Ruth Klüger

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Daten zur Person
Personenname Klüger, Ruth
Abweichende Namensform
Titel Ph. D.
Geschlecht weiblich
PageID 43115
GND 119071738
Wikidata Q538068
Geburtsdatum 30. Oktober 1931
Geburtsort Wien
Sterbedatum 6. Oktober 2020
Sterbeort Irvine (Kalifornien)
Beruf Germanistin, Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Preis der Stadt Wien für Publizistik (Verleihung: 2003)
  • Ehrendoktorat der Universität Wien (Verleihung: 2015)
  • Watzlawick-Ehrenring der Wiener Ärztekammer (Verleihung: 2015)
  • Ehrendoktorat der Universität Göttingen (Verleihung: 2003)
  • Brüder-Grimm-Preis der Universität Marburg (Verleihung: 2014)
  • Theodor Kramer Preis (Verleihung: 2011)
  • Hermann Cohen Medaille für Jüdische Kulturphilosophie (Verleihung: 2010)
  • Wiener Frauenpreis (Übernahme: 2008)
  • Lessing-Preis des Freistaats Sachsen (Verleihung: 2007)
  • Roswitha-Preis der Stadt Gandersheim (Verleihung: 2006)
  • Rauriser Literaturpreis (Verleihung: 1993)
  • Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (Verleihung: 2002)
  • Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck (Verleihung: 1999)
  • Prix Mémoire de la Shoa (Verleihung: 1998)
  • Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik (Verleihung: 1997)
  • Anerkennungspreis zum Andreas-Gryphius-Preis (Verleihung: 1996)
  • Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft (Verleihung: 1997)
  • Marie Luise Kaschnitz-Preis (Verleihung: 1994)
  • Niedersachsen-Preis (Verleihung: 1993)
  • Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen-Preis (Verleihung: 1993)

Ruth Klüger, * 30. Oktober 1931 Wien, † 6. Oktober 2020 Irvine (Kalifornien), Germanistin, Literaturwissenschaftlerin, Schriftstellerin.

Biografie

Susanne Ruth Klüger legte bereits als Kind aus Protest gegen antisemitische Repressalien ihren ersten Vornamen ab. 1942 wurde sie mit ihrer Mutter Alma und ihrer Großmutter nach Theresienstadt deportiert, 1944 nach Auschwitz-Birkenau überstellt und dann nach Christianstadt und Groß-Rosen weitertransportiert. 1945 gelang ihr gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Pflegeschwester der Ausbruch aus dem Lager und die Flucht nach Straubing. Ruth Klügers Vater, der Gynäkologe Viktor Klüger, überlebte den Holocaust nicht.

1946 nahm sie das Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Regensburg auf. Ein Jahr darauf, 1947, emigrierte Ruth Klüger in die USA und studierte in New York unter anderem Bibliothekswissenschaften und Anglistik. Nach dem Abschluss (1950) studierte sie an der University of California in Berkeley Germanistik und schloss 1952 als M. A. ab, 1967 promovierte sie mit einer Arbeit über das barocke Epigramm zum Ph. D.

In den Jahren 1965 bis 1995 arbeitete sie als Hochschullehrerin für deutsche Sprache und Literatur in Cleveland, Kansas, Virginia, Princeton und Irvine. Ruth Klüger war mit dem Historiker Werner Angress verheiratet, bis in die 1980er Jahre publizierte sie auch unter dem Namen Ruth K. Angress.

Neben ihrer Lehrtätigkeit für Literaturwissenschaft an der University of California in Irvine wirkte sie seit 1988 als Gastprofessorin an der Universität Göttingen tätig. Im Sommersemester 2003 war Ruth Klüger Käthe-Leichter-Gastprofessorin am Institut für Germanistik der Universität Wien, 2005 Dozentin im Rahmen der Tübinger Poetik-Dozentur.

In ihrer 1992 erschienenen Autobiografie "weiter leben. Eine Jugend" berichtet sie von ihrer Kindheit im KZ und setzt sich darin auch mit dem Verhältnis von Sprache/Erzählung versus Erinnerung auseinander. Das Buch wurde mit dem Rauriser Literaturpreis (1993) für die beste Prosa-Erstveröffentlichung in deutscher Sprache, dem Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen-Preis (1993), dem Niedersachsen-Preis (1993), dem Marie Luise Kaschnitz-Preis (1994) und der Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft (1997) ausgezeichnet.

Im Jahr 2000 wurde die Literaturwissenschaftlerin in ihre Geburtsstadt Wien eingeladen, um dort im Rahmen der "Wiener Vorlesungen" einen Vortrag über Dichtung und Geschichte zu halten. Seither war sie wiederholt bei dieser Veranstaltungsreihe zu Gast: 2001 mit "Schnitzlers Damen, Weiber, Mädeln, Frauen", 2004 mit "Ein alter Mann ist stets ein König Lear: Alte Menschen in der Dichtung" und 2012 mit einem Vortrag zum Thema "Freuds Ödipus im androgynen Rosenkavalier".

In den meisten ihrer Bücher beschäftigte sie sich mit literaturwissenschaftlichen Fragen. Die Bandbreite ihrer Arbeiten reicht vom Barock bis zur Gegenwartsliteratur, von Lessing über Kleist bis Heine, beispielsweise "Von hoher und niedriger Literatur" (1996) oder "Über deutsche Literatur" (1997). 2008 legte sie unter dem Titel "Unterwegs verloren" einen autobiographischen Essayband vor. In "Frauen schreiben anders" untersuchte sie 2012 das literarische Schaffen von prominenten Autorinnen. Der Titel bezieht sich auf Klügers Bestseller "Frauen lesen anders" (1996). Von 1977 bis 1984 gab sie die Zeitschrift German Quarterly heraus. Mit "Zerreißproben" veröffentlicht Ruth Klüger 2013 schließlich ihren ersten umfassenden Gedichtband.

Ruth Klügers Memoiren "Weiter leben" wurden 2008 im Rahmen der Aktion "Eine Stadt. Ein Buch" ausgewählt und 100.000 Exemplare davon gratis in Wien verteilt. Im Rahmen der Viennale 2011 wurde genau an Ruth Klügers 80. Geburtstag im Gartenbaukino die von Renata Schmidtkunz gestaltete Doku "Das Weiterleben der Ruth Klüger" präsentiert.

Ruth Klüger starb 2020 in Kalifornien. 2021 wurde der Ruth-Klüger-Platz in Neubau benannt.

Literatur

  • Ruth Klüger: Unterwegs verloren. Erinnerungen. Wien: Paul Zsolnay Verlag 2008
  • Renata Schmidtkunz: Im Gespräch. Ruth Klüger. Wien: Mandelbaum Verlag 2008
  • Brigitta Keintzel / Ilse Korotin [Hg.]: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken. Wien [u. a.]: Böhlau 2002
  • Ruth Klüger: Weiter Leben. Eine Jugend. Göttingen: Wallstein-Verlag 1992


Weblinks