Marcel Prawy (Bestände)

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Marcel Prawy inmitten seiner Dokumente und Sammlungen, Hotel Sacher, um 1986
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Marcel Prawy
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 15.12.2023 durch WIEN1.lanm09wal
Bildname Marcel Prawy Sammlung.jpg
Bildunterschrift Marcel Prawy inmitten seiner Dokumente und Sammlungen, Hotel Sacher, um 1986

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Senta Wengraf bei der Eröffnung der Ausstellung zu Marcel Prawy im Hotel Sacher, 2006

Nachlass Marcel Prawy in der Wienbibliothek im Rathaus

Bestandsgeschichte

Der 2003 in Wien verstorbene Dramaturg und Opernkritiker Marcel Prawy war bedacht auf eine möglichst vollständige Überlieferung der im Laufe seines langen Berufslebens selbst verfassten und zusammengetragenen schriftlichen Materialien. Eigenes und fremdes Schriftgut sammelte sich bis zu seinem Tod an verschiedenen Wiener Standorten an (unter anderem im Hotel Sacher, wo Prawy über mehrere Jahrzehnte als Dauergast logierte). Die Ablage erfolgte nach unterschiedlichen Kriterien, etwa nach Personen, Werken oder Sachthemen, die an ihn gerichtete Korrespondenz verteilte sich quer über den Bestand und Materialien wurden teilweise in Kopie an mehreren Orten aufbewahrt. Das über Jahrzehnte angewachsene Archiv gelangte Mitte 2004 aus dem Besitz der Erbin Senta Wengraf in rund 750 Umzugskartons und zahlreichen Koffern verpackt in die Wienbibliothek im Rathaus, etwa 1.000 beschriftete und prall gefüllte "Plastiksackerln", die Prawy als Archivbehältnisse dienten, eingerechnet. Die Schauspielerin Wengraf überantwortete der Bibliothek die Materialien gegen Übernahme der Schenkungssteuer. 2016 folgte eine kleinere Schenkung aus den Händen von Georg Markus.

Inhalte

Der Nachlass dokumentiert nahezu lückenlos Prawys vielseitiges Wirken, für das er selbst noch als Schüler im Wasagymnasium den Grundstein gelegt hatte: 1926, drei Jahre vor Ablegung der Matura, begann er, beinahe allabendlich die Oper zu besuchen, um sein Leben schließlich ganz in den Dienst der Oper und des Musiktheaters zu stellen. Die überlieferten Materialien geben Aufschluss über die erste einschlägige Beschäftigung als Privatsekretär des Sängerehepaars Jan Kiepura und Marta Eggerth (von 1936 bis 1943), daran anknüpfend lassen sich über die Quellen die nachfolgenden Tätigkeiten als Dramaturg, Autor, Kritiker, Produzent, Berater, Gutachter, Präsentator, Lehrbeauftragter, Gastprofessor und Professor für Operndramaturgie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien (1976–1982) nachvollziehen.

In den Bestand der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus integriert, umfasst der Nachlass Marcel Prawy (ZPM 1298, ZPM 1688) nunmehr 268 Archivboxen im Standardformat, vier Folioboxen, eine Mappe Groß- und zwei Sonderformate. Zeugen der eigenen Textproduktion sind Buchmanuskripte, Aufsätze, Einführungen, Artikel für Zeitungen und Zeitschriften und natürlich Sendungsmanuskripte für Rundfunk und Fernsehen (vielfach begleitet von Notizen, Recherchematerial und Korrespondenzen); dazu kommt, in weit geringerem Umfang, Material fremder Autorinnen und Autoren.

Allein die Briefe, Postkarten und Telegramme an Marcel Prawy von rund 5.150 Schreibern und Schreiberinnen aus dem beruflichen Umfeld, die im Zuge der Nachlassbearbeitung einzeln nach Namen abgelegt wurden, geben Einblick in bestehende und geplante Projekte, aber auch in die weitreichenden Netzwerke, in denen Prawy sich bewegte. In Konvoluten abgelegt sind neben weiteren Berufskorrespondenzen auch Anfragen und Zuschriften von Fans und Publikum sowie Glückwunschschreiben. Abgesehen von klassischen Lebensdokumenten (darunter Urkunden, Zeugnisse, Ausweise, Dokumente aus der Zeit der Emigration, Auszeichnungen, Kalender, Arbeitsunterlagen und Dokumente in Zusammenhang mit der Lehrtätigkeit) beherbergt der Nachlass auch ein umfangreiches Fotoarchiv mit Bildmaterial von Künstlerinnen und Künstlern sowie von künstlerischen Produktionen, Veranstaltungen und Events im In- und Ausland. Auch finden sich private Aufnahmen, die bis in die Kindheit zurückreichen. Nicht zuletzt fand im Bereich der Lebensdokumente Alltägliches wie Einkaufsrechnungen, Flugtickets und Kundenkarten Eingang in das Archiv. Zu den umfangreichen Sammlungen im Nachlass Marcel Prawy zählen zwei Kryptonachlässe: Erhalten sind einerseits der Nachlass seines Vaters, des Minsterialrats Richard Frydmann Ritter von Prawy (1882–1942), andererseits der Nachlass seiner Tante Hedwig von Wurzian (1889–1960), die als literarische Übersetzerin tätig war. Eine umfangsreiche Bestandsliste gibt Aufschluss über die Zusammensetzung des Nachlasses insgesamt.

Bücher aus der Fachbibliothek Marcel Prawys wurden in den Bestand der Druckschriftensammlung, in- und ausländische Plakate seiner Veranstaltungen und Produktionen in den Bestand der Plakatsammlung der Wienbibliothek eingearbeitet. Noten aus seinem Besitz sind im Musikalischen Nachlass Marcel Prawy (ZPM 535) in 16 Archivboxen abgelegt, darüber hinaus stammen aus seinem Nachlass rund 1.660 einzeln katalogisierte Notendrucke und einige wenige einzeln katalogisierte Notenhandschriften.

Quellen

Literatur

• Sylvia Mattl-Wurm: Der Nachlass Marcel Prawys – ein Zwischenbericht aus Anlass des 95. Geburtstags. In: Norbert Rubey (Hg.): Marcel Prawy. „Ich mache nur, was ich liebe“. Wien: Amalthea 2006 (Begleitbuch zur 251. Wechselausstellung der Wienbibliothek im Rathaus), S. 7–12