Orthopädie

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Orthopädie. Die Verselbständigung der Orthopädie aus dem Mutterfach Chirurgie beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Mai 1850 gründete der Primarius am Wiedner Spital, Friedrich Wilhelm Lorinser, in der Wiedner Hauptstraße ein orthopädisches Institut, das wegen des großen Erfolgs im Herbst 1850 nach Landstraße 100 (3, Erdbergstraße 9) beziehungsweise 1853 nach Unterdöbling verlegt werden musste. In der Alservorstadt (Adlergasse 166 [9, Mariannengasse 22]) hatte 1852 Ludwig Josef Melicher (im eigenen Haus) ebenfalls eine gymnastisch-orthopädische Heilanstalt errichtet. Die wissenschaftliche Fachentwicklung der Orthopädie kann auch dadurch dokumentiert werden, dass Theodor Billroth und Franz von Pitha 1882 in ihrem „Handbuch der allgemeinen und specifischen Chirurgie" (Band 3/2) die Darstellung der Rückgratverkrümmungen Lorinser anvertrauten. Aus der Schule des Vorstands der ersten Chirurgischen Universitäts-Klinik (Allgemeines Krankenhaus) gingen Eduard Albert, Adolf Lorenz und Julius Hass hervor. Lorenz, dessen pionierhafte Entwicklung der Reposition bei angeborener Hüftgelenksluxation auf 1895 zurückgeht, hatte bereits 1866 im Allgemeinen Krankenhaus (zweiter Hof, ehemalige Spitalsküche) sein Universitäts-Ambulatorium für orthopädische Chirurgie eröffnet und verblieb dort bis 1914. Lorenz hatte wegen eines Carbolekzems an den Händen die operative Chirurgie aufgeben müssen. Danach wurde im neunten Hof eine orthopädische Abteilung gegründet, an der Lorenz bis 1924 wirkte. Durch den aus Graz kommenden Hans Spitzy, der sich vorwiegend der Kinderorthopädie widmete, erfolgte ab 1915 in Wien die Gründung eines orthopädischen Spitals sowie von Invalidenschulen. Ab 1938 wirkte an der orthopädischen Station der ersten Chirurgischen Universitäts-Klinik (Egon Ranzi) Karl Chiari; als Schüler von Albert Lorenz übernahm er 1951 deren Leitung und erreichte 1962 die Abtrennung seiner Abteilung von der ersten Chirurgischen Universitäts-Klinik (die 1967 unter Chiaris Leitung zum Ordinariat erhoben wurde).

Literatur

  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 205 ff., S. 451 ff., S. 454 ff.
  • Julius Hass: Zur Geschichte der Orthopädie in Wien. In: Wiener medizinische Wochenschrift 85 (1935), Nr. 34/35
  • Adolf Lorenz: Zur Geschichte des Universitäts-Ambulatoriums und der Abteilung für orthopädische Chirurgie im AKH. In: Wiener medizinische Wochenschrift 86 (1936), S. 883 ff.
  • Leopold Schönbauer: Die Orthopädie in Wien. In: Journal of the International College of Surgeons 30 (1958), S. 547 ff.
  • Rainer Kotz / Alfred Engel / Christian Schiller [Hg.]: 100 Jahre Orthopädie an der Universität Wien. Wien: Verlag der Wiener Medizinischen Akademie 1987; darin: Manfred Skopec: Adolf Lorenz und das Ringen um die Verselbständigung der Orthopädie in Wien, S. 1 ff.
  • Friedrich W. Lorinser: Bericht über die Leistungen der orthopädischen Heilanstalten in Wien. In: Wiener medizinische Wochenschrift 2 (1852), S. 350 ff., S. 366 ff., S. 381 ff., S. 398 ff., S. 428 ff.
  • Ludwig Josef Melicher: Bericht über das Institut für Schwedische Heilgymnastik und Orthopaedie zu Wien. Wien: Wallishausser 1853 ff.
  • Julius von Hochenegg: Die orthopädische Station - ein unbedingtes Bedürfnis der chirurgischen Klinik. In: Wiener klinische Wochenschrift 38 (1925), Nr. 29