Vereinssynagoge des Tempelvereins Landstraße Beth Hachneseth

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Rekonstruierte Außenansicht der Synagoge in der Unteren Viaduktgasse
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Synagoge
Datum von 1870
Datum bis 1938
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl 1724
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 46466
GND
WikidataID
Objektbezug Jüdische Geschichte
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Untere Viaduktgasse Tempel Außen.jpg
Bildunterschrift Rekonstruierte Außenansicht der Synagoge in der Unteren Viaduktgasse
  • 3., Untere Viaduktgasse 13
  • Nr.: 233 (Bezirk: Weißgerber (Vorstadt))

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48° 12' 39.21" N, 16° 23' 27.81" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Synagoge (3., Untere Viaduktgasse 13, Hof), erbaut 1870 („Beth-Hachneseth"), devastiert 1938. Das Gebäude hat sich zwar erhalten, wird aber zweckentfremdet benutzt.

Rekonstruierte Innenansicht der Synagoge in der Unteren Viaduktgasse

Vereinsgeschichte des Tempelvereins Landstraße Beth Hachneseth

Der Tempelverein Landstraße "Beth Hachneseth Wien" (1871: "Chewra Beth Hachneteth") wurde im Jahr 1871 gegründet. Der Vereinszweck war laut Statut "die Errichtung und würdige Erhaltung eines israelitischen Bethauses im 3. Bezirke Landstraße in Wien sowie für die ordnungsgemäße Abhaltung des jüdischen Gottesdienstes nach altem Ritus in demselben Sorge zu tragen". Als Vereinssitz erscheint im Vereinsakt im Jahr 1877 die Adresse 3, Untere Viaduktgasse 11, im Jahr 1887 die Adresse 3, Untere Viaduktgasse 13 auf. Die Auflösung des Vereins und dessen Einweisung in die Israelitische Kultusgemeinde Wien durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte am 9. Dezember 1938.[1] Laut Literatur hatte der Tempelverein Landstraße "Beth Hachchneseth" ab dem Jahr 1895 eine Synagoge im Hof des im Jahr 1869 erbauten Hauses 3, Untere Viaduktgasse 13 angemietet. Die Synagoge verfügte über 120 Sitzplätze[2] Im Jahr 1913 kaufte der Tempelverein Landstraße "Beth Hachneseth Wien" eine Liegenschaft in Wien 3, Blütengasse 11, Untere Weißgerberstraße 36 an und verwendete die dort gelegene ebenerdige Holzbaracke und Garage als Bethaus. Pläne, auf dieser Liegenschaft ein größeres Bethaus zu errichten, wurden bis 1938 nicht verwirklicht.[3]

Novemberpogrom

Die Synagoge Wien 3, Untere Viaduktgasse 13 wurde im Novemberpogrom am 10. November 1938 zerstört und der Verein im Dezember 1938 aufgelöst. Das Gebäude blieb aber erhalten.[4]

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution des Tempelvereins Landstraße Beth Hachneseth und dessen Liegenschaften

Die Vereinssynagoge in Wien 3, Untere Viaduktgasse 13 stand nicht im Eigentum des Vereins und wurde daher nur geschlossen, aber nicht enteignet. Die 1913 vom Tempelverein Landstraße "Beth Hachneseth" erworbene Liegenschaft in Wien 3, Blütengasse 11, Untere Weißgerberstraße 36 wurde arisiert und gelangte durch Kaufvertrag im Jahr 1939 aufgrund eines Bescheides des Stillhaltekommissars für Vereine, Organisationen und Verbände in den Besitz des Mechanikermeisters Karl Fercher.[5] Die Israelitische Kultusgemeinde Wien erhielt die Liegenschaft als Rechtsnachfolgerin der während des Nationalsozialismus aufgelösten jüdischen Vereine durch einen Vergleich bei der Rückstellungskommission des Landesgerichtes für Zivilrechtssachen zurück. Karl Fercher konnte aber bis zum Jahr 1952 sein Mechanikergewerbe im ehemaligen Bethaus weiter ausüben.[6] Im Jahr 1972 verkaufte die Israelitische Kultusgemeinde die Liegenschaft an die Firma Wiesenthal & Co.[7]

Belegung der ehemaligen Synagoge nach dem Novemberpogrom und in der Gegenwart

Die ehemalige Synagoge in Wien 3, Untere Viaduktgasse 13 wurde laut einem Bericht des Baupolizeireferates der Staatlichen Verwaltung des Reichsgaues Wien Ende 1939 als Magazin der Persilwerke verwendet.[8] Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt das Gebäude einen Anbau und wurde eine Zeit lang von einem österreichischen Maler als Atelier benützt.[9]

Bedeutende Rabbiner und Kantoren

Armin Abeles fungierte bis zu seinem Tod 1930 als Rabbiner, ihm folgte Kalman Kupfer nach.[10] Salomon Lewy amtierte drei Jahrzehnte lang bis 1938 als Kantor[11]

Quellen

Literatur

  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 63.

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 10028/1938 (Tempelverein Landstraße "Beth Hachneseth").
  2. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 63.
  3. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 63.
  4. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 63; The Central Archives for the History of the Jewish People Jersualem (CAHJP), A/W 270, 2.
  5. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 22, Schachtel 973.
  6. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A41: 3. Bezirk, Nr. C 95.
  7. Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien nach 1945, Mappe Liegenschaften B11/AD.
  8. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A6: 22874/1939.
  9. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 63.
  10. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 63.
  11. The Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP), A/W 601: Bestätigung der IKG, gezeichnet Josef Loewenherz am 29. Jänner 1940 anlässlich der Ausreise Lewys; Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 63.