Karl von Vogelsang

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Vogelsang, Karl von
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Vogelsang, Karl Maria Ludolf
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Freiherr
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  5545
GNDGemeindsame Normdatei 118768948
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 3. September 1818
GeburtsortOrt der Geburt Liegnitz, Preußisch-Schlesien
SterbedatumSterbedatum 8. November 1890
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Journalist, Sozialreformer
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 30.05.2017 durch WIEN1.lanm09mer
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Pfarrfriedhof Penzing
Grabstelle
  • 5., Laurenzgasse 3 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Chefredakteur der Zeitung "Das Vaterland (1875 bis 1890)

Karl Maria Ludolf von Vogelsang, * 3. September 1818 Liegnitz, Schlesien (Legnica, Polen), † 8. November 1890 Wien, Journalist, Vordenker der Christlichsozialen Bewegung.

Biographie

Karl von Vogelsang entstammt einem alten deutschen Adelsgeschlecht. Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs er in Lübeck in Pflege einer Lehrerfamilie auf. Das Gymnasium besuchte er in Halle an der Saale und lernte, wie damals in adeligen Familien üblich, auch ein Handwerk: Bei ihm waren es die Buchbinderei, die Drechslerkunst und das kunsthandwerkliche Malen.

Da Karl Vogelsang infolge eines körperlichen Gebrechens nicht den standesüblichen Militärberuf ergreifen konnte, wandte er sich den Rechts- und Staatswissenschaften zu, die er an den Universitäten Bonn, Berlin und Rostock studierte, aber auf Wunsch seines Stiefvaters nicht mit der Promotion abschloss. Von seiner beruflichen Tätigkeit im preussischen Staatsdienst nahm er 1848 Abschied und zog sich auf sein Gut in Mecklenburg zurück, arbeitete an einer Reform der Verfassung und widmete sich eingehend religiösen Fragen.

Nach Kontakt mit dem Berliner Propst Ketteler und Guido Goerres konvertierte der Protestant Vogelsang 1850 zum Katholizismus. Er übersiedelte nach Köln, wo er die antiliberale "Politische Wochenschrift" mitherausgab. In weiterer Folge wurde er Begleiter des regierenden Fürsten Johannes II. von Liechtenstein, wofür Vogelsang den Freiherrntitel und die liechtensteinische Staatsbürgerschaft erhielt. Nach Verkauf seines Gutes in Mecklenburg erwarb Vogelsang auf Vermittlung eines Bekannten das Gut Magdalenenhof am Bisamberg bei Wien, wohin er erstmals im Jahr 1865 übersiedelte, das sich aber im Laufe der Zeit immer mehr als schwere Belastung erwies.

Nach journalistischer Tätigkeit in Pressburg (Bratislava) übernahm Vogelsang 1875 die Leitung der 1860 gegründeten katholisch-konservativen Zeitung "Das Vaterland" und stand bis zu seinem Tod 1890 an ihrer Spitze. 1879 gründete er die "Österreichische Monatsschrift für Gesellschaftswissenschaft und Volkswirtschaft" (später "Monatsschrift für christliche Sozialreform"). In diesen Publikationen vertrat der Journalist sein antiliberales und antikapitalistisches Weltbild und propagierte eine ständische Gesellschaftsordnung sowie einen "christlichen Sozialismus“. Karl von Vogelsang gilt als einer der wichtigsten Vordenker der katholischen Soziallehre.

Der Journalist sammelte "Sozialaristokraten" wie Prinz Aloys von und zu Liechtenstein, Graf Egbert Belcredi oder Graf Franz Kuefstein um sich. Er wollte die soziale Frage nicht auf die Arbeiterfrage reduziert wissen und thematisierte auch Probleme der Bauern und Handwerker. Im Laufe der 1880er Jahren kam Vogelsang in Kontakt mit Karl Lueger und dessen unter der Bezeichnung “Vereinigte Christen“ firmierende heterogene Bewegung. Im Anschluss an den Österreichischen Katholikentag vom April 1889 konstituierte sich auf Anregung Vogelsangs eine Diskussions- und Arbeitsrunde unter dem Vorsitz von Franz Martin Schindler. In Anlehnung an den Versammlungsort " Zur goldenen Ente" erhielt der Kreis die Bezeichnung "Entenabende". Vertreter des niederen Klerus, bürgerliche Demokraten, sozial engagierte Aristokraten sowie christliche Gewerkschaftsfunktionäre erarbeiteten hier die geistigen Grundlagen der späteren Christlichsozialen Partei.

Vogelsang selbst starb bereits im Folgejahr an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Vieles von seinen Anschauungen ist aber in die ein halbes Jahr nach seinem Tod erschienene Sozialenzyklika "Rerum novarum" Papst Leos XIII. vom 15.Mai 1891 eingegangen. Eine Sammlung seiner "Aufsätze über socialpolitsche u. verwandte Themata" erschien zwischen 1885 und 1887.

Nach ihm wurden die Vogelsanggasse im 5. Wiener Gemeindebezirk sowie das Vogelsangheim benannt. 1980 wurde das "Karl von Vogelsang-Institut zur Erforschung der Geschichte der christlichen Demokratie in Österreich" gegründet, 1979 wurde vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung der "Karl-von-Vogelsang-Staatspreis für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften" kreiert, der alle zwei Jahre verliehen wird.

Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 vertrat Karl von Vogelsang eine anti-liberale und antisemitische Weltauffassung, die er mit christlichen Elementen verband. Vor allem in den "Reformjuden", die seiner Ansicht nach Wirtschaft und Presse unter Kontrolle hatten, sah er die Hauptursache für die Wirtschaftskrise 1873 und deren Auswirkungen.


Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. Band 30: Seuckenberg - Spaignart. Leipzig: Duncker & Humblot 1890
  • Matthias Bernath [Hg.]: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. 4 Bände. München: Oldenbourg 1974-1981
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 3: S-Z. Register. München: A. Francke 1975
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 1. Wien: Daberkow 1889
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 2. Wien: Daberkow 1892
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 2. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1925
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2: Vom Biedermeier bis zur Gründung der modernen Parteien. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 250 ff.
  • Wiard Klopp: Leben und Wirken des Sozialpolitikers Karl Vogelsang. Wien: Typographische Anstalt 1930
  • Ernst Joseph Görlich: Karl von Vogelsang. Ein Mann kämpft für die soziale Gerechtigkeit. Wien: Veritas o. J. [1968]
  • Johann Christoph Allmayer-Beck: Vogelsang. Vom Feudalismus zur Volksbewegung. Wien: Herold 1952
  • Gerhard Silberbauer: Österreichische Katholiken und die Arbeiterfrage. Graz: Styria 1966
  • Rainer Stepan: 100. Todestag Karl von Vogelsang (Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 08.11.1990)
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 119
  • Alexander Egger: Die Staatslehre des Karl von Vogelsang. Eine Darstellung an ihren ideengeschichtlichen Wurzeln. Wien: VWGÖ 1991
  • Ludwig Reichhold: Karl von Vogelsang. Die Grundlegung der österreichischen Sozialpolitik. Wien: Karl von Vogelsang-Institut 1987
  • Erwin Bader [Hg.]: Karl v. Vogelsang. Die geistige Grundlegung der christlichen Sozialreform. Wien: Herder 1990
  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. 9. Aufl. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 303
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 168–170
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Vogelsang, Karl von [Sign.: TP-054053]

Links