Johann N. Vernay Druckerei- und Verlagsaktiengesellschaft

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1877
Datum bis 1984
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 44029
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 21.09.2023 durch WIEN1.lanm08jan
  • 9., Mariannengasse 17

Frühere Adressierung
  • Buchdruckerei und Lithographie Johann N. Vernay

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 12' 57.59" N, 16° 20' 54.05" E  zur Karte im Wien Kulturgut

1875 übernahm Johann Nepomuk Vernay die Leitung des aus der 1802 von Anton Strauß gegründeten Druckerei hervorgegangenen, in eine Kommanditgesellschaft umgewandelten, Druckereiunternehmens Leopold Sommer & Cie, kaufte dieses 1877 nach dem Konkurs und gründete eine eigene Kommanditgesellschaft für Buchdruckerei, Lithographie, Schriftgießerei und Stereotypie. Nach dem Tod Vernays 1887 kaufte der Buchdrucker Jacob Plaut (Jacob Plaut & Cie) die Firma in der Mariannengasse 17 als Zweitbetrieb, der auch als Verlag genannt wird. Sie ging 1898 an dessen Sohn Bernhard über und lautete auf Buchdruckerei und Lithographie Johann N. Vernay. Um 1900 verfügte das Unternehmen über zwei Rotationsmaschinen, 23 Buch- und Steindruckmaschinen, diverse Pressen und hatte 1907 175 Mitarbeiter. Es druckte mehr als 30 verschiedene Periodika (z.B. Kikeriki, Bombe, Floh, Wiener Caricaturen). In der Canisiusgasse 8-10 wurde eine eigene Druckerei errichtet, die als die modernste Anlage dieser Art in Wien galt

1913 konstituierte sich die Johann N. Vernay Druckerei- und Verlags-AG. Das Aktienkapital betrug 1,75 Millionen Kronen. Im Verwaltungsrat saßen u.a. als Präsident Johann Thomas Wancura, Inhaber des Bankhauses Schelhammmer & Schattera, als Vizepräsident Gustav Plaut, Direktor der Dresdner Bank, Bernhard Plaut, Generalsekretär der Anglo-Österreichischen Bank, und der Hauptaktionär Rudolf Hanel, der Herausgeber des “Compass Verlag“, dessen Verlagsrechte die Gesellschaft in der Folge übernahm. 1920 beschäftigte die Firma 400 Personen und besaß 33 Schnellpressen, drei Zeitungsrotationsmaschinen, Setzmaschinen und Tiegeldruckpressen. 1920 wurde eine Großbuchbinderei angegliedert. Das Aktienkapital wurde 1920 auf 3,5 Millionen erhöht und im Zuge der Inflation sowie der Aufwertung der Realitäten und der Errichtung einer weiteren Buchdruckerei bis 1923 auf 682,5 Millionen. Nach der Golderöffnungsbilanz 1925 belief sich das Eigenvermögen auf 2,847.500 Schilling. Zum Zweck allfälliger Erweiterungen wurden die Nachbarhäuser Canisiusgasse 6 und Sobieskigasse 23 erworben. 1929 wurde eine Obligationenanleihe von 2 Millionen Schilling ausgegeben. Die Firma beschäftigte 500 Personen und besaß u.a. 26 Schnellpressen, drei Zeitungsrotationsmaschinen, 21 Linotype-Setzmaschinen sowie zehn Tiegeldruckpressen. Vernay war einer der größten Druckereibetriebe in Österreich und neben Steyrermühl der größte Wiener Zeitungskonzern der Zwischenkriegszeit. Die Gesellschaft war beteiligt an der Compassverlag GmbH, der “Kompass“-AG in Zagreb, der Zeitungsverlags-AG Der Tag und der Kronos Verlag AG Wien, einer Gründung des “Skandalverlegers“ Imre Békessy. In eigenen und angeschlossenen Verlagen erschienen Jahrbücher und Monatshefte sowie sieben Wochenblätter und vier Tagesblätter, die der Boulevardpresse zuzuordnen sind. Trotz hoher Umsätze geriet Vernay in wirtschaftliche Schwierigkeiten und beantragte 1936 den Ausgleich. Die bereits früher beteiligte Aktiengesellschaft Particité mit Sitz in Genf, einer Gruppe im Besitz des tschechoslowakischen Außenministeriums, erhöhte ihren Anteil auf 90 Prozent.

Unmittelbar nach dem “Anschluss“ wurden die meisten leitenden Angestellten der Verlage, Zeitungen und Zeitschriften verhaftet, die Publikationstätigkeit eingestellt und Vernay unter kommissarische Verwaltung gestellt. Die “Frohwerk“ – Erwin Metten & Co OHG, geführt vom Berliner Druckereiunternehmer E. Metten, pachtete 1938 den Betrieb der Vernay AG und übernahm die Aktienanteile der Particité. 1940 ging die Vernay an eine KG. Von Kriegsende bis 1958 stand die Firma unter öffentlicher Verwaltung.Beschäftigte die Gesellschaft 1955 noch 522 Mitarbeiter, sank die Zahl infolge finanzieller Schwierigkeiten auf 200 im Jahr 1973. Im Jahr darauf übernahm der Grundstücksmakler Alfred Marek die Firma. Sie ging pleite, und die Gesellschaft wurde 1984 aus dem Handelsregister gelöscht.

Quellen

Literatur

  • Peter Eigner, Andreas Resch: Steyrermühl und Vernay: Die zwei größten Wiener Zeitungskonzerne der Zwischenkriegszeit, in: Herbert Matis, Andreas Resch, Dieter Stiefel (Hrsg.): Unternehmertum im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft, LIT-Verlag: Wien 2010.
  • Peter Melichar: Arisierungen und Liquidierungen im Papier- und Holzsektor; in: Ulrike Felber, Peter Melichar, Markus Priller, Berthold Unfried, Fritz Weber, Ökonomie der Arisierung, Teil 2: Wirtschaftssektoren, Branchen, Falldarstellungen. Zwangsverkauf, Liquidierung und Restitution von Unternehmen in Österreich 1938 bis 1960, Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission 10/2, Oldenbourg: Wien und München 2004
  • Susanne S. Falk, Die "Arisierung" Wiener Zeitungsverlage: das Verlagshaus Canisiusgasse 8-10, Taunusstein: Driesen 2002.
  • Die Presse, 9.8.1877