Neue Kliniken des Allgemeinen Krankenhauses

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Altes Allgemeines Krankenhaus, Kinderklinik
Daten zum Eintrag
Datum von 1904
Datum bis 1986
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
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Bildunterschrift Altes Allgemeines Krankenhaus, Kinderklinik

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Altes Allgemeines Krankenhaus

Problemlage

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Schere zwischen knappen Spitalskapazitäten und Bevölkerungswachstum in Wien immer mehr auf. Um 1900 verfügte Wien im Vergleich mit anderen Großstädten daher über eine geringe Anzahl von Spitalsbetten pro Kopf. Sie war um die Hälfte geringer als in Paris. Zudem waren durch den Fortschritt der Medizin von rund 2.000 Betten des Allgemeinen Krankenhauses etwa 1.000 für klinische Zwecke gewidmet. Die Raumnot wurde daher als immer drückender empfunden. Daher griff man schon in den 1870er Jahren entwickelte Projekte zum Bau neuer Kliniken im Allgemeinen Krankenhaus wieder auf. Die entsprechenden finanziellen Mittel wurden durch den 1891 geschaffenen Wiener k. k. Krankenanstaltenfonds aufgebracht, der im dem aufgelassenen Wiener Krankenhausfonds von 1784 seine Basis hatte. Der Fonds betrieb zunächst Spitäler in den ehemaligen eingemeindeten Vororten sowie ab 1900 das Erzherzogin-Sophien-Spital im 7. Bezirk (Apollogasse 19, Kaiserstraße 7-9, Neubaugürtel 12).

Bau und Ausstattung der Kliniken (1904-1923)

Das für die "Neuen Kliniken" ins Auge gefasste Areal umfasste 245.000 Quadratmeter, und zwar die Gründe des Armenversorgungshauses und des Brünnlfelds. Die Kliniken sollten für 2.000 bis 2.400 Kranke Kapazitäten schaffen. Die Planungsphase wurde von Architekt Franz Berger 1901-1904 geleitet. Ihm folgte 1904-1920 Bartholomeus Piekniczek. In einer ersten Bauperiode wurden die Neuen Frauenkliniken des Allgemeinen Krankenhauses 1904-1908 errichtet, weil durch die Übersiedlung des Armenversorgungshauses nach Lainz das entsprechende Areal frei wurde. Die III. Gebärklinik wurde 1908 in staatliche Verwaltung übernommen.

Die Planungen für den Bau der I. Medizinischen Klinik, der Kinderklinik und der Klinik für Kehlkopf- und Nasenkrankheiten begannen 1906. Die Baupläne erstellten Bartholomeus Piekniczek und Alois Rasinger in Zusammenarbeit mit den Klinikchefs Ottokar Chiari, Theodor Escherich und Carl von Noorden. Verwirklicht wurden die Pläne von dem prominenten Architekten Emil von Förster.

Die Planungen für die dritte Bauperiode setzten 1912 ein. Sie betrafen Administrationsgebäude, Küchengebäude, Kesselhaus und weitere Klinikgebäude der chirurgischen Klinik (ursprünglich für eine psychiatrische Klinik geplant). Bis 1923 war die letzte Bauphase abgeschlossen.

In den "Neuen Kliniken" waren die Krankentrakte durch eigene Stiegenhäuser mit Personenaufzügen erschlossen, um die Übertragung von Infektionskrankheiten zu verhindern. Aus diesem Grund wurde auch die Beobachtungsstation für infektionskranke Kinder an das Hauptgebäude der Kinderklinik angebaut. Die "Boxen" erhielten eine Glas-Eisen-Konstruktion. Im Unterschied zum Alten Allgemeinen Krankenhaus besaßen die Kliniken wesentlich größere Fensterflächen.

Von der Finanzierung des Gesamtprojektes übernahm 21,4 Millionen der Staat und 6,6 Millionen der Wiener Krankenanstaltenfonds.

Das Projekt der "Neuen Kliniken" blieb unvollendet. Schon bald nach Bauabschluss tauchten Pläne auf, das Alte Allgemeine Krankenhaus abzubrechen und durch den Bau des Neuen Allgemeinen Krankenhauses zu ersetzen, ein Projekt, welches erst ab den 1960er Jahren verwirklicht wurde (mit Ausnahme des Abrisses des Alten Allgemeinen Krankenhauses, in dem unter anderem der Universitätscampus entstand).

Abbruch

Im Herbst 1963 begannen die Abbrucharbeiten der Neuen Kliniken. 1986 wurden das Küchengebäude und das Kesselhaus abgebrochen. 1988 stellte das Bundesdenkmalamt Teile der Frauenkliniken unter Denkmalschutz. Im Jahr 2007 erfolgte schließlich der Abbruch des "Boxentraktes" der Kinderklinik.

Literatur:

Allgemein:

  • Monika Keplinger: Die "Neuen Kliniken" des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (1904-1923). Fragment einer Krankenstadt. Weitra: Bibliothek der Provinz 2014 (Enzyklopädie des Wiener Wissens, 21)


Wiener Gesundheitsarchitekturen:

  • Der Neubau des k. k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien, in: k.k. n.ö. Statthalterei (Hg.): Jahrbuch der Wiener k. k. Kranken-Anstalten 17. Jahrgang 1909 und 18. Jahrgang 1909, Wien 1915, S. I-LIII
  • Franz Berger: Staatliche Krankenanstalten und Institute, in: Paul Kortz (Red.): Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts, Wien 1906, S. 225-238, besonders: S. 227-229