Paul Mestrozi (Fabrikant)

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Daten zur Person
Personenname Mestrozi, Paul
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 17176
GND 138327807
Wikidata Q59327227
Geburtsdatum 6. September 1771
Geburtsort Wien
Sterbedatum 11. Dezember 1858
Sterbeort Wien
Beruf Fabrikant
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Paul Mestrozi, * 6. September 1771 Wien, † 11. Dezember 1858 Wien, Fabrikant, Großvater von Paul Mestrozi (Mestrozigasse).

Sein in Görz (Gorizia) geborener Vater Josef Mestrozi (1742-1790) war ab 1765 in Wien tätig und betrieb hier ab 1777 mit wechselndem Erfolg eine kleine Seidenzeugmanufaktur. Mestrozi und sein Bruder Vital (1774-1823) verlegten die Firma zunächst in die Vorstadt Landstraße, 1796 in die Vorstadt Schottenfeld, wo sie 1798 eine Fabriksbefugnis erhielten. Dass Mestrozi sein Zeichentalent an der Privatschule von F. Grabner (Direktor der Manufakturzeichnungsklasse an der Akademie der bildenden Künste) ausbilden ließ, trug wesentlich zum raschen Aufstieg der Firma bei, welche 1803 bereits über 37 Stühle besaß und etwa 200 Arbeiter beschäftigte und 1806 als "Gebrüder Mestrozi" das Landesprivileg erhielt.

Die Miniatursamt- und Seidenstoffe wurden von den Käufern wegen ihrer Qualität französischer Ware vorgezogen, sodass die Firma, die zusätzlich Lyoner Stoffe in ihr Produktionsprogramm aufnahm, hohe Gewinne erwirtschaftete; dass diese in erheblichem Maße auch durch Exporte zustande kamen, war das Verdienst von Vital Mestrozi, der laufend weite Werbereisen in die Kronländer Cisleithaniens, nach Bayern und Italien unternahm. Paul Mestrozi kümmerte sich um die Produktion und wirkte höchst innovativ, vor allem hinsichtlich technischer Verbesserungen (1814/1815 Verwendung von Platinnadeln, 1815-1817 Bau von "Dessin-Maschinen", die den Jacquard-Webstühlen ähnelten, 1818 Einführung der Chinierungsmethode, mit deren Hilfe geflammte Stoffe, aber selbst ganze Gemälde hergestellt werden konnten).

In Wien wurden der Hof und die Hocharistokratie beliefert, die Exportaufträge kamen selbst aus England und Russland. Im Jahre 1818 erwirtschaftete der Betrieb mit rund 600 Arbeitern einen Umsatz von zwei Millionen Gulden.

Ab 1823 erwog Mestrozi den Verkauf der Fabrik, behielt aber danach noch einige öffentliche Aufgaben (Gerichtssachverständiger, Gremialfunktionen). 1824-1826 legte er eine circa 8.000 Muster umfassende Stoffsammlung an, die sich heute im Besitz des Museums für angewandte Kunst (MAK) befindet.

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd. (Literaturverzeichnis)
  • Ferdinand Mühleder: Die Schottenfelder Seidenindustrie 1820-1850. Diss. Univ. Wien. Wien 1952
  • Margarete Bucek: Geschichte der Seidenfabrikanten Wiens im 18. Jahrhundert (1710-1792). Diss. Univ. Wien. Wien 1968
  • Andrea Schnöller: "Der Gesellschaft brauchbar, im Fache tüchtig, und dem Staate auf viele Arten nützlich". Paul Mestrozi, ein Unternehmer des frühen 19. Jahrhunderts. In: Christliche Demokratie 6 (1988) 3, S. 213-235

Weblinks