Knize Herrenausstatter

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Geschäftsportal im Haus Graben 13 nach einem Entwurf von Adolf Loos (1912)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1858
Datum bis
Benannt nach Josef Knize
Prominente Personen
PageID 44030
GND
WikidataID
Objektbezug Adolf Loos (Portal)
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 22.09.2023 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Generalihof.jpg
Bildunterschrift Geschäftsportal im Haus Graben 13 nach einem Entwurf von Adolf Loos (1912)
  • 1., Graben 13

Frühere Adressierung
  • J Knize & L Ruzitska (1858, bis: 1870)
  • J Knize & Sohn (1871, bis: 1874)
  • Knize & Kalina (1875, bis: 1879)
  • Knize & Comp. (1880, bis: 1882)

Die Karte wird geladen …

48° 12' 30.52" N, 16° 22' 10.98" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Verkaufsraum im Obergeschoß, um 1930
Kinze (2019)
Verkaufsraum mit Galerie und Kassenpult im Obergeschoß, um 1930
Ebenerdiger Verkaufsraum, um 1930

1858 übernahm der aus Böhmen stammende Schneidermeister Josef Kniže das Geschäft des Josef Einsle in der Spenglergasse 477 “im Bazar“ (heute Tuchlaubenhof) bzw. Tuchlauben 7. Ab 1870 firmierte das Herrenkleider-Magazin als Partnerunternehmen J. Kniže & L. Ruzitska. Bereits 1873 wurde die Firma anlässlich der Weltausstellung mit der “Fortschrittsmedaille“ ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt sie das Privileg, den Titel ottomanischer und persischer Hofschneider zu führen. Ab 1875 hieß das Unternehmen J. Kniže & Sohn, das Geschäft übersiedelte an die Adresse Am Hof 3. Josef Kniže jun. fand nach dem Tod des Vaters (1880) in Johann Kalina einen Geschäftsführer, die Firma hieß vorerst Kniže & Kalina. 1882 wurde zwischen Josef Kniže und Karl Petz, der später als Cessionär (Erwerber einer abgetretenen Forderung) Knižes belegt ist, die offene Gesellschaft Kniže & Comp. eingegangen. J. Kniže besaß das Alleinvertretungsrecht. Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde diese aufgelöst und die Firma ab Jänner 1883 unter dem gleichen Namen weitergeführt. 1884 kam es zu einem Konkursverfahren, das mit einem Ausgleich endete. Möglicherweise schon im August 1883 hatte sich der Schneider und Kaufmann Albert Wolff als Compagnon einer neu gebildeten öffentlichen, ab 1885 offenen Gesellschaft eingebracht. Wolff übernahm die Firma 1888 – ab diesem Jahr durfte der Titel k. u. k. Hofschneider geführt werden – , verlegte das Geschäft 1895 die noch heute bestehende Adresse auf den Graben 13 und übertrug 1898 die Prokura an seine Frau Gisela (geb. Steiner), die auch die Führung des Geschäfts übernahm. Produziert wurde in eigenen Werkstätten und mit Stückmeistern im Verlagswesen.

Die Damenabteilung wurde wegen Unrentabilität geschlossen, die Geschäftsräume zusammen mit dem Portal 1910 von Adolf Loos neu gestaltet. Loos plante die Räume nach dem traditionellen Typ des Wiener Herrenmodegeschäftes. Die Längswände des schmalen Verkaufsraumes sind mit verglasten eingebauten Wandschränken versehen, die im unteren Bereich Schubladen aufweisen. Im Zentrum des Raumes befindet sich eine beinahe die gesamte Tiefe einnehmende gläserne Vitrine zur Präsentation von Stoffen. Gegenüber des Kassapultes führt eine schmale Treppe in das Obergeschoß, in welchem sich ein weiterer Verkaufsraum sowie ein Anprobierraum und ein weiteres Kassierpult befindet. Der Verkaufsraum im Obergeschoß wird ausschließlich durch künstliches Licht erhellt, da straßenseitig der Büroraum des Geschäftsfürers liegt, welcher vom Verkaufsraum durch Wandschränke und Vitrinen abgetrennt wurde. Sämtliche Beleuchtungskörper, Ladenmöbel und Einrichtungsgegenstände wurden von Adolf Loos entworfen. Besonderes Augenmerk legte Loos auf die Gestaltung des Portals, welches durch die enorm schmale Durchgangsbreite eine vornehme Zurückhaltung ausstrahlt und durch die Massivität des polierten schwarzen Granits einen nahezu festungsartigen Charakter erhält. Ähnlich dem Portal von Goldman & Salatsch wird die Rolle des mehrfachen Hoflieferanten durch die Applikation dreier Wappen zum Ausdruck gebracht. Neben der Wiener Niederlassung wurden auch die Filialen Karlsbad (1921), Berlin (1924) und Paris (1927-1928) von Loos gestaltet.

1915 wurde die Herrenschneiderei zum Herrenausstatter erweitert. Die Produktpalette wurde um eine Herrenpflegeserie erweitert (das ursprüngliche Logo des Polospielers erwarb später Ralph Lauren). 1938 waren in Wien 75 Mitarbeiter tätig. Nach dem “Anschluss“ verließ der Alleininhaber Friedrich Wolff (seit 1935 umbenannt in Wolff-Knize) mit seiner Familie Wien. Der Betrieb wurde im Oktober 1938 “arisiert“. 1946 erfolgte die Rückstellung an Friedrich (Frederic) Knize jun. 1976 beteiligte sich Rudolf Niedersüß, dem seit 1963 der Schneidersalon C. M. Frank gehörte, bei Knize & Comp. und fusionierte 1978 die beiden Firmen. Das Geschäft wurde um die gehobene Damenkonfektion erweitert. Ab Mitte der 1980er Jahre erfolgten die Eröffnung des Geschäftslokals in der Bräunerstraße und die Integration des Nachbargeschäfts am Graben.

Quellen

Literatur

  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 480-483.
  • Ingrid Haslinger, Kunde: Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten, A. Schroll & Co: Wien, 1996.
  • Charlotte Natmeßnig, K. u. k. Hofschneider: Wien-Karlsbad-Berlin-Paris-Prag-Bad Gastein-New York, in: Peter Eigner, Herbert Matis, Andreas Resch (Hg.), Entrepreneurship in schwierigen Zeiten. Unternehmertum, Karrieren und Umbrüche während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, LIT: Wien-Berlin, 2013, S. 27-54.
  • Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungsanzeiger (mehrere Jahrgänge)
  • Neue Freie Presse, 29.4.1882, 26.1.1883, 27.5.1884
  • Wiener Zeitung, 3.12.1884.