Israelitischer Bethausverein Adass Jeschurun

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1899
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 67396
GND
WikidataID
Objektbezug Jüdisches Bethaus, Jüdische Geschichte
Quelle
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Letzte Änderung am 13.04.2021 durch DYN.krabina
  • 9., Pfluggasse 5

Frühere Adressierung

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48° 13' 31.92" N, 16° 21' 22.17" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinsgeschichte

Der Israelitische Bethausverein Adass Jeschurun (=Gemeinde der Juden) und Schulverein Thoras Chajim (=Lehre des Lebens) wurde 1899 in Wien gegründet und unterhielt von 1911 bis 1938 in 9., Pfluggasse 5 ein Jüdisches Bethaus und Vereinslokal. Zunächst war das Bethaus in 9., Nußdorfer Straße 12 (1900) und 9., Harmoniegasse 8 (1903) beheimatet. Der Proponent Sigmund Fischer, Bankier, 1899 wohnhaft in 9., Währinger Straße 41/2 reichte die Statuten im August 1899 bei der Vereinsbehörde ein. Zunächst lautete der Verein „Israelitischer hochdeutscher-orthodoxer Bethausverein“. Der Vereinszweck 1899 lautete: „Der israelitische hochdeutsch-orthodoxe Bethaus-Verein Adass Jeschrun hat den Zweck und die Aufgabe, durch Anstellung eines solchen Predigers, welcher in orthodoxen israelitischen Gemeinden Deutschlands schon gewirkt hat und dort gut empfohlen sein muss, dahin zu wirken a) dass in Wien ein solches Judenthum geschaffen werde, welches moderne Bildung mit strengem Festhalten an den Gottesgesetzen - für die Auslegung der Letzteren ist der Codex Schulchan Aruch maßgebend - in sich vereinigt, b) dass speziell für Heilighaltung des Samstags als Sabbat unter den Wiener Juden Propaganda gemacht wird, selbstredend ohne dass damit der staatlich verordneten Sonntagsruhe Eintrag geschieht (sic!), c) unter den Wiener Juden Propaganda zu machen, Geschäftsbeziehungen zu Palästina und Syrien anzubahnen, sowie jährliche Wallfahrtsreisen nach Jerusalem zu unternehmen, um damit das Interesse für Palästina neu zu erleben“ (Statut 1899, § 1). „Ordentliches Mitglied“ konnte „jeder Israelit, welcher das 20. Lebensjahr zurückgelegt hat“, werden. (§ 4). Im Jahr 1911 entschied sich der Vereinsvorstand für eine Umbildung des Vereins: Der Vereinszweck lautete nun „a) den Mitgliedern einen würdigen täglichen Gottesdienst in seinem seit dem Jahre 1899 bestehenden derzeit in Wien IX Pfluggasse 5 befindlichen Bethause zu ermöglichen, ferner b) für die Erhaltung der Erinnerung an verstorbene Mitglieder und für deren Seelenheil durch Abhaltung der rituellen Trauer- und Jahrzeitgebete, sowie durch Anzünden von Seelenlichtern im Bethause an deren Sterbetagen Sorge zu tragen, c) durch anregende Vorträge und Belehrungen das Studium und Verständnis der heiligen Gotteslehre zu verbreiten und zu vertiefen“ (Statut 1911, § 2). „Im Vereinsbethaus darf nie eine Veränderung des orthodoxen Ritus vorgenommen werden und hat in allen rituellen Fragen der Kodex Schulchan Aruch allein als Richtschnur zu gelten“ (§ 3). Mitglieder konnten nun alle Juden „beiderlei Geschlechts“ werden (§ 6). [1] Der Verein entfaltete vielfältige religiöse und gesellschaftliche Aktivitäten und kümmerte sich um die Einhaltung der Sabbatgesetze, in dem er etwa um die Jahrhundertwende an jedem Samstag kostenlose Festessen veranstaltete um das Gebot einer dritten Mahlzeit am Sabbat anregend zu gestalten.[2] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Arisierung und Vereinsauflösung 1938-1940

Die amtliche Auflösung des Israelitische Bethausverein Adass Jeschurun sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf des Jahres 1940. Das Vereinsvermögen wurde aufgrund eines Bescheides des Stillhaltekommissars in die Orthodoxe Weltorganisation Agudas Jisroel eingewiesen. [3]

Bedeutende Rabbiner

Der letzte Rabbiner des Israelitischen Bethausverein Adass Jeschurun war Sigmunt Benedikt.[4]

Vereinsvorstand

  • Obmann: Siegfried Halberstamm
  • Weitere Obmänner waren S. Weiss und S. Grüner.
  • Schriftführer 1911: Wolf Pappenheim. [5]
  • Als Kassier 1938 ist im Akt des Stillhaltekommissars Heinrich Kronfeld, Kaufmann, 1938 wohnhaft 9., Alserbachstraße 10A angegeben. [6]

Literatur

  • David Jüdische Kulturzeitschrift
  • Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 124.
  • Jahresbericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien 1932, 1936.
  • Jüdisches Jahrbuch 1932.
  • Krakauer Kalender vom Jahre 1937.
  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich), S. 100 .

Quellen

Einzelnachweise

  1. Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 9845/1938.
  2. Anno Die Neuzeit, Nr. 3, 16. Jänner 1903, S. 10
  3. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 9/1, Schachtel 556.
  4. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich), S. 100.
  5. David Jüdische Kulturzeitschrift.
  6. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 9/1, Schachtel 556.