Peter Weibel
- Chefkurator der Neuen Galerie Graz (1992 bis 2011)
- Künstlerischer Leiter der Ars Electronica (1992 bis 1995)
- Kurator des Steirischen Herbst (1998)
- Vorstand des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe (1999)
- Ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste (2009)
- Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (2009)
Peter Weibel, * 5. März 1944 Odessa, Medienkünstler, Kunstkritiker, Kunst- und Medientheoretiker.
Biografie
Peter Weibel wuchs in Oberösterreich auf. Er studierte zunächst für ein Jahr in Paris Französisch, französische Literatur und Film, begann dann 1964 an der Universität Wien das Studium der Medizin, bis er zur Mathematik mit Schwerpunkt Logik wechselte.
Am 7. Juni 1968 nahm Weibel an der Aktion "Kunst und Revolution" in einem Hörsaal der Universität Wien teil, wo er mit einem brennenden Handschuh einen Vortrag (Schimpftirade) gegen die damalige Regierung hielt. Der Vortrag trug den Titel "Was tun?", in Anlehnung an die berühmte Lenin-Schrift. Die Aktion war einer der Höhepunkte der Studentenbewegung 1968 in Österreich.
Neben Aktionen mit Vertretern der "Wiener Gruppe" und des Wiener Aktionismus arbeitete er ab 1966 vor allem auch mit Valie Export. Gemeinsam mit Ernst Schmidt und Hans Scheugl entwarfen sie ein "erweitertes Kino", das die ideologischen und technischen Bedingungen filmischer Darstellung dekonstruierte.
Peter Weibels Werk lässt sich mehrheitlich in Kategorien der Konzeptkunst, der Performance, des Experimentalfilms, der Videokunst, Computerkunst und allgemein der Medienkunst fassen. Von Anbeginn seiner künstlerischen Tätigkeit an wurde das Medium Film miteinbezogen, um die Problematik von Objekt und Bild, von Produktion und Reproduktion, von Wirklichkeit und Medien zu thematisieren. Peter Weibel verfolgt seine künstlerischen Problemstellungen in unterschiedlichsten Materialien, Formen und Techniken, so wendete er sich 1978 auch der Musik zu. Er gründete zusammen mit Loys Egg die Band Hotel Morphila Orchester. Mitte der 1980er Jahre erforschte er die Möglichkeiten der computergestützten Bearbeitung von Video. Anfang der 1990er Jahre realisierte er erste interaktive computerbasierte Installationen, mit denen er wiederum das Verhältnis von Medien und Wirklichkeitskonstruktion thematisierte.
In seinen zahlreichen Vorträgen und Artikeln publizierte Weibel über zeitgenössische Kunst, Mediengeschichte, Medientheorie, Film, Videokunst und Philosophie. Als Theoretiker und Kurator setzte er sich für eine Kunst und eine Kunstgeschichtsschreibung ein, die Technikgeschichte und Wissenschaftsgeschichte berücksichtigt. In seiner Funktion als Lehrer an Universitäten und langjähriger Leiter von Institutionen wie der Ars Electronica, Linz, dem Institut für Neue Medien in Frankfurt am Main und dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (seit 1999) beeinflusste er besonders die europäische Szene der Medienkunst durch Konferenzen, Ausstellungen und Publikationen.
Von 1992 bis 1995 war Weibel künstlerischer Leiter der "Ars Electronica" in Linz. 1993 und 1999 übernahm er die Aufgabe des Österreich-Kommissärs der Biennale in Venedig (Esposizione internazionale d'arte di Venezia). Außerdem war er Mitglied des Kunstbeirates. Seit Jänner 1999 ist Weibel Vorstand des ZKM − Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.
Literatur
- Peter Weibel bekommt Kokoschka-Preis 2014. In: derstandard.at, 02.12.2013 [Stand: 05.06.2018]
- Peter Weibel. das offene werk: 1964−1979 (Katalog). Ostfildern: Hatje Cantz 2007.
- Kokoschka-Preis 2014 geht an Peter Weibel. In: ORF Wien, 02.12.2013 [Stand: 05.06.2018]
- Ecke Bonk, Peter Gente, Margit Rosen [Hg.]: 05-03-44. Liebesgrüsse aus Odessa: für/von Peter Weibel, Berlin: Merve 2004.
- Alfred Kolleritsch, Christa Steinle [Hg.]: Peter Weibel. X-Dream, Graz [u. a.]: Droschl 2004.
- Homepage von Peter Weibel [Stand: 05.06.2018]
- Basis Wien: Peter Weibel [Stand: 05.06.2018]
- ZKM − Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe: Peter Weibel [Stand: 18.07.2018]