischen Arbeiterinnen 9, Pramergasse 9, das sie zum organisatorischen Mittelpunkt ihrer sozialen Hilfsmaßnahmen machte, gründete die Bahnhofsmission, wirkte in der Familienpflege und organisierte zur Unterstützung armer Familien den „St.-Elisabeth-Tisch".

1925 begann Burjan mit dem Einsatz von Pfarrschwestern in der Familienpflege, geriet dadurch aber in Konflikt mit anderen katholischen Organisationen und mußte die (später wiederaufgegriffene) Aktion einstellen.

Aufgrund ihrer erfolgreichen Arbeit nach München und Berlin berufen, schuf sie dort die Grundlagen für ähnliche soziale Maßnahmen.

Als Dr. Ignaz Seipel 1932 starb, trachtete sie, für sein Grab eine Pfarrkirche zu errichten, die nach ihrem Tod noch im Jahr 1933 nach Plänen von Clemens Holzmeister begonnen und am 29. September 1934 geweiht wurde. Im Jahre 2012 erfolgte ihre Seligsprechung durch die römisch-katholische Kirche. Siehe Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche; Burjan-Gedenktafel; Burjanplatz.

Für das Projekt "Frauen in Hietzing" wurde 2012 - 2014 ihr Leben so zusammengefasst:[1]

Hildegard Burjan, geb. Freund, wird 1883 in Görlitz als Tochter einer liberalen, jüdischen Familie geboren. Sie studiert in der Schweiz als eine von wenigen Frauen Philosophie, Anglistik und Germanistik, promoviert „magna cum laude“ und studiert in Berlin unter anderem Nationalökonomie.

1907 heiratet sie den Industriellen Alexander Burjan. Nach der Genesung von einer schweren Nierenkrankheit konvertiert sie zum katholischen Glauben. Sie übersiedelt mit ihrem Mann nach Wien und wird österreichische Staatsbürgerin. 1910 bringt Hildegard Burjan ihre Tochter Elisabeth zur Welt; eine Embolie kostet sie fast das Leben.

Die extreme Armut in der zu Ende gehenden Monarchie, die schweren Lebensbedingungen der Arbeiterschaft, besonders der Frauen in den Ziegelfabriken und der Heimarbeiterinnen, veranlassen sie zu ihrem sozialpolitischen Engagement. Sie kämpft gegen Kinderarbeit und für Frauenrechte und fordert: Keine Almosen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe! Boykottiert Firmen, die Frauen ausbeuten! Gleiches Geld für gleiche Leistung (bis heute, 2014, nicht erfüllt)!

1912 gründet sie den Verein der christlichen Heimarbeiterinnen und vereint 1918 die Arbeiterinnenverbände im Verein Soziale Hilfe. Er eröffnet 1918 in der Hütteldorfer Straße 289, damals im 13. Bezirk, ein Heim für gefährdete und nach der Spitalspflege entlassene geschlechtskranke junge Frauen. Von 1924 an nimmt das Heim in Not geratene werdende Mütter auf. 1938 wird es aufgelöst.

Hildegard Burjan spricht das soziale Gewissen der Menschen an und motiviert sie zur freiwilligen Mitarbeit. Am 4. Oktober 1919 gründet sie die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis. 1918–1920 ist sie politisch aktiv, zuerst im Gemeinderat, dann als erste christlich-soziale Abgeordnete im Parlament. 1920 scheidet sie aus der Politik aus, weil sie als Jüdin auch in der eigenen Partei angefeindet wird und den Klubzwang mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren kann. Nun widmet sie sich nur mehr ihrem sozialen Engagement.

Hildegard Burjan stirbt im Sommer 1933. Die katholische Kirche spricht sie 2012 selig. Ihr Mann, der als Generaldirektor der Österreichischen Telephonfabriks AG so gut verdient hat, dass sich das Ehepaar eine Villa in der Hietzinger Cottage leisten konnte, flüchtet 1938 aus dem Haus in der Larochegasse nach Brasilien.

Einzelnachweise

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Ingeborg Schödl: Männerwelten - Frauenwerke. Hildegard Burjans Vermächtnis an Politik und Kirche. Bad Sauerbrunn: Edition Tau 1991
  • Louis Bosmans: Hildegard Burjan. Leben und Werk. Wien: Wiener Dom-Verlag 1973
  • Irmgard Burjan-Domanig: Hildegard Burjan, eine Frau der sozialen Tat. Salzburg: Müller 1950
  • Peter Pawlowsky: Hildegard Burjan. In: Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund 94 (1983)
  • Margarete Ansion: Hildegard Burjan. In: Frauenbilder aus Österreich. Eine Sammlung von zwölf Essays. Wien: Obelisk Verlag 1955, S. 155 ff.
  • Karl Kosik: Österreich 1918 – 1934. Wien: Selbstverlag 1935, S. 85
  • Ingeborg Schödl: Hildegard Burjan (Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 1983)
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 125
  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, Hintergrundinformation frühere Bezeichnung(en). Wien Pichler-Verlag, 9.Auflage 2014, S. 58