Marcel Ray

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Daten zur Person
Personenname Ray, Marcel
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 367999
GND 117690961
Wikidata Q55077496
Geburtsdatum 8. Juni 1878
Geburtsort Saint-Léon (Allier)
Sterbedatum 8. August 1951
Sterbeort Paris 4044660-8
Beruf Germanist, Übersetzer, Diplomat
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal), Adolf Loos (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 8.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Marcel Ray, * 8. Juni 1878 Saint-Léon (Allier), † 8. August 1951 Paris, Germanist, Übersetzer, Diplomat.

Biografie

Herkunft und Bildung

Ray wuchs in Vichy und Moulins auf und besuchte das Gymnasium. Ab 1899 studierte er an der Ecole normale supérieure, wo er 1904 erfolgreich die Agrégation im Fach Deutsch ablegte. Anschließend arbeitete er als Gymnasiallehrer in Portiers. Von 1906 bis 1907 war er Hauslehrer für Prinz Karl Borwin zu Mecklenburg in Dresden. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich lehrte er an der Universität von Montpellier und arbeitete zu Jakob Böhme. Unzufrieden mit dem akademischen Umfeld, verließ er 1912 Montpellier und arbeitete stattdessen für die Tageszeitung "Figaro" als Korrespondent, für die er nach Wien ging. In Wien übersetzte er unter anderem Werke von Karl Kraus, Peter Altenberg und Adolf Loos, die er in der Zeitschrift "Les cahiers d’aujourd’hui" veröffentlichte.

Beziehung zu Karl Kraus

Ray lernte Kraus während seiner Korrespondenztätigkeit in Wien zwischen 1913 und 1914 kennen. Ein Widmungsexemplar von "Worte in Versen I", datiert auf Februar 1916, dokumentiert ein Treffen der beiden in St. Moritz. Ray schätzte Kraus und bewunderte seine Prosa. Er übersetzte eine Auswahl von Kraus’ Aphorismen, die im Oktober 1913 in "Les cahiers d’aujourd’hui" veröffentlicht wurden. Er setzte sich außerdem für den von Kraus geschätzten Karl Piehowicz ein – ein Schlosser, der Patient der Irrenanstalt in Czernowitz war und Ende der 1920er Jahre als genialer Schriftsteller gehandelt wurde.

In den 1930er Jahren diente Ray als Gesandter und Minister der französischen Regierung in Siam. Ein Brief aus dem Jahr 1934 zeigt, dass Kraus in Zeiten politischer Turbulenzen Marcel Ray als Vertrauensperson betrachtete. Kraus erwog sogar, ein von ihm geplantes Sprachseminar mit Unterstützung von Ray in Paris zu organisieren. Kraus zog wohl auch die Emigration nach Frankreich in Erwägung.

Literatur

  • Katharina Prager / Simon Ganahl [Hg.]: Karl Kraus-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Berlin: J.B. Metzler 2022
  • Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher. Wien: Zsolnay 2020
  • Karl Kraus. Briefe an Sidonie Nádherny von Borutín. 1913–1936. Hg. mit Dokumenten und Anmerkungen von Friedrich Pfäfflin. Göttingen: Wallstein 2005
  • Kraus-Hefte 1 (1977), 4–6


Marcel Ray im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks