Ringstraßenwettbewerb-Projekt Nr. 2

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Detail: Situationsplan zum Concursprojekt Nr. 2, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.2 - Concursprojekt Nr. 2
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Wettbewerb
Datum von 31. Jänner 1858
Datum bis 31. Juli 1858
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 43509
GND
WikidataID
Objektbezug Ringstraße, Glacis
Quelle
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Letzte Änderung am 13.07.2023 durch DYN.bl7
Bildname Wettbewerbsprojekt Nr 2.jpg
Bildunterschrift Detail: Situationsplan zum Concursprojekt Nr. 2, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.2 - Concursprojekt Nr. 2

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Devise: Für mein theueres Vaterland und meine noch theuerere Vaterstadt bin ich jederzeit bereit Geld, Mühe und Zeit zu opfern.

Verfasser: unbekannt

Der nicht näher bekannte Wettbewerbsteilnehmer aus Wien hatte, "dort seine Studien absolvierte, und sich von seinem Geburtsorte vielfache Localkenntnisse gesammelt". Zum Zeitpunkt des Wettbewerbes war er "als Ingenieur und Buchhalter der k. Freistadt Gran" (heute Esztergom, Ungarn) tätig. Der Eingang seiner Unterlagen wurde bereits am 16. Juni 1858 im Ministerium des Innern vermerkt.[1] Das Projekt wurde schon bei der ersten Sitzung der Beurteilungskommission am 27. Oktober 1858 vom Berichterstatter Heinrich Ferstel als "nicht preiswürdig erkannt" und vom Wettbewerb ausgeschieden.[2]

Ausführungen

Die Ausführungen beinhalten nur wenige Aussagen über das städtebauliche Erscheinungsbild seines Stadterweiterungsentwurfes. Sie beschränken sich auf zahlenmäßige Beschreibungen von Straßenbreiten und Bauparzellen. Erstere legte er neben dem nur 32 Klafter breiten Boulevard für alle übrigen Straßen großzügig mit 12 Klaftern fest, was 4 Klafter über der in der gültigen Bauordnung geforderten Breite lag. In der Denkschrift fügte er über deren Querschnitt hinzu: "[I]n allen vom Preiswerber beantragten Gassen und Strassen, ist die Fahrstrasse, vom Weg für die Fußgeher durch Baumreihen geschieden." Diese Aussage bezeugt sein Wissen um die notwendige Trennung der verschiedenen Verkehrsteilnehmer. Gerade in der engen inneren Stadt war es aus Platzgründen nicht möglich gewesen in jeder Straße Trottoirs anzulegen.

Städtebaulicher Entwurf

Er reichte zwei Situationspläne ein, wobei er in einen – es handelt sich dabei um den ausgegebenen Situationsplan – die gesamte Bebauung inklusive der öffentlichen Grünflächen einzeichnete,während er im zweiten Plan die Grundrisse der Monumentalbauten sowie die Blöcke mit ihren Parzellen und dem privaten Grün betonte. Dem zweiten versuchte der Projektant zusätzliche Prägnanz zu verleihen, indem er in der ansonsten nicht gezeichneten Innenstadtzone seines Erachtens wichtige strukturelle Randbereiche hervorhob. Den Parzellen am Glacis wies er stark divergierende Größen zu (zwischen 97 und 324 Quadratklafter, etwa 350 und 1165 Quadratmeter). Die Verteilung der einzelnen Wohnhäuser mit den Gärten findet sich im zweiten Situationsplan, auf diesem sind auch Blockrandbebauungen mit durchgehenden Hofanlagen sowie Wohnhäuser mit Vorgärten zu erkennen. Gegenüber der Kaserne war ein "mit einem öffentlichen Brunnen versehener Platz" vorgesehen und ein freier Platz mit Gartenanlage sollte zwischen das Generalkommando und dem Wachthaus beim Schottenthor positioniert werden. Die Markthallen wurden zwischen der Franz-Josefs-Kaserne und dem k. k. Zollamt konzentriert, da die Händler an dieser Stelle in Wien ankamen, dort abstiegen und in der Nähe ihrem Geschäft nachgehen wollten. Darüber hinaus wäre es für die Kunden einfacher, da sie für ein einziges Ziel einen geringeren Verkehrs- und Zeitaufwand in Kauf nehmen mussten.

Zum Stadtbild äußerte der Projektant an einer Stelle, "daß die von der inneren Stadt gegen den Gürtel zu in sanftabfallender Verflachung erstehenden Neubauten dem Auge einen sehrvortheilhaften Prospect biethen werden." Er erkannte in der Anlage der Kärnthnerstrasse und der Elisabethbrücke die Möglichkeit einer 420 Klafter langen Achse, die er jedoch im Plan im Innenstadtbereich nicht sonderlich auswies. Neben dieser Bemerkung machte er die Prüfungskommission auf den Umstand der parallelen Straßen im südöstlichen Bereich aufmerksam, was er auch im Stadtplan zeichnerisch markierte. Das betraf sowohl die Straßen der Innenstadt als auch die Achsen zwischen Innen- und Vorstadt. Er erkannte darin die Grundlage für ein "ausgezeichnet regelmässiges Ganzes" und legte ein leicht verschobenes Raster an. In seiner Aussage zum Aussehen des neuen Stadtteiles lässt sich die neue Bauordnung bereits erahnen, gleichsam klingt sie aber auch resigniert: "Zu welchem Styl, welcher Höhe das eigentliche Gebäude auf der dafür bestimmten Grundfläche aufzuführen sein wird, – bis sich die hohe Staatsverwaltung hierüber bestimmt ausspricht, wird noch viel geschrieben und gezeichnet werden." Im zweiten der beiden Situationspläne wurde er bei Grundrisstypen dreier Wohnhausbauten konkret. Vorgelagert vor Neu-Wien schlug er Hofanlagen mit grosszügigen, zusammenhängenden Innenhöfen vor, entlang des Donaukanals Reihenhäuser (wahrscheinlich vom Typ back-to-back) mit größeren Vorgärten,und im Quartier der neuen Kärntnerstraße Wohnbauten, die Blockrandbebauungen aufwiesen. Ebenso sind die meisten seiner öffentlichen Neubauten als Hofbauten ausgebildet.

Er erwähnte die in den Zeitungen kolportierte Meldung, dass die Linienwälle geschliffen werden sollten, und hielt die Regulierung der Donauarme für dringend notwendig, ohne aber genauer darauf einzugehen. Die öffentlichen Bauten sollten konzentriert werden, dafür schilderte er als vorbildliches Beispiel den Eindruck einer ihm bekannten Wiener Straße: "Ein jeder der diese Strasse einer genauen Prüfung unterzieht, wird finden daß nur die Masse der schönen Gebäude den vortheilhaften Eindruck übet." Zu seinem Projekt schrieb er: "Er ist hiebei von dem Grundsatze ausgegangen, daß mehrere großartige Gebäude, in einem schönen Styl erbaut, und an einer Stelle concentrirt, auf jeden Menschen, der Sinn für großartige Gebäude in seiner Brust verwahrt, auf einen überraschenden Eindruck ausüben, und jeder Wienbesuchende Fremde, soll dann auch die Überzeugung mit sich nehmen, daß die Reichs-Haupt- und Residenz Stadt, des österreichischen Kaiserstaates, auch großartige Gebäude aufzuweisen hat." Was die Grundflächen betraf, die für die öffentlichen Bauten von Seiten des Ministeriums des Innern anberaumt wurden, war der Projektant enttäuscht, denn er dachte eher an Vorbilder wie "den Louvre, die Tuillerien in Paris, die Palläste in Petersburg, das Escurial in Madrid, und die öffentlichen Gebäude noch mehrerer anderer Städte Europas".

Stellenwert

Der Wettbewerbsteilnehmer lieferte einen Entwurf, der sich einerseits an die Vorgaben der Ausschreibung hielt, andererseits hatte er sich in seinem vorauseilenden Gehorsam jedoch mehr beschränkt, als es notwendig gewesen war. Seine Interventionen blieben fragmentarisch und schlossen sich, bedingt durch den übervorsichtigen Umgang mit der bestehenden Stadt, in äußerst beschränktem Maße an den Stadtorganismus an.[3]

Siehe auch:


Quellen

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, STEF, Karton 2, Fasz. 5314/M. I. 442/1858
  2. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, Fasz. 119 ad11801/1858
  3. Zum Ringstraßenwettbewerb siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015