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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 27.08.2014 durch WIEN1.lanm09bar

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Cholera. Eine der größten Choleraepidemien brach, aus dem Osten in den Wiener Raum vordringend, infolge der schlechten Trinkwasserqualität 1831/1832 aus (erstes Auftreten der Cholera asiatica am 16. August; bis zum Erlöschen im Februar soll es rund 2.000 Todesfälle gegeben haben).

Krankheitsherd war der unregulierte Wienfluss, in den (in Ermangelung einer Kanalisation) die Abwässer aus den angrenzenden Vorstädten flössen; über das Grundwasser gelangten sie in die Hausbrunnen (die trotz der diese Gegend versorgenden Albertinischen Wasserleitung noch viele Häuser versorgten) und verseuchten diese. Es mussten Sonderabteilungen in allen Spitälern (mit circa 80-100 Betten) sowie Notspitäler eingerichtet werden (beispielsweise im Stadtkonvikt, in der Jägerzeile, im Apollosaal (7), im Graf-Chotek'schen Gebäude am Strozzigrund [8], im Blauen Herrgott [9], aber auch in den Vororten [zum Beispiel 18, Währinger Straße 176; für Währing und Weinhaus]).

Rasche Abwehrmaßnahmen waren durch die starre Haltung der Gesundheitsbehörden verhindert worden; das Apothekergremium richtete zur besseren Bekämpfung der Seuche Filialapotheken ein. Johann Christian Schiffner, der sich als Direktor des Allgemeinen Krankenhauses Verdienste erworben hat, wurde 1834 zum Ehrenbürger ernannt, später auch (im Zusammenwirken mit anderen Verdiensten) Leopold Prosky (Einrichtung von Choleraspitälern), Johann Freiherr Talatzko von Gestieticz (Präsident der niederösterreichischen Regierung) und Joseph Johann Knolz (Referent für Choleraangelegenheiten bei der niederösterreichischen Regierung).

Die Reaktionen auf die Epidemie folgten in den nächsten Jahren: der Bau der Wienflußsammelkanäle (siehe Cholerakanäle) und der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung, die allerdings nur Wasser aus der Donau filterte und daher keine endgültige Lösung des Problems darstellte.

1849 gab es ein Cholera-Notspital im Augarten, ebenso mussten 1854 Notspitäler eingerichtet werden; zu den prominenten Opfern zählten beispielsweise Moritz Michael Daffinger (1849), Johann Baptist Corti, Josef Georg Daum (beide 1854) und Louise Gleich-Raimund (1855). Leiter der Choleraabteilung im Allgemeinen Krankenhaus war 1854/1855 Anton Drasche.

Während des preußisch-österreichischen Krieges verstarben zwischen 27. August und 7. September 1866 in der Garnison Ebersdorf infolge schlechter sanitärer Verhältnisse 40 Soldaten des k.k. Linien-Infanterie-Regiments Nummer 74 „Graf Nobili" an der Cholera (Gedenkstein 11, Zehngrafweg; hier wurden die Opfer beerdigt).

Eine weitere Choleraepidemie fällt in das Weltausstellungsjahr 1873; da die ersten Erkrankungen im „Weltausstellungshotel" Donau (2, Nordbahnstraße 50) auftraten (von 13 Erkrankten sind acht gestorben), verließen viele Besucher fluchtartig die Stadt und viele andere stornierten ihre Buchungen. Von Juli bis Oktober starben 2.983 Menschen (in der gesamten Monarchie belief sich die Zahl der Opfer auf fast eine halbe Million). 1874 gab es Choleraerkrankungen in einem Erdberger Wohnhaus.

Seither gab es in Wien nur noch Einzelfälle von Choleraerkrankungen; so mußte 1883 eine Sanitätsbaracke in Zwischenbrücken und 1886 wegen der Cholera asiatica ein Notspital errichtet werden; ein neuerliches – und letztes – Auftreten der Cholera fällt in die Jahre 1892/1893 (Adaptierungen des Epidemiespitals nächst dem Untermeidlinger Friedhof und des Schulhauses 2, Engerthstraße 105, zu Notspitälern).

Siehe auch

Literatur

  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, S. 174
  • Felix Czeike: Die Cholera in Wien. 1831 und die Apotheker. In: Österreichische Ärztezeitung 1957, S. 391 ff.
  • Felix Czeike: Pharmazeutische Maßnahmen gegen die Choleraepidemie 1831/1832. In: Wiener Geschichtsblätter 46 (1991), S. VI ff.
  • Othmar Birkner: Die bedrohte Stadt. Chohlera in Wien. Wien: Deuticke 2002 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 35)