Ottokar II. Přemysl
Ottokar II. (Otakar) Přemysl, * 1230, † 26. August 1278 (Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen im Marchfeld; Prager Veitsdom, mit Bildrelief auf der Tumbaplatte; Herzbestattung Wiener Minoritenkirche), König von Böhmen, Herzog von Österreich, erste Gattin (11. Februar 1252; Scheidung 1261; † 1266 [Stift Lilienfeld]) Margarethe von Österreich (* um 1205/1210, Schwester Herzog Friedrichs II., des letzten Babenbergers, Witwe nach dem deutschen König Heinrich [VII.]), zweite Gattin (25. Oktober 1261 Preßburg) Kunigunde (Kunhua; * 1245, Tochter des Rostislav von Cernigov-Halic und Novgorod und dessen Gattin Anna, Tochter König Belas IV. von Ungarn; nach Ottokars Tod zweite Ehe [1284] mit Zawisch von Falkenstein; t 9. 9. 1285), Sohn König Wenzels I. von Böhmen († 1253) und dessen Gattin Kunigunde (Tochter des Stauferkönigs Philipp von Schwaben). Ottokar rebellierte 1246-1248 vergeblich gegen seinen Vater. 1251 wurde er (damals Markgraf von Mähren) von den österreichischen Ständen zum Landesfürsten gewählt. 1252-1254 führte er einen ersten Krieg gegen Ungarn (Verlust der Steiermark, jedoch ohne Pittener Mark und Traungau, die nun zu Österreich kamen). 1253 wurde er als Nachfolger seines Vaters König von Böhmen, 1254 teilte er Niederösterreich in vier Viertel ein. 1254/1255 zog er nach Preußen (Gründung Königsbergs). 1260 besiegte Ottokar die Ungarn und erhielt die Steiermark zurück. 1268 gründete er die Stadt Marchegg, 1269 erbte er Kärnten und Krain, 1273 bewarb er sich erfolglos um die deutsche Königskrone (gewählt wurde Rudolf I. von Habsburg). Nach einem unglücklichen Krieg 1275/76 gegen die Habsburger behielt Ottokar 1276 nur Böhmen und Mähren. Hervorzuheben ist Ottokars ausgezeichnete Verwaltung in seinen Ländern. Kirchen, Klöster und Städte nahm er unter seinen besonderen Schutz, großzügig erteilte er Privilegien und Freiheiten. Er förderte Handel und Gewerbe und sorgte für Sicherheit und Ruhe in seinen Territorien. Die Stadt Wien erfreute sich unter seiner Herrschaft einer bemerkenswerten wirtschaftlichen Blüte, erlebte durch Stadtbrände (1258,1262) allerdings auch Rückschläge (den Wiederaufbau unterstützte Ottokar II. durch die Lieferung von Bauholz, Steuernachlässe und die Genehmigung eines außerordentlichen Jahrmarkt). Die Wiener Bürgerschaft (unter der Führung Paltrams vor dem Freithof) unterstützte Ottokar II. bis zuletzt (auch mit Truppen und Proviant). In die Ära Ottokars fällt auch die Gründung des Bürgerspitals (1257); er förderte auch den Weiterbau der Stephanskirche. Nach der Wahl Rudolfs I. bereitete sich Ottokar auf einen entscheidenden Kampf vor. Aus diesem Grund ließ er die Befestigung Wiens durch zwei viereckige "Forts" (Stadtburgen) verstärken; eines wurde 1275 beim Widmertor errichtet (nachmals Schweizertrakt der Burg), das andere 1276 beim Bibertor (nachmals umgewidmet zum Dominikanerinnenkloster St. Laurenz). Die Entscheidung fiel jedoch nicht in Wien, sondern im Marchfeld; in der Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen (26. 8. 1278) ist Ottokar gefallen (die näheren Umstände sind ungeklärt geblieben). Nach Ottokars Tod kam es zu einer Familienverbindung zwischen Habsburgern und Přemysliden: Rudolfs I. jüngerer Sohn Rudolf II. wurde 1278 mit der im Kindesalter stehenden Tochter Ottokars (aus zweiter Ehe) Agnes (1269–1296) vermählt, König Wenzel II. heiratete (in erster Ehe) Jutta, eine Tochter Rudolfs I. Franz Grillparzer schrieb über Ottokar das Drama "König Ottokars Glück und Ende" (1825)
Literatur
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