Knize Herrenausstatter
48° 12' 30.52" N, 16° 22' 10.98" E zur Karte im Wien Kulturgut
1858 übernahm der aus Böhmen stammende Schneidermeister Josef Kniže das Geschäft des Josef Einsle in der Spenglergasse 477 “im Bazar“ (heute Tuchlaubenhof) bzw. Tuchlauben 7. Ab 1870 firmierte das Herrenkleider-Magazin als Partnerunternehmen J. Kniže & L. Ruzitska. Bereits 1873 wurde die Firma anlässlich der Weltausstellung mit der “Fortschrittsmedaille“ ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt sie das Privileg, den Titel ottomanischer und persischer Hofschneider zu führen. Ab 1875 hieß das Unternehmen J. Kniže & Sohn, das Geschäft übersiedelte an die Adresse Am Hof 3. Josef Kniže jun. fand nach dem Tod des Vaters (1880) in Johann Kalina einen Geschäftsführer, die Firma hieß vorerst Kniže & Kalina. 1882 wurde zwischen Josef Kniže und Karl Petz, der später als Cessionär (Erwerber einer abgetretenen Forderung) Knižes belegt ist, die offene Gesellschaft Kniže & Comp. eingegangen. J. Kniže besaß das Alleinvertretungsrecht. Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde diese aufgelöst und die Firma ab Jänner 1883 unter dem gleichen Namen weitergeführt. 1884 kam es zu einem Konkursverfahren, das mit einem Ausgleich endete. Möglicherweise schon im August 1883 hatte sich der Schneider und Kaufmann Albert Wolff als Compagnon einer neu gebildeten öffentlichen, ab 1885 offenen Gesellschaft eingebracht. Wolff übernahm die Firma 1888 – ab diesem Jahr durfte der Titel k. u. k. Hofschneider geführt werden – , verlegte das Geschäft 1895 die noch heute bestehende Adresse auf den Graben 13 und übertrug 1898 die Prokura an seine Frau Gisela (geb. Steiner), die auch die Führung des Geschäfts übernahm. Produziert wurde in eigenen Werkstätten und mit Stückmeistern im Verlagswesen. Die Damenabteilung wurde wegen Unrentabilität geschlossen, die Geschäftsräume zusammen mit dem Portal 1910 von Adolf Loos neu gestaltet. 1915 wurde die Herrenschneiderei zum Herrenausstatter erweitert. 1921 begann die Expansion durch Errichtung von Niederlassungen (Karlsbad 1921, Berlin 1927, Paris 1928, Prag 1934, Bad Gastein 1935). Die Produktpalette wurde um eine Herrenpflegeserie erweitert (das ursprüngliche Logo des Polospielers erwarb später Ralph Lauren). 1938 waren in Wien 75 Mitarbeiter tätig. Nach dem “Anschluss“ verließ der Alleininhaber Friedrich Wolff (seit 1935 umbenannt in Wolff-Knize) mit seiner Familie Wien. Der Betrieb wurde im Oktober 1938 “arisiert“. 1946 erfolgte die Rückstellung an Friedrich (Frederic) Knize jun. 1976 beteiligte sich Rudolf Niedersüß, dem seit 1963 der Schneidersalon C. M. Frank gehörte, bei Knize & Comp. und fusionierte 1978 die beiden Firmen. Das Geschäft wurde um die gehobene Damenkonfektion erweitert. Ab Mitte der 1980er Jahre erfolgten die Eröffnung des Geschäftslokals in der Bräunerstraße und die Integration des Nachbargeschäfts am Graben.
Literatur
- Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 480-483.
- Ingrid Haslinger, Kunde: Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten, A. Schroll & Co: Wien, 1996.
- Charlotte Natmeßnig, K. u. k. Hofschneider: Wien-Karlsbad-Berlin-Paris-Prag-Bad Gastein-New York, in: Peter Eigner, Herbert Matis, Andreas Resch (Hg.), Entrepreneurship in schwierigen Zeiten. Unternehmertum, Karrieren und Umbrüche während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, LIT: Wien-Berlin, 2013, S. 27-54.
- Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungsanzeiger (mehrere Jahrgänge)
- Neue Freie Presse, 29.4.1882, 26.1.1883, 27.5.1884
- Wiener Zeitung, 3.12.1884.