Johann Schrammel
Johann Schrammel, * 22. Mai 1850 Neulerchenfeld (16, Gaullachergasse 35), † 17. Juni 1893 Wien 17, Kalvarienberggasse 36 (Gedenktafel [im Totenbeschauprotokoll ist als Sterbeadresse 17, Rötzergasse 13 angegeben]; Hernalser Friedhof, Gruppe K, Nummer 205), Komponist, Musiker. Schrammel wurde ebenso wie sein jüngerer Bruder Josef Schrammel frühzeitig in Musik unterrichtet (Johann von Ernst Melzer, dem Primgeiger des Carl-Theaters). Am 6. Jänner 1861 traten die Brüder mit ihrem Vater Kaspar und einem Verwandten im Gasthaus "Zum goldenen Stuck" auf. Aufgrund des errungenen Erfolgs wurden Johann und Josef am Konservatorium Schüler von Georg und Joseph Hellmesberger (Direktor des Konservatoriums), Karl Heißler und L. Weiß. Schrammel wurde vorübergehend Geiger im Harmonietheater und im Theater in der Josefstadt, dann wandte er sich der Volksmusik zu. Als Militärmusiker nahm er 1877 seinen Abschied. Da es mit der Salonmusik immer schlechter ging, schlug Josef Schrammel vor, sich mit dem Gitarristen Anton Strohmayer zu einem Terzett zusammenzuschließen. Man wollte Volksmusik bringen, wie man sie in Wien bis dahin nicht gehört hatte. Als sich ihnen Georg Dänzer mit der Klarinette anschloß, schlug 1878 die Geburtsstunde des Schrammel-Quartetts ("D'Schrammeln"). Als die "Klassiker der Weaner Tanz" erhoben sich "die Schrammeln" weit über das Niveau der heutigen Stimmungsmusiker in Buschenschenken. Sie waren Virtuosen des Wiener Lieds. 1891 wurde die Klarinette (G- beziehungsweise F-Klarinette [je nach der Tonart des Stücks], von den Zeitgenossen nur "das picksüaße Hölzl" genannt) durch die chromatische Harmonika ersetzt. Schrammel war auch als Direktor der Singspielhalle und als Komponist aktiv. Zu seinen bekanntesten Kompositionen zählen "Wien bleibt Wien" (Marsch), "'s Herz von an echten Weana" (Walzerlied), "Mir san in Wien a Herz, a Sinn", "Weana Gmüat" (Walzer), "Der Nachwuchs" und "Nur aussa mit die tiafn Tön'". 1888 gab er das musikalische Werk "Alte österreichische Volksmelodien bis 1860" heraus. Seine Kompositionen erschienen bei Spina, Gutmann, Lewy und Andre, er unternahm Konzertreisen nach Deutschland und viele Städte der Monarchie. Schrammeldenkmal, Schrammelgasse.
Literatur
- Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil L-Z. Mainz: Schott 1961
- Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990, S. 97 ff.
- Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
- Kurt Dieman: Das erste große Buch über die Brüder Johann und Josef Schrammel, ihr legendäres Quartett und ihre Musik. 1981
- Rudolf Alexander Meißl: Die Schrammel-Dynastie. 1943
- H. Mailler: Schrammelquartett. 1943
- Margarethe Egger: Die Schrammel in ihrer Zeit. 1989
- Hans Hauenstein: Chronik des Wienerliedes. Klosterneuburg: Jasomirgott-Verlag 1976, S. 96 ff.
- Vier Musiker aus der Vorstadt. Das Schrammel-Quartett. Katalog Bezirks Museum Hernals und Wiener Stadt- und Landesarchiv 1993.
- Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 329
- Volksblatt Magazin, 18.06.1993, S. 3 ff.
- Rathaus-Korrespondenz, 07.10.1992
- Rathaus-Korrespondenz, 10.05.1993
- Rathaus-Korrespondenz, 25.02.1994