Marie-Thérèse Charlotte de Bourbon

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Marie-Thérèse Charlotte de Bourbon, 1796
Daten zur Person
Personenname Bourbon, Marie-Thérèse Charlotte de
Abweichende Namensform Angoulême, Marie-Thérèse Charlotte d'; Capet, Marie-Thérèse; France, Marie-Thérèse de; Madame Royale
Titel Fille de France, Herzogin von Angoulême, Comtesse de Marnes, Titularkönigin Frankreichs
Geschlecht weiblich
PageID 369290
GND 119064332
Wikidata Q659488
Geburtsdatum 19. Dezember 1778
Geburtsort Versailles 4063142-4
Sterbedatum 19. Oktober 1851
Sterbeort Schloss Frohsdorf, Niederösterreich 4811651-8
Beruf
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Unteres Belvedere, Hofburg
Quelle
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Letzte Änderung am 15.04.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 28. Oktober 1851
Friedhof Franziskanerkloster Kostanjevica
Grabstelle Bourbonengruft
Bildname Marie-Thérèse Charlotte de Bourbon.jpg
Bildunterschrift Marie-Thérèse Charlotte de Bourbon, 1796
  • 3., Rennweg 6 (Wohnadresse)
  • 1., Heldenplatz Hofburg (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Marie-Thérèse Charlotte de Bourbon, * 19. Dezember 1778 Versailles, † 19. Oktober 1851 Frohsdorf (Niederösterreich), Herzogin von Angoulême.

Biografie

Marie-Thérèse Charlotte von Bourbon, als erstgeborene auch Madame Royale und von ihrer Mutter liebevoll "Mousseline" genannt, wurde am 19. Dezember 1778 in Versailles geboren. Sie war nach sieben Jahren kinderloser Ehe ihrer Eltern das lang ersehnte Kind der ehemals österreichischen Erzherzogin Maria Antonias von Habsburg-Lothringen (Marie Antoinette), und ihrem Gemahl Louis-Auguste, König Ludwig XVI. von Frankreich und Navarra. Ihren Namen erhielt sie, wie bei den Habsburgern üblich, von ihrer Großmutter Kaiserin Maria Theresia. Nach ihrer Geburt soll Marie-Antoinette den Satz "Ein Bub hätte dem Staat gehört, du aber, Marie-Thérèse, sollst ganz meine sein" ausgesprochen haben.

Kindheit in Versailles

Erzogen wurde die junge Prinzessin nach den im 18. Jahrhundert neu aufgekommenen aufklärerischen Erziehungsregeln Jean-Jaques Rousseaus. Ihre unbeschwerte Kindheit verbrachte sie hauptsächlich in Versailles, wobei die Königin mit ihren Kindern auch gerne Zeit im künstlich angelegten Dorf und Gartenparadies im englischen Stil, dem "Hameau de la Reine", verbrachte. Nach Marie-Thérèse folgten drei weitere Kinder, ihr Bruder Louis-Joseph, welcher als Thronfolger Frankreichs aufgrund von Krankheit noch vor dem Beginn der Französischen Revolution 1789 verstarb, sowie Louis-Charles und Marie Sophie Hélène. Letztere starb bereits vor ihrem ersten Geburtstag.

Marie-Thérèse und die Französische Revolution

Mit dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789, welcher den Beginn der Französischen Revolution einleitete, wurde sie mit ihrer Familie, welche aus ihren Eltern und ihrem Bruder dem Dauphin (Thronfolger) Louis-Charles sowie ihrer Tante Madame Elisabeth bestand, zur Gefangenen. Nach der Gefangenschaft im Tuilerien-Palast und dem Temple Gefängnis kam sie als einzige Überlebende ihrer Familie im Alter von 17 Jahren nach 13 Monaten in Einzelhaft durch einen Gefangenenaustausch nach Österreich zur habsburgischen Familie ihrer Mutter.

Neues Leben in "Freiheit"

Die Residenzstadt Wien erreichte sie am 9. Jänner 1796, wo ihr Cousin Franz II. (I.) sie im Kreise der Familie in der Hofburg empfang. Ihr wurde unter anderem das Untere Belvedere als Residenz angeboten, wo sie sich einmal wöchentlich mit adligen Mädchen des angrenzenden Internats der Salesianerinnen traf. Mit ihrem Onkel Ludwig XVIII. stand sie zum Leidwesen Franz II. in ständigem Briefwechsel. Wie bereits zu früheren Zeiten für sie vorgesehen, heiratete sie 1799 ihren Cousin Louis-Antoine, den Herzog von Angoulême, ältester Sohn des Grafen von Artois. Mit dem Sturz Napoleons, dem selbsternannten "Kaiser der Franzosen" 1814, betrat ihr Onkel den Thron Frankreichs. Dieser blieb wie die Herzogin selbst kinderlos. Ihm folgte 1825 ein weiterer Onkel der Herzogin als Karl X. auf den Thron. Für einen kurzen Moment in der Geschichte wurde Marie-Thérèrese selbst zur Königin und ihr Ehemann König Ludwig XIX., da ihr Onkel Karl X die Abdankung unterzeichnete. Sie verzichteten zugunsten ihres Neffen Henri auf den Thron. Mit dem Ausbruch der Revolution 1830 war sie gezwungen, ihre geliebte Heimat Frankreich, in welche sie zurückgekehrt war, erneut zu verlassen.

Bourbonen in Niederösterreich

Ihre neue Heimat wurde ab 1844 das Schloss Frohsdorf in Niederösterreich, wo sie in die Erziehung ihres Neffen, Graf von Chambord und künftigen König Frankreichs, Henri V. Einfluss nahm. Sie galt als großzügige Wohltäterin und starb an einer Lungenentzündung am 19. Oktober 1851 ebenda.

Bis heute haben die Bourbonen bleibende Spuren im Bildungsbereich in Niederösterreich hinterlassen, wozu bis ins 20. Jahrhundert auch Wien zählte. Davon zeugen das als reine Mädchenschule gegründete Sancta Christiana in Frohsdorf (welches von Marie-Thérèse selbst zu Lebzeiten in Auftrag gegeben wurde), sowie das angrenzende Klemens-Maria-Hofbauer Gymnasium in Katzelsdorf.

Literatur

  • Michaela Lindinger: Marie Antoinette. Wien-Graz: Molden 2023
  • Günter Fuhrmann: Das Tal der Könige in Niederösterreich. Der geheime Königshof der Bourbonen. Berndorf: Kral Verlag 2022
  • Patrick Daguenet: Marie-Antoinette. Dans les pas de la Reine. Paris: Perrin 2020
  • Sylvie Yvert: Mousseline la Sérieuse. J’étais la fille de Marie-Antoinette. Clamecy: Pocket 2016
  • Château de Versailles (fr): Marie Antoinette [Stand 09.03.2024]
  • Château de Versailles (fr): Madame Royale [Stand 09.03.2024]


[Marie-Thérèse Charlotte von Bourbon im https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?query=any,exact,119064332,AND&tab=gesamtbestand&search_scope=default_scope&sortby=rank&vid=WBR&mode=advanced&offset=0 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].


Weblinks