Ottokar II. Přemysl

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Reitersiegel von Ottokar II. Přemysl, 1273
Daten zur Person
Personenname Ottokar II.
Abweichende Namensform Otakar; Ottokar II. Přemysl
Titel König von Böhmen, Herzog von Österreich
Geschlecht männlich
PageID 1043
GND 118590898
Wikidata Q150320
Geburtsdatum 1230 JL
Geburtsort
Sterbedatum 26. August 1278 JL
Sterbeort Dürnkrut; Jedenspeigen im Marchfeld
Beruf Regent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.12.2022 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Prag, Veitsdom
Grabstelle
Bildname Ottokar II. Přemysl.jpg
Bildunterschrift Reitersiegel von Ottokar II. Přemysl, 1273

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Stadtherr (1251 bis 1276)

Ottokar II. (Otakar) Přemysl, * 1230, † 26. August 1278 (Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen im Marchfeld; Prager Veitsdom, mit Bildrelief auf der Tumbaplatte; Herzbestattung Wiener Minoritenkirche), König von Böhmen, Herzog von Österreich, erste Gattin (11. Februar 1252; Scheidung 1261; † 1266 [Stift Lilienfeld]) Margarethe von Österreich (* um 1205/1210, Schwester Herzog Friedrichs II., des letzten Babenbergers, Witwe nach dem deutschen König Heinrich [VII.]), zweite Gattin (25. Oktober 1261 Pressburg) Kunigunde (Kunhua; * 1245, Tochter des Rostislav von Cernigov-Halic und Novgorod und dessen Gattin Anna, Tochter König Belas IV. von Ungarn; nach Ottokars Tod zweite Ehe [1284] mit Zawisch von Falkenstein; † 9. September 1285), Sohn König Wenzels I. von Böhmen († 1253) und dessen Gattin Kunigunde (Tochter des Stauferkönigs Philipp von Schwaben).

Leben

Ottokar rebellierte 1246-1248 vergeblich gegen seinen Vater. 1251 wurde er (damals Markgraf von Mähren) von den österreichischen Ständen zum Landesfürsten gewählt. 1252-1254 führte er einen ersten Krieg gegen Ungarn (Verlust der Steiermark, jedoch ohne Pittener Mark und Traungau, die nun zu Österreich kamen). 1253 wurde er als Nachfolger seines Vaters König von Böhmen, 1254 teilte er Niederösterreich in vier Viertel ein. Für die Jahre 1253 bis 1254 ist die Härte, mit der Ottokar gegen politischen Widerstand in Wien vorging belegt, als er eine Reihe von Gegnern der böhmischen Herrschaft hinrichten ließ. 1254/1255 zog er nach Preußen (Gründung Königsbergs). 1260 besiegte Ottokar die Ungarn und erhielt die Steiermark zurück. 1268 gründete er die Stadt Marchegg, 1269 erbte er Kärnten und Krain. 1270 versucht König Stephan von Ungarn gegen Ottokar vorzugehen und ihn gefangen zunehmen, was allerdings misslingt. Daraufhin werden Gebiete zwischen Wien und Wiener Neustadt von den Ungarn verwüstet. 1271 rächt sich Ottokar, in dem er mit einem Herr, dass von den Wiener Bürgern unterstützt wird, in Ungarn einfällt und Preßburg einnimmt. Der Feldzug muss nach zwei Monaten aufgrund von Versorgungsschwierigkeiten abgebrochen werden. 1273 bewarb er sich erfolglos um die deutsche Königskrone (gewählt wurde Rudolf I. von Habsburg). Ebenfalls 1273 geht Ottokar abermals gegen Ungarn vor, wieder erobern die Bürger Wiens und Wiener Neustadts mit Ottokar gemeinsam Preßburg sowie andere Befestigungen. Nach einem unglücklichen Krieg 1275/1276 gegen die Habsburger behielt Ottokar 1276 nur Böhmen und Mähren. Nach der Wahl Rudolfs I. bereitete sich Ottokar auf einen entscheidenden Kampf vor. Aus diesem Grund ließ er die Befestigung Wiens durch zwei viereckige "Forts" (Stadtburgen) verstärken; eines wurde 1275 beim Widmertor errichtet (nachmals Schweizertrakt der Burg), das andere 1276 beim Bibertor (nachmals umgewidmet zum Dominikanerinnenkloster St. Laurenz). 1276 berief er zu Beginn des Jahres Ritter und Bürger Wiens zu politischen Gesprächen nach Prag. Im Oktober und November des Jahres drang Rudolf bis Ober- und Niederösterreich vor und belagerte die Stadt Wien mehrere Wochen lang. Obwohl die Stadt militärisch nicht einnehmbar war, musste sich Ottokar dennoch den Habsburgern unterwerfen und muss sich in ein Gebiet nördlich der Donau zurückziehen. Die letztliche Entscheidung fiel im Marchfeld; in der Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen (26. August 1278) stirbt Ottokar, wobei die näheren Umstände seines Todes nicht bekannt sind. Nach Ottokars Tod kam es zu einer Familienverbindung zwischen Habsburgern und Přemysliden: Rudolfs I. jüngerer Sohn Rudolf II. wurde 1278 mit der im Kindesalter stehenden Tochter Ottokars (aus zweiter Ehe) Agnes (1269–1296) vermählt, König Wenzel II. heiratete (in erster Ehe) Jutta, eine Tochter Rudolfs I. Franz Grillparzer schrieb über Ottokar das Drama "König Ottokars Glück und Ende" (1825)

Einfluss auf die Stadt Wien

Hervorzuheben ist Ottokars ausgezeichnete Verwaltung in seinen Ländern. Kirchen, Klöster und Städte nahm er unter seinen besonderen Schutz, großzügig erteilte er Privilegien und Freiheiten. Er förderte Handel und Gewerbe und sorgte für Sicherheit und Ruhe in seinen Territorien. Nach anfänglichen Schwierigkeiten durch die Übernahme in der Herrschaft, akzeptierte die Bevölkerung der Stadt den neuen Herrscher und unterstütze ihn während seiner Kriegszüge, wie etwa durch eine großzügige Lebensmittelversorgung durch Paltram vor dem Freithof. Die Stadt Wien erfreute sich unter seiner Herrschaft einer bemerkenswerten wirtschaftlichen Blüte, erlebte durch Stadtbrand (1258,1262) allerdings auch Rückschläge (den Wiederaufbau unterstützte Ottokar II. durch die Lieferung von Bauholz, Steuernachlässe und die Genehmigung eines außerordentlichen Jahrmarkt). Die Wiener Bürgerschaft (unter der Führung Paltrams vor dem Freithof) unterstützte Ottokar II. bis zuletzt (auch mit Truppen und Proviant). In die Ära Ottokars fällt auch die Gründung des Bürgerspitals (1257); er förderte auch den Weiterbau der Stephanskirche. Die Initiative zum Bau der Wiener Hofburg geht entgegen früherer Forschungsmeinung nicht auf Ottokar zurück, sondern auf die 1230er Jahre. Er wird heute als der Vollender der ersten Bauphase betrachtet.

Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. München: A. Francke 1973-1975
  • Erich Zöllner: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien / München: Österreichischer Bundesverlag [u.a.] ⁸1990, Register
  • Jörg K. Hoensch: Přemysl Otakar II. von Böhmen. Der goldene König. Graz / Wien [u. a.]: Styria 1989
  • Jörg K. Hoensch: Geschichte Böhmens. Von der slavischen Landnahme bis zur Gegenwart. München: Beck 1997, S. 87 ff.
  • Ottokar-Forschungen. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1979 (Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge 44/45 ),; siehe besonders: Peter Csendes: König Ottokar II. Přemysl und die Stadt Wien, S. 142 ff.
  • Max Vancsa: Geschichte Nieder- und Oberösterreichs. Band 1. Gotha [u. a.]: Perthes 1905, S. 482 ff.
  • Friedrich Walter: Mittelalter. Wien: Holzhausen 1940 (Wien. Geschichte einer deutschen Großestadt an der Grenze 1) 1940, S. 74 ff.
  • Vaclav Novotny: Beiträge zur Geschichte Ottokars II. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 31. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1910
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollinek 1956, S. 599 ff.