Wilhelm Böhm

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Daten zur Person
Personenname Böhm, Wilhelm
Abweichende Namensform Böhm, Vilmos
Titel
Geschlecht männlich
PageID 45064
GND
Wikidata
Geburtsdatum 6. Jänner 1880
Geburtsort Budapest
Sterbedatum 28. Oktober 1949
Sterbeort Stockholm
Beruf Techniker, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Partei Ungarns
Ereignis
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Wilhelm (Vilmos) Böhm, * 6. Jänner 1880 Budapest, † 28. Oktober 1949 Stockholm, Techniker, sozialdemokratischer Politiker.

Biografie

Vor dem Ersten Weltkrieg war Böhm führender Funktionär der ungarischen Metallarbeitergewerkschaft und Mitglied der sozialdemokratischen Partei Ungarns, deren Vorstand er ab 1912 angehörte.

Politiker in der ungarischen Revolution

Nach der ungarischen "Asternrevolution" Ende Oktober 1918 trat er ins Kabinett von Mihály Károlyi als Kriegsminister ein. Unmittelbar vor Ausrufung der Ungarischen Räterepublik unter Béla Kun am 21. März 1919 vertrat Böhm innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Ungarns die Ansicht, dass nur ein Bündnis mit den ungarischen Kommunisten die Errungenschaften der "Asternrevolution" retten könnte. Böhm gab in der Folge sein Amt ab – neuer Volkskommissar für Kriegswesen wurde Béla Szántó. Böhm wurde allerdings mit der Führung des Armeeoberkommandos der ungarischen Roten Armee betraut, gleichzeitig fungierte er gemeinsam mit anderen (Gyula Hevesi, Antal Dovcsák) als Rätekommissar für Fragen der Sozialisierung. Noch vor dem offiziellen Ende der Ungarischen Räterepublik am 1. August 1919 demissionierte Böhm, nachdem ihm sozialdemokratische Mitstreiter die Unterstützung für seinen Plan, einen Militärputsch gegen Kun durchzuführen, verweigert hatten. Sein Nachfolger als Oberbefehlshaber der ungarischen Roten Armee wurde Jenö Landler, Böhm selbst ging als ungarischer Botschafter nach Wien. Dort bemühte er sich u.a. durch Kontakte mit Außenminister Otto Bauer und verschiedenen Entente-Missionen um eine Lösung der so genannten "Ungarnfrage"; zeitweilig war er sogar als Diktator einer Übergangsregierung vorgesehen. Frankreich stimmte den Plänen nicht zu, sodass der einzige Erfolg seiner Mission war, dass die geflüchteten Kommunisten nach der Niederlage der Räterepublik in Österreich politisches Asyl erhielten.

Emigration und Exil

Aufgrund der Etablierung des Horthy-Regimes in Ungarn blieb Böhm dem Land fern. Er lebte fortan als politischer Emigrant in Wien, wo er mit Sigmund Kunfi und Zoltán Rónai die Spitze der ungarischen sozialdemokratischen Emigrantengruppe bildete (Gruppe Világosság). Gleichzeitig war er politisch im österreichischen Metallarbeiterverband sowie als Vortragender im Rahmen des politischen Schulungsprogramms der SDAP tätig. In diese Zeit fällt auch seine enge Freundschaft mit führenden Vertretern der österreichischen Sozialdemokratie (u.a. mit Ludwig Leser). Nach dem 12. Februar 1934 floh Böhm in die Tschechoslowakei, 1938 weiter nach Schweden. Dort unterhielt er nicht nur gute Beziehungen zu internationalen Emigranten-Zirkeln, sondern auch zur schwedischen Sozialdemokratie; auch etablierte er Kontakte zur britischen Labour-Partei. Bereits 1945 kehrte er nach Ungarn zurück, wo er an prominenter Stelle für eine Zusammenarbeit von Sozialdemokraten und Kommunisten eintrat. In den Jahren 1946 bis 1947 übernahm er den Botschafterposten der Republik Ungarn in Schweden. Aufgrund der politischen Entwicklung in Ungarn entzog er dem Regime seine Unterstützung und trat als Botschafter zurück.

Werke

  • Entstehung und Zusammenbruch der ungarischen Räterepublik. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1919
  • Im Kreuzfeuer zweier Revolutionen. München: Verlag für Kulturpolitik 1923

Literatur

  • Sándorné Gábo: Böhm Vilmos bécsi magyar követ jelentései a Peidl-kormányhoz és Ágoston Péter külügyminiszterhez. In: Párttörténeti Közlemények, 6. Jg., Heft 4, 1960, S. 191-204
  • Karl-Heinz Gräfe: Von der Asternrevolution zur Räterepublik. Ungarn 1918/19. In: Utopie Kreativ, Nr. 168, Oktober 2004, S. 885-900
  • Amália Kerekes / Zoltán Péter: Die Wiener ungarischsprachige sozialdemokratische Presse in der Anfangsphase der Ersten Republik. URL: http://www.kakanien-revisited.at/beitr/emerg/AKerekes_ZPeter1.pdf [Stand 10.1.2016]
  • Ervin Liptai: A magyar Vörös Hadsereg harcai 1919. Budapest: Zrinyi Kiadó 1960
  • Alfred D. Low: The First Austrian Republic and Soviet Hungary. In: Journal of Central European Affairs, Band 20, 1960, S. 174-203
  • László Szücs: Böhm Vilmos politikai pályája [Vilmos Böhms politische Laufbahn]. In: Éva Szabó / László Szücs [Hg.]: Böhm Vilmos válogatott politikai levelei 1914-1949. Budapest: Napvilág 1997

Weblinks