Renate Welsh

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Daten zur Person
Personenname Welsh, Renate
Abweichende Namensform Welsh-Rabady, Renate; Redtenbacher, Renate
Titel Prof.
Geschlecht weiblich
PageID 40209
GND 118766694
Wikidata Q12088539
Geburtsdatum 22. Dezember 1937
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri


  • 13., Diabelligasse 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Präsidentin der Interessengemeinschaft Österreichischer Autorinnen und Autoren (2006)
  • Mitglied der Grazer Autorenversammlung (GAV)

  • Friedrich-Bödecker-Preis (Verleihung: 1978)
  • Verleihung des Professorentitels (Übernahme: 26. Mai 1992)
  • Theodor Kramer Preis (Übernahme: 2017)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Übernahme: 9. November 2016)
  • Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur (Verleihung: 2006)
  • Leserstimmen – Der Preis der jungen LeserInnen (Verleihung: 2005)
  • Deutscher Jugendbuchpreis (Verleihung: 2003)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 2001)
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 23. September 1997, Übernahme: 1. Dezember 1997)
  • Deutscher Jugendbuchpreis (Verleihung: 1980)
  • Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (Verleihung: 1977)
  • Anerkennungspreis der Stadt Wien (Verleihung: 1991)
  • Österreichischer Würdigungspreis für Jugendliteratur (Verleihung: 1985)
  • Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (Verleihung: 29. November 1997, Übernahme: 19. Februar 1998)
  • Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (Verleihung: 1993)
  • Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (Verleihung: 14. November 2003, Übernahme: 30. April 2004)
  • Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (Verleihung: 2000)
  • Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (Verleihung: 1986)
  • Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (Verleihung: 1980)


Renate Welsh, * 22. Dezember 1937 Wien, Schriftstellerin, Übersetzerin.

Biografie

Renate Welsh verbrachte ihre frühe Kindheit in der Diabelligasse 1 im 13. Wiener Gemeindebezirk. Ihre Eltern waren der Arzt Norbert Redtenbacher und dessen Frau Elisabeth, die 1942 mit 29 Jahren an einem Gehirntumor starb. 1943 wurde die Tochter nach Aussee gebracht, wo sie bei der Familie ihrer Stiefmutter lebte; im Herbst 1945 kehrte sie zum Vater nach Wien zurück. Mit 15 Jahren ging Renate Welsh als Austauschschülerin für ein Jahr nach Portland, Oregon, wo sie den High-School-Abschluss machte. Zurück in Wien legte sie die Reifeprüfung ab und studierte Englisch, Spanisch und Staatswissenschaften. 1956 heiratete sie den in Wien studierenden Schotten Christopher Norton Welsh und brach nach der Geburt des ersten von drei Söhnen das Studium ab, "weil ich dumm genug war zu glauben, dass ein Abschluss für eine Frau nicht so wichtig war" [1]. Sie arbeitete zunächst für das British Council in Wien und war als freie Übersetzerin tätig.

Ihr erstes eigenes Buch, "Der Enkel des Löwenjägers", erschien 1970, seit 1975 arbeitete sie als freie Schriftstellerin. Renate Welsh zählt neben Mira Lobe, Christine Nöstlinger und Käthe Recheis zu den wegweisenden österreichischen Stimmen der Kinder- und Jugendliteratur. Ihr vielfach ausgezeichnetes Werk besteht aus Bilderbüchern, fantastischen und realistischen Erzählungen und Romanen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, außerdem gibt sie Anthologien heraus und leitet Schreibwerkstätten. Seit 2006 amtiert Renate Welsh als Präsidentin der IG Autorinnen Autoren.

Welshs Werk basiert auf einem starken sozialkritischen Interesse. Außenseitertum, prekäre Familienkonstellationen und kulturelle Konflikte bestimmen das Leben vieler ihrer zumeist weiblichen Hauptfiguren. In dem Buch "Ülkü, das fremde Mädchen" (1973) wird der Schulalltag eines türkischen Gastarbeiterkindes aus der Sicht einer Klassenkameradin geschildert; dreimal wird die Erzählung von Zeitungsberichten und anderen Materialien unterbrochen, womit das Buch der Dokumentarliteratur nahesteht. Auch knapp vier Jahrzehnte später richtet Welsh ihren Blick auf gesellschaftliche Problemfelder. "Dr. Chickensoup" (2011) zeigt beispielsweise die finanzielle Notsituation einer in der Großstadt lebenden alleinerziehenden Mutter und die Scham, die die Tochter über die Armut empfindet. Der thematischen Schwere der Geschichten steht meist ein humorvoller Schreibstil gegenüber, der besonders in den Kinderbüchern zum Tragen kommt, wie etwa in den Geschichten um den kleinen Vampir "Vamperl" (1979), der den Menschen die schlechte Laune aussaugt.

Welsh ist eine Meisterin des realistischen, psychologisch nuancierten Erzählens, mit dem sie die Genregrenzen der Kinder- und Jugendliteratur hin zur allgemeinen Belletristik überschreitet. Das zeigt sich exemplarisch an dem Roman "Johanna" (1979), der sich nichtsdestotrotz zu einem Klassiker der Jugendliteratur entwickelt hat. Das Werk wurde 2021 neu aufgelegt, als die Schriftstellerin mit "Die alte Johanna" (2021) eine viel beachtete Fortsetzung präsentierte. In ihren einfühlsamen Schilderungen biografischer Verläufe geht es immer auch darum, historische Zusammenhänge und soziale Missstände sichtbar zu machen. Dabei schöpft sie gern aus dem Erfahrungsschatz ihrer eigenen Kindheit, die von schwierigen Familienverhältnissen und den Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg geprägt war. Mit "Kieselsteine. Geschichten einer Kindheit" legte sie 2019 einen autobiografischen Erzählband vor.

Renate Welsh, die für ihre intensive Recherchearbeit bekannt ist, porträtierte auch vereinzelt historische Persönlichkeiten. In ihrem Buch "In die Waagschale geworfen" (1988) widmet sie sich "Österreichern im Widerstand" gegen die nationalsozialistische Herrschaft und erzählt unter anderem von der Rettung der Jüdin Lilli Wolff durch die Schauspielerin Dorothea Neff. 1990 legte Welsh die biografische Erzählung "Constanze Mozart. Eine unbedeutende Frau" vor.

Werke (Auswahl)

  • Renate Welsh: Der Enkel des Löwenjägers. Innsbruck: Obelisk 1970
  • Renate Welsh: Ülkü, das fremde Mädchen. Erzählung und Dokumentation. Wien / München: Jugend und Volk 1973
  • Renate Welsh: Johanna. Wien / München: Jugend und Volk 1979
  • Renate Welsh: Das Vamperl. Berlin: Schaffstein 1979
  • Renate Welsh: Eine Hand zum Anfassen. Wien [u. a.]: Verlag Jungbrunnen 1985
  • Renate Welsh: Drachenflügel. Innsbruck: Obelisk 1988
  • Renate Welsh: In die Waagschale geworfen. Österreicher im Widerstand. Wien: Jugend und Volk 1988
  • Renate Welsh: Constanze Mozart. Eine unbedeutende Frau. Wien / München: Jugend und Volk 1990
  • Renate Welsh: Dieda oder Das fremde Kind. Innsbruck / Wien: Obelisk 2002
  • Renate Welsh: Liebe Schwester. Roman. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2003
  • Renate Welsh: Die schöne Aussicht. Roman. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2005
  • Renate Welsh: Großmutters Schuhe. Roman. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2008
  • Renate Welsh: Dr. Chickensoup. Wien: G&G 2011
  • Renate Welsh: Sarah spinnt Geschichten. Innsbruck: Obelisk 2014
  • Renate Welsh: Kieselsteine. Geschichten einer Kindheit. Wien: Czernin Verlag 2019
  • Renate Welsh: Johanna. Wien: Czernin Verlag 2021
  • Renate Welsh: Die alte Johanna. Wien: Czernin Verlag 2021


  • Renate Welsh [Hg.]: Ich verstehe die Trommel nicht mehr. Erzählungen aus Afrika. Wien [u. a.]: Verlag Jungbrunnen 1980
  • Hertha Kratzer / Renate Welsh [Hg.]: Antwort auf keine Frage. Geschichten von und über Liebe. Wien: Jugend und Volk 1985
  • Hertha Kratzer / Renate Welsh [Hg.]: Abschied und Ankunft. Geschichten von und über Heimat. Wien: Jugend und Volk 1988
  • Hertha Kratzer / Renate Welsh [Hg.]: Die Gedanken sind frei. Geschichten von und über Freiheit. Wien: Jugend und Volk 1990
  • Renate Welsh [Hg.]: Mit einem Fuß auf zwei Beinen stehen. Texte aus der Schreibwerkstatt im VinziRast-CortiHaus. Wien: Wiener Dom-Verlag 2013

Literatur


Literatur von und über Renate Welsh finden Sie im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Renate Welsh: Das Leben buchstabieren. In: Libri liberorum, Sonderheft November 2007. Hg. von Ernst Seibert. Wien: Praesens 2007, S. 15