Johann-Pollet-Gedenktafel

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Daten zur Erinnerung
Art des Erinnerns Gedenktafel
Status existiert
Gewidmet Johann Pollet
Datum von 1928
Datum bis
Stifter
Art des Stifters
Architekt
Standort Fassade
Ortsbezug
Bezirk 1
Historischer Bezug
Thema der Erinnerung
Gruppe
Geschlechtsspezifik Männer
PageID 44757
GND
WikidataID
Objektbezug Revolution 1848, Märzrevolution
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 31.03.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Pollet-GT.jpg
Bildunterschrift
  • 1., Michaelerplatz 2

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Johann-Pollet-Gedenktafel (1., Michaelerplatz 2).

Bereits vor dem Revolutionsjahr 1848 machte man sich bei Hofe und im Generalstab Gedanken, wie die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien gegen einen inneren Feind geschützt werden könne. Aber die Überlegungen dauerten zu lange und wurden von den Ereignissen überholt. Und die Realität gab den Planern recht: Im März 1848 bildete der alte Festungsgürtel nicht einen Schutz gegen einen Feind von außen, er erwies sich vielmehr als Bollwerk für die Revolutionäre von innen und wurde zur Falle für die kaiserliche Familie. Am 4. März erschien ein Aufruf nach einer Reform der Staatsverwaltung. Am 12. März forderten die Studenten in einer Petition an den Kaiser die Rede- und Pressefreiheit. Da der Hof die Petition nicht beantwortete, zogen Studenten der Wiener Universität in den Morgenstunden des 13. März durch die Innenstadt zur Herrengasse und stürmten das Niederösterreichische Landhaus. Das Generalkommando wurde um Hilfe gerufen.

Stadtkommandant Feldmarschall-Leutnant Erzherzog Albrecht ließ das italienische Grenadierbataillon seines Infanterie-Regiments Nr. 44 aufmarschieren. Im Innenhof der Hofburg ging die 4. Kompanie des Bombardiercorps in Stellung. Oberfeuerwerker Johann Pollet wurde mit seinem Geschütz zum Michaelertor befohlen. Erzherzog Albrecht begab sich mit seinem Adjutanten, Major Vinzenz Freiherr von Colo, zu Pferd persönlich in die Herrengasse, um die Ruhe wiederherzustellen, wurde dabei aber vom Mob mit Steinen beworfen und dabei leicht verletzt. Als die Aufständischen den Michaelerplatz erreichten, eilte Erzherzog Maximilian von Este aus der Hofburg und gab dem Oberfeuerwerker Pollet den Befehl, das Feuer gegen die vor der Hofburg angesammelten Wiener zu eröffnen. Oberfeuerwerker Johann Pollet widersetzte sich jedoch dem Befehl des Erzherzogs und stellte sich, nachdem der Erzherzog den Befehl wiederholt hatte, demonstrativ vor sein Geschütz. Für sein Verhalten wurde Pollet von den Revolutionären als Held gefeiert. Erwiesen ist hingegen, dass Oberfeuerwerker Pollet den Befehl nicht aus ideologischen oder ideellen Gründen verweigerte, sondern weil Erzherzog Maximilian keinerlei Befehlsgewalt inne hatte. Ein Soldat hatte jedoch (und hat noch immer) einen Befehl, der von einem unzuständigen Organ erteilt wird, zu verweigern. Dass Pollet keine Befehlsverweigerung begangen hatte, beweist schon seine weitere Karriere: Pollet wird im April 1848 (außertourlich) zum Leutnant, 1849 (für seine Leistungen im Feldzug in Ungarn) zum Oberleutnant und 1854 zum Hauptmann befördert.

Zur Erinnerung daran wurde 1928 eine Gedenktafel für Oberfeuerwerker Johann Pollet am Looshaus angebracht. Später wurde die Tafel an das Gebäude Herrengasse rechts neben dem Eingang zum Café Griensteidl versetzt. Zwischen 1934 und 1948 wurde die Tafel abgenommen. An Oberfeuerwerker Pollet erinnert auch die Polletstraße im 22. Bezirk.

Literatur

  • Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Band 3 Innere Stadt, Weishaupt-Verlag, Graz 2012, Seite 216.
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: A.B.Z.-Verlag 1948, S. 219