Bänkelsänger

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.04.2014 durch WIEN1.lanm09mer

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Die Bezeichnung ist erstmals 1709 nachweisbar („Bänkleinsänger"), doch ist der Bänkelsang wohl im 17. Jahrhundert aufgekommen. Die Bänkelsänger, die ihren Vortrag in oft ungelenken Versen hielten, traten auf Märkten und Marktplätzen auf und fanden stets ein (neugieriges) Publikum. Die Bänkelsänger traten oft als Paar auf, wobei meist die Frau den Gesang vortrug. Für den Vortrag boten sich besonders Stoffe aktuellen, historischen, oder schaurigen Inhalts mit belehrender Absicht an („Moritaten"), die die Phantasie des Publikums anregten (Morde, Diebstähle, Raubüberfälle, Hinrichtungen, Brände, Überschwemmungen, Wunderzeichen usw.); zur zusätzlichen Illustration bedienten sich die Bänkelsänger mitgeführter Tafeln, auf denen Szenen der vorgetragenen Ereignisse abgebildet waren. Die Blütezeit des Bänkelgesangs beginnt im späten 18. Jahrhundert (josephinisches Wien); er hielt sich weit ins 19. Jahrhundert. Allmählich bauten einige (seßhaft gewordene) Familien den Bänkelgesang zu einem lukrativen Geschäft aus, und es fanden sich auch Verlage, die Texte drucken ließen; diese wurden dann entweder durch die Bänkelsänger am Ende ihres Vortrags oder durch die berüchtigten Fratschlerinnen im Straßenhandel verkauft. Der Text der „Moritaten" (Bezeichnung erstmals 1862) stammt meist vom Bänkelsänger selbst, obwohl die Blätter im allgemeinen anonym erschienen. Die Wienbibliothek besitzt einen reichhaltigen Bestand (unter anderem aus den Sammlungen Wolkan, Gugitz und Portheim).

Literatur

  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil A-K. Mainz: Schott 1959
  • Franz Rebiczek: Der Wiener Volks- und Bänkelgesang in den Jahren von 1800 - 1848. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1913
  • Manfred Arndorfer: Bänkelsang und Moritaten. Wien: Stadt Wien, MA 9 1977 (Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 179)
  • Gustav Gugitz: Lieder der Straße. Die Bänkelsänger im josephinischen Wien. Wien: Hollinek 1954 (Buchreihe Österreichische Heimat, 18)
  • Gustav Gugitz: Ein Altwiener Bänkelsangdichter und altösterreichischer Journalist. In: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 8 (1928), S. 31 ff.