Rudolf Kremayr

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Daten zur Person
Personenname Kremayr, Rudolf
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 18828
GND
Wikidata
Geburtsdatum 25. Dezember 1905
Geburtsort Ottsdorf bei Wels, Oberösterreich
Sterbedatum 17. Dezember 1989
Sterbeort Perchtoldsdorf, Niederösterreich
Beruf Verleger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 17.12.2014 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Perchtoldsdorf
Grabstelle
  • 1., Laurenzerberg 1 (Wirkungsadresse)
  • 12., Niederhofstraße 37 (Wirkungsadresse)
  • 23., Industriegasse 5 (Wirkungsadresse)
  • 7., Burggasse 69 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich (Verleihung: 1974)


Kremayr Rudolf, * 25. Dezember 1905 Ottsdorf bei Wels, Oberösterreich, † 17. Dezember 1989 Perchtoldsdorf, Niederösterreich (Friedhof Perchtoldsdorf), Verleger. Ergriff nicht den ihm vorgezeichneten Lebensweg (der Vater besaß einen Hof mit Mühle und Sägewerk), sondern übte ab 1925 unterschiedliche Berufe in Österreich und ab 1931 in Deutschland aus (Zeitschriften-Vertreter des Ullstein-Verlags, bald jedoch Werbeliteratur des Verlags, später Zeitschriftengroßvertrieb Jäger, der ihn nach Wien entsandte). Er fasste den Entschluss, sich selbständig zu machen, und gründete 1, Laurenzerberg 1, den „Zeitschriftenvertrieb Rudolf Kremayr" (1941 Eröffnung einer Tochterfirma in Preßburg; der Plan einer Niederlassung in Budapest wurde durch die Kriegsereignisse vereitelt). 1943-1945 stand er im Kriegseinsatz; nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt, fand er die Räumlichkeiten am Laurenzerberg zerstört vor, konnte aber bereits 1946 wieder eröffnen (Vertrieb von Willi Forsts „Film" und „Radio Wien"). Am 1. Februar 1947 engagierte Kremayr einen gelernten Buchhändler und gab ihm Prokura; damit begann seine Partnerschaft mit Wilhelm Scheriau, der bald sein Teilhaber wurde. Zu den vertriebenen Zeitschriften gehörten u. a. „Frau und Mutter" und „Wien und die Wiener" (umbenannt in „Wiener Monatshefte"), bald auch „Das Beste", das „Blatt der Hausfrau" sowie die hauseigene Zeitschrift „Hausfreund". 1948 wurde die Firma als „Zeitschriftengroßvertrieb Donauland Kremayr & Scheriau" vorgestellt und besaß noch im selben Jahr 124.000 Abonnenten (betreut von 19 Angestellten und 73 Zustellern). 1949 übersiedelte die Firma nach 7, Burggasse 69, wo die nunmehr 30 Angestellten besser arbeiten konnten. 1950 gründeten Kremayr & Scheriau die Buchgemeinschaft „Donauland", gleichzeitig wurde der Verlag Kremayr & Scheriau ins Leben gerufen. Die Buchgemeinschaft (die einzige, die das Buch, gestützt auf den Betreuerstab des Zeitschriftenvertriebs, zum Kunden brachte) erlebte einen enormen Aufschwung; 1955 besaß die Buchgemeinschaft 378.000 Mitglieder, das Programm umfasste 300 Titel von der Weltliteratur bis zum aktuellen Bestseller, jedoch mit betont österreichischer Prägung. 1954 erwarb Kremayr den Gutshof Groß-Theuretzbach in Klein-Prolling bei Ybbsitz, machte ihn zu einem Mustergut, begann aber auch mit dem Sammeln und eigenhändigen Restaurieren bäuerlichen Kunsthandwerks; 1955-1961 besaß er auch den Lindenhof bei Wels. Am 1. Juli 1956 wurde die Schallplattengemeinschaft Donauland gegründet, am 13. September 1963 ein Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon-Gesellschaft geschlossen. 1964 wurden die beiden Gemeinschaften vereinigt, 1965 kamen Stereoplatten ins Programm, 1970 Music-Cassetten. Als 1954 die „Druck- und Verlagsanstalt Wiener Verlag GmbH" zum Verkauf angeboten wurde (wo bereits viele Bücher gedruckt wurden), griffen Kremayr und Scheriau zu (12, Niederhofstraße 37); nach Umbau und Modernisierung konnte das Haus im Juni 1958 bezogen werden. Donauland besaß neben Haus und Druckerei zehn Filialen und betreute rund 400.000 Mitglieder. Am 1. Jänner 1960 wurde ein Grundstück in Atzgersdorf (Industriegasse 5) erworben, das durch den Zukauf weiterer Grundstücke arrondiert wurde; hierher übersiedelte 1967 die Druckerei. Als der deutscher Bertelsmann-Buchclub nach Österreich zu expandieren und vehement zu werben begann, veräußerte Kremayr (der mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen begann) am 12. August 1966 den größeren Teil seiner Anteile an Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn und sicherte Donauland damit eine internationale Zusammenarbeit; 1968 kam es zur Fusion von Bertelsmanns „Europaring" (wie dessen österreichischer Buchclub hieß) und Donauland. Als Kremayr 1966 das Haus Conradsplatz 2 in der Freistadt Rust erwarb und restaurierte, gab er damit den Anstoß für weitere Restaurierungen (die letztlich dazu führten, dass Rust 1975 zu einer der Modellstädte im „Jahr des Denkmalschutzes" ausgewählt wurde). 1976 wurde in Himberg die Günther AG, eine Buchbinderei, erworben; 1978 übersiedelte der gesamte technische Betrieb von Atzgersdorf nach Himberg; anschließend übersiedelten Versand, Auslieferung und Servicestelle von der Niederhofstraße nach Atzgersdorf (wo sich bereits seit 1965 das Donauland-Buchlager befand), sodass nunmehr auch das Haus in der Niederhofstraße umgestaltet werden konnte. Am 30. Juni 1980 besaß Donauland 830.000 Mitglieder, die über vier Millionen Bücher und über eine Million Schallplatten erwarben. 1989 erfolgte die Fusionierung mit der Deutschen Buchgemeinschaft Alpenland („Buch & Musik"). Goldenes Ehrenzeichen Republik Österreich (1974); eine gemeinsame Initiative von Kremayr und Scheriau ist auch die Schaffung des Donauland-Sachbuchpreises (1975), der von der gleichzeitig geschaffenen Donauland-Stiftung dotiert wird.

Literatur

  • Buch. Der Anzeiger des österreichischen Buchhandels. Hrsg. vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels. Wien: Heft 1-2 1990, S.5f.
  • Festschrift für Rudolf Kremayr. 1975 (ungedruckt)