Johann Anton Friedrich Reil

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Daten zur Person
Personenname Reil, Johann Anton Friedrich
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 366342
GND 116414006
Wikidata Q1692389
Geburtsdatum 2. Februar 1773
Geburtsort Tal Ehrenbreitstein bei Koblenz (Deutschland) 4098580-5
Sterbedatum 22. Juli 1843
Sterbeort Penzing (Vorort) 1034788558
Beruf Schauspieler, Schriftsteller, Librettist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 24. Juli 1843
Friedhof
Grabstelle
  • Penzing 43 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Anton Friedrich Reil, * 2. Februar 1773 Tal Ehrenbreitstein bei Koblenz (Deutschland), † 22. Juli 1843 Penzing, Schauspieler, Schriftsteller und Diener.

Biografie

Der Sohn eines Zuckerbäckers, der zuerst Herrschaftsbeamter war, debütierte 1794 als Schauspieler in Brünn (Brno/Tschechien), danach spielte er in Laibach (Ljubljana/Slowenien), Innsbruck und Regensburg (Deutschland), wo er auch als Bassist in der Oper auftrat. Ab Juli 1797 spielte er am Wiener Leopoldstädter Theater, seine Gattin Franziska Reil, geborene Adler (Lebensdaten unbekannt) trat ihr Engagement am 4. März 1799 im Stück ihres Gatten "Husar in Feindesland" an, am 22. September 1799 verließ das Ehepaar das Theater. Am 24. April 1800 trat Reil zum ersten mal am Burgtheater auf, als Hanns Buller in "Bruderzwist" von August von Kotzebue. Sein Engagement dauerte bis 1805 und von 1809 bis 1831. Seine Gattin war ebenfalls von 1801 bis 1805 am Burgtheater engagiert. Zwischen 1805 und 1809 wirkte Reil in Stuttgart, wo er das Fach der "ersten Helden" und "tragischen Liebhaber" verkörperte und in Salzburg, wo er auch als Regisseur tätig war. Nach seiner Pensionierung war er Kammerdiener am Hof bei Franz II. (I.).

Zu Reils Rollen am Burgtheater gehörten unter anderem die Titelrollen in "Der Taubstumme oder Abbé de l'Epée" (aus dem Französischen des Bouilly übersetzt von August von Kotzebue), in "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing und in "Der arme Poet" von August von Kotzebue. Weiters spielte er den Manlius in "Regulus" von Heinrich Joseph Collin, den Hofrat Reinhold in den "Hagestolzen" und den Stern im "Spieler", beide von August Wilhelm Iffland. In seinem 1816 uraufgeführten "Der erste May" spielte er die Titelrolle, ebenso im "Tranquillus und das Hochzeitkästchen" (1822). Im "Der erste May" wirkten auch seine zwei Kinder mit. Reil erhielt für den 8. April 1811 die Erlaubnis, zu seinen Gunsten am Kärntnertortheater eine "declamatorische und musikalische Abendunterhaltung" zu veranstalten. Es war die erste Veranstaltung dieser Art.

1815 unternahm Reil eine Fußreise durch das Waldviertel, die er in seinem Tagebuch (siehe gedruckte Werke) schildert. Sein 1835 erschienenes "Das Donauländchen [...]" ist eine dem südlichen Waldviertel gewidmete Monographie und die erste umfassende landeskundliche Darstellung einer niederösterreichischen Landschaft. Das Werk ist eine wichtige Quelle für die Sozialgeschichte und Volkskunde des Vormärz.

Gedruckte Werke (Auswahl)

  • Paul und Virginie. Ein Gemählde guter Menschen (nach dem Französischen frey bearbeitet) Pilsen, Leipzig: Morgensäuler 1794
  • Der Friede im Thale. Eine dramatisirte(sic!) Schilderung. Regensburg: Selbstverlag 1798
  • Der verstellte Postmeister. Ein Lustspiel in einem Akt (in: Neueste deutsche Schaubühne Band 6) Augsburg: Bolling 1808
  • Der Nothverkauf. Ein Schauspiel in einem Aufzug (in: Neueste deutsche Schaubühne Band 2) Augsburg: Bolling 1810
  • Der Wanderer im Waldviertel. Ein Tagebuch für Freunde österreichischer Gegenden. Brünn: Joseph Georg Traßler 1823 -- Nach der 1. Ausgabe neubearb. von Alfons Zak. Eggenburg: Preßvereins-Dr. -- Herausgegeben und eingeleitet von Wolfgang Häusler. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1981 -- 2., durchgesehene Aufl., von dems., ebd. 1985
  • Das Nachtlämpchen. Zeichnungen theils wirklicher, theils erdichteter Begebenheiten. Wien: Gedruckt und Verlag Leop. Grund 1828
  • Die Musen und die Grazien. Zur 40. jähr. Jubelfeyer der Johanna Frau von Franul-Weissenthurn. Wien: Überreuter 1829
  • Das Donauländchen der kaiserl. königl. Patrimonialherrschaften im Viertel Obermannhartsberg in Niederösterreich. Geographisch und historisch beschrieben. Wien: Auf Kosten des Verfassers und in Commission bey Friedrich Volke, 1835

Dramen und Singspieltexte (Auswahl)

  • Husar in Feindesland, 4. 3. 1799 Leopoldstädter Theater
  • Der Bergsturz. Singspiel (Musik: Joseph Weigl der Ältere), 19. 12. 1812 Kärntnertortheater
  • Der erste May oder Der reiche Poet. Ein Frühlingsgemälde, nach wahren Vorfällen entworfen, 24. 5. 1816 Kärntnertortheater
  • Das Kind. Eine wahre Begebenheit, 1. 1. 1818 (im Rahmen einer eigens bewilligten Abendunterhaltung für Reil)
  • Baals Sturz. Große ernsthafte Oper (Musik:Joseph Weigl der Ältere), 13. 4. 1820 Kärntnertortheater
  • Tranquillus und das Hochzeitkästchen. Charaktergemälde (nach dem Französischen), 29. 9. 1822 Burgtheater
  • Der Pulverturm. Drama, 24. 3. 1824 Theater an der Wien
  • Bei meinem Husaren! (nach dem französischen Melodrama "Leonide"), 20. 12. 1824 Theater an der Wien
  • Der Gang zum Eisenhammer. Große romantische Oper (nach Friedrich Schillers gleichnamiger Ballade; Musik: Konradin Kreutzer), 16. 12. 1837 Kärntnertortheater

Quellen

Literatur

  • Karlheinz Hulka: Die "Johann Friedrich Anton Reil-Sammlung" in der Waldviertel-Bibliothek (in: Das Waldviertel. Neue Folge 67) Horn: Waldviertler Heimatbund 1/2018
  • Wolfgang Häusler: "Der Wanderer Im Waldviertel" – Johann Anton Friedrich Reil und das "Donauländchen" des Kaisers Franz (in: Schloss Pöggstall [...], Herausgeber Peter Aichinger-Rosenberger, Andreas Zajic) Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz 2017, S. 241–243 (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537)
  • Rudolf Angermüller: Wenzel Müller und "sein" Leopoldstädter Theater. Mit besonderer Berücksichtigung der Tagebücher Wenzel Müllers. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2009
  • Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1810 bis 1836. Das Kärnthnerthortheater als Hofoper. Wien: Verlag Der Apfel 2007
  • Till Gerrit Waidelich: Das Bild der Schweiz in der österreichischen Musik des 19. Jahrhunderts. Anhang: Friedrich Reil Der Bergsturz bei Goldau Ein Singspiel in drei Aufzügen (Wien 1812) Erstveröffentlichung des Librettos der Oper von Joseph Weigl. Winterthur: Amadeus-Vertrieb 2005 (= 190. Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft Zürich Auf das Jahr 2006)
  • Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1836 bis 1848: Die Ära Balochino / Merelli. Wien: Verlag Der Apfel 2004
  • Norbert Simmer: Wie der Hofschauspieler Johann Anton Friedrich Reil zum "Wanderer im Waldviertel" wurde (in: Das Waldviertel 32, Heft 4/6) Horn: Selbstverlag 1983, S. 88–91
  • Norbert Simmer: Aus dem Leben des Waldviertelentdeckers Johann Anton Friedrich Reil (in: Das Waldviertel 18, Heft 10/12) Horn: Selbstverlag 1969, S. 301–308
  • Norbert Simmer: Johann Anton Friedrich Reil und das "Donauländchen" (in: Das Waldviertel 18, Heft 1/3) Horn: Selbstverlag 1969, S. 9–14
  • Franz Raubal: Das Donauländchen. Johann Anton Friedrich Reil und sein Werk (in: Das Waldviertel 15, Heft 10/12) Horn: Selbstverlag 1966, S. 288–290
  • Das Burgtheater. Statistischer Rückblick auf die Tätigkeit und die Personalverhältnisse während der Zeit vom 8. April 1776 bis 1. Januar 1913 [...]. Ein theaterhistorisches Nachschlagebuch (zusammengestellt von Otto Rub. Mit einem Geleitwort von Hugo Thimig) Wien: Knepler 1913
  • Österreichisches Morgenblatt. Zeitschrift für Vaterland, Natur und Leben, 29. 7. 1843, 8. Jahrgang, Nr. 90, S. 3 (359)
  • Österreichisches Morgenblatt. Zeitschrift für Vaterland, Natur und Leben, 27. 12. 1837, 2. Jahrgang, Nr. 155, S. 3 f. (S. 637 f.)
  • Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode , 26. 12. 1837, Nr. 154, S. 7 f. (S. 1231 f.)
  • Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung), 23. 12. 1837, 30. Jahrgang, Nr. 255, S. 2 f. (S. 1038 f.); 18. 12. 1837, 30. Jahrgang, Nr. 251, S. 2 f. (S. 1022 f.)
  • Abend Zeitung, 17. 2. 1825, Nr. 41, S. 4 (S. 164)
  • Abend Zeitung, 30. 6. 1824, Nr. 156, S. 4 (S. 624)

Weblinks


Johann Anton Friedrich Reil im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.