Joseph Staudigl

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Porträt (wahrscheinlich von August Georg Mayer)
Daten zur Person
Personenname Staudigl, Joseph
Abweichende Namensform Staudigel, Josef
Titel
Geschlecht männlich
PageID 16496
GND 117223298
Wikidata Q87496
Geburtsdatum 14. April 1807
Geburtsort Wöllersdorf 4410116-8
Sterbedatum 28. März 1861
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Sänger, Regisseur
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Gräberhain Waldmüllerpark, Kärntnertortheater
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 15.11.2023 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum
Friedhof Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof
Grabstelle Gräberhain Waldmüllerpark, Nummer 50
Bildname Josef_Staudigl_(1807–1861).jpg
Bildunterschrift Porträt (wahrscheinlich von August Georg Mayer)
  • 9., Lazarettgasse 14 (Sterbeadresse)
  • 3., Landstraßer Hauptstraße 7 (Wohnadresse)
  • 4., Schäffergasse 11 (Wohnadresse)
  • 4., Kettenbrückengasse 14 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenbürger von Wien
  • Große Goldene Salvatormedaille

Joseph Staudigl, * 14. April 1807 Wöllersdorf (Niederösterreich), † 28. März 1861 Wien (Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof, Grabmal erhalten im Gräberhain Waldmüllerpark, Grabmal Nummer 50), Sänger (Bass) und Regisseur, Gattin (1831) Henriette Putz, Tochter eines königlich württembergischen Hoftheatermaschinisten, Sohn Joseph der Jüngere (1850–1916).

Biografie

Der Sohn eines Jägers wurde 1816 Sängerknabe in Wiener Neustadt, besuchte nebenbei das Gymnasium und nahm Zeichenunterricht, den er von 1823 bis 1825 am philosophische Collegium in Krems fortsetzte. 1825 trat er als Novize in das Stift Melk ein, nach seinem Austritt 1827 ging er nach Wien und wurde 1828 Mitglied des Chores am Kärntnertortheater. Am 26. April 1829 sang er zum ersten Mal als Solist: den Notar in "Uniform und Schlafrock" von Henri-Montan Berton. Danach wurde er gelegentlich mit kleinen Rollen betraut, doch musste er vor allem seine stark mundartlich gefärbte Aussprache verbessern und sich in Koloraturen üben.

Am 17. Oktober 1830 sprang er für seinen Kollegen Franz Siebert in der Rolle des Pietro in "Die Stumme von Portici" von Daniel Francois Esprit Auber ein. Sein Auftreten war so erfolgreich, dass er einen Kontrakt für die nächsten fünf Jahre und Gesangsunterricht bei Giuseppe Ciccimarra erhielt. Er stieg rasch zum Ersten Bassisten der Hofoper auf und sang die wichtigsten Rollen seines Faches. Auch interpretierte er zahlreiche Partien in Erst- und Uraufführungen, unter anderem am 4. März 1832 Fontanarose in Aubers "Der Liebestrank", am 1. Dezember 1832 Capulet in Vincenzo Bellinis "Montecchi und Capuleti" und am 11. Mai 1833 Orovist in "Norma", ebenfalls von Bellini, Heinrich der VIII. in Gaetano Donizettis "Anna Boleyn" am 26. Februar 1833, am 31. August 1833 Bertram in Giacomo Meyerbeers "Robert, der Teufel", am 3. März 1836 Gilbert de St. Mars in "Die Jüdinn" von Jacques Fromental Halévy und am 3. Februar 1844 Graf Edmund in Otto Nicolais "Die Heimkehr des Verbannten", eine Rolle mit der er einen großen persönlichen Triumph feierte. Am 1. April 1845 wechselte Staudigl ans Theater an der Wien, wo er unter anderem in der Uraufführung (31. Mai 1846) von Albert Lortzings "Der Waffenschmied" den Hans Stadinger sang und zusammen mit Jenny Lind bei ihren Gastauftritten, unter anderem als Graf von Saldorf in der Uraufführung (18. Februar 1847) "Vielka" von Meyerbeer, der auch selbst dirigierte. Linds und Staudigls Leistungen wurde vom Kritiker in der "Wiener Zeitschrift" (20. Februar 1847) als "eminent" bezeichnet.

1848 kehrte Staudigl an das Kärntnertortheater zurück und wurde provisorischer Leiter des Komitees, das nach der Revolution die Geschicke des Hauses leitete, auch nahm er seine Stellung als Oberregisseur wieder ein. Er sang unter anderem am 11. Dezember 1849 die Titelrolle in der Erstaufführung von Giuseppe Verdis "Macbeth" und am 18. Dezember 1852 den Camoens in der überaus erfolgreichen Uraufführung von Friedrich von Flotows Oper "Indra". Seine letzte neu einstudierte Partie war die des Falstaff in "Eine Sommernacht" von Ambroise Thomas (12. Jänner 1854), sein letzter Auftritt an der Hofoper war am 18. Februar 1854 als Ruben in "Der verlorene Sohn" von Auber. Im Februar 1855 gastierte er an vier Abenden in Budapest, 1856 sang er am Palmsonntag das Basssolo in Joseph Haydns "Schöpfung", danach gastierte er noch in Krakau und Brünn, wo sein letzter Auftritt stattfand. Er verfiel zunehmend in eine unheilbare Geisteskrankheit und musste in die Nervenheilanstalt in Michelbeuern gebracht werden. Das Grabmonument von Vincenz Pilz am Matzleinsdorfer Friedhof (Gräberhain Waldmüllerpark) wurde am 28. April 1862 enthüllt.

Staudigl war einer der führenden Bassisten seiner Zeit und feierte auch als Lieder- und Konzertsänger große Erfolge, unter anderem in London. Vielseitig begabt, zeichnete und malte Staudigl und komponierte Lieder.

Er war seit 1831 mit Henriette Putz, der Tochter eines königlich württembergischen Hoftheatermaschinisten, verheiratet. Sein Sohn Joseph d. Jr. (1850–1916) war ebenfalls ein erfolgreicher Sänger, zuerst am Hoftheater in Karlsruhe, danach an der Metropolitan Opera in New York, vor allem in Mozart- und Wagner-Rollen. Seit 1887 ging er einer ausgedehnten Gastspieltätigkeit nach. Seine Gattin Gisela (geborne Koppmayer, 1864–1929) war Mezzosopranistin und begann ihre Laufbahn 1879 in Wien in einem Konzert. Danach sang sie in Hamburg, Karlsruhe und bis 1892 an der Berlin Hofoper. Nach Jahren erfolgreicher Gastspieltätigkeit setzte sie ihre Karriere an den Hoftheatern in Wiesbaden und Dresden (1901–1904) fort. Wiederholt trat sie bei den Bayreuther Festspielen auf.

Ein Splitternachlass Joseph Staudigls befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Rezensionen

  • Allgemeine Theater-Zeitung, 26.07.1841, 34. Jahrgang, Nr. 177, S. 3 (783)
  • Allgemeine Theater-Zeitung, 04.08.1841, 34. Jahrgang, Nr. 185, S. 3 (819)
  • Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, 06.04.1844, 4. Jahrgang, Nr. 42, S. 4 (168)
  • Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, 09.09.1845, 5. Jahrgang, Nr. 108, S. 3 (431)
  • Blätter für Theater, Musik und Kunst, 15.04.1856, 2. Jahrgang, Nr. 31, S. 4 (124)
  • Blätter für Theater, Musik und Kunst, 03.04.1861, 7. Jahrgang, Nr. 27, S. 2 (106)
  • Fremden-Blatt, 24.07.1865, 19. Jahrgang, Nr. 202, S. 5
  • Die Neue Zeit: Olmüzer politische Zeitung, 03.04.1861, 14. Jahrgang, Nr. 75, S. 1 f.
  • Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik, 04.05.1862, 8. Jahrgang, Nr. 18, S. 16 (288)
  • Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik, 07.04.1861, 7. Jahrgang, Nr. 14, S. 1–6 (209–214); 14.04.1861, Nr. 15. (Staudigls Repertoir) S. 8 (232 f.)
  • Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, 20.02.1847, 32. Jahrgang, Nr. 111, S. 2 f. (146 f.)
  • Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, 04.06.1846, 31. Jahrgang, Nr. 37, S. 2 f. (442 f.)
  • Wiener Zeitung, 07.04.1861, Nr. 80, S. 7 (1247)
  • Der Zwischen-Act, 03.04.1861, 4. Jahrgang, Nr. 84, S. 2–4

Literatur

  • Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903
  • Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1810 bis 1836. Das Kärnthnerthortheater als Hofoper. Wien: Verlag. Der Apfel 2007
  • Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1836 bis 1848: Die Ära Balochino / Merelli. Wien: Verlag. Der Apfel 2004
  • Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1848 bis 1870. Personal - Aufführungen - Spielplan. Tutzing: Schneider 2002 (Abbildung Nr. 5 Staudigl als Camoens in Flotows "Indra")
  • Friedrich Kaiser: Unter fünfzehn Theater-Directoren. Bunte Bilder aus der Wiener Bühnenwelt. Wien: R. v. Waldheim 1870
  • K. J. Kutsch/Leo Riemens: Großes Sängerlexikon (4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Unter Mitarbeit von Hansjörg Rost) Band 6. München: K. G. Saur 2003

Joseph Staudigl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus

Weblinks