Inflation 1918

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Gegenüberstellung der Kaufkraft einer österreichischen Krone vor und nach dem Ersten Weltkrieg: Für eine Silberkrone 1914: 1 Frühstück-Gulasch, 2 St. Weißgebäck, 1/4 Liter Wein, 2 Zigarren. Für eine Papierkrone 1919: 1 halber Laib Brot, 2 Zigaretten, 1 Glas Wasser gratis.
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Sonstiges Ereignis
Datum von 1. Jänner 1918
Datum bis 31. Dezember 1918
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 56034
GND
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Objektbezug Wien 1918
Quelle
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Bildunterschrift Gegenüberstellung der Kaufkraft einer österreichischen Krone vor und nach dem Ersten Weltkrieg: Für eine Silberkrone 1914: 1 Frühstück-Gulasch, 2 St. Weißgebäck, 1/4 Liter Wein, 2 Zigarren. Für eine Papierkrone 1919: 1 halber Laib Brot, 2 Zigaretten, 1 Glas Wasser gratis.

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Von der Kriegs- zur Nachkriegsinflation

Während des Ersten Weltkriegs kam es in Wien zu einem zunehmend sich beschleunigenden Preisanstieg, der seine Ursache im Auseinandergehen von Geldmenge und produzierter Gütermenge hatte. Der Krieg wurde von Österreich-Ungarn "auf Pump" in Form vom Kriegsanleihen und durch exzessives Drucken von Kronennoten durch die Oesterreichisch-ungarische Bank finanziert und das bekamen besonders die Konsumenten zu spüren.

Der Banknotenumlauf stieg von Jahresende 1913 bis Ende Oktober 1918 auf fast das 13-Fache, bis Ende November sogar auf das nahezu 15-Fache. Da dieser Ausweitung der Geldmenge keine solche der Güter und Dienstleistungen entsprach – schon gar nicht eine der Konsumgüter –, kam es bis Kriegsende zu einer Vervielfachung der Kleinhandelspreise. Dieser Inlandsinflation stand noch ein vergleichsweise geringer Verfall des Außenwertes der Krone gegenüber, die bis Oktober 1918 gegenüber den US-Dollar ihren Wert lediglich halbiert hatte.[1] Dazu trugen Devisenkontrollen und das noch vorhandene Standing der Donaumonarchie als funktionierender Wirtschaftsraum bei. Dass der Wirtschafts- und Währungsraum rasch auseinanderbrechen würde, stand auch nach Kriegsende keineswegs hundertprozentig fest.

Berücksichtigt man die Preise rationierter Güter und die Schwarzmarktpreise waren die Preise im Einzelhandel bis Jänner 1918 auf das 7,5-Fache des Vorkriegsniveaus gestiegen, im April auf das 10,5-Fache, im Juli auf das 12,7-Fache und im Oktober auf das 14-Fache.[2] Rationierte Güter, für die die Konsumenten stunden- und nächtelang Schlange stehen mussten, waren selbst mit Marken nicht immer zu bekommen. Nicht selten wurde ein Teil der Wartenden trotz des Besitzes gültiger Lebensmittelmarken wieder nach Hause geschickt.[3] Dadurch ging die Schere zwischen amtlich fixiertem Preis und Schwarzmarktpreis immer mehr auseinander. Im Jänner 1918 kostete 1 Kilogramm rationiertes Mehl 1 Krone 20 Heller, am Schwarzmarkt war es für 20 Kronen zu haben. 1 Kilogramm Zucker wurde rationiert um 1 Krone 47 Heller abgegeben, am Schwarzmarkt um 16 Kronen. Bis Jänner 1919 nahm die Preisrelation noch zu. So kostete 1 Kilogramm Vorderes Rindfleisch rationiert 8 Kronen 20 Heller, am Schwarzmarkt 100 Kronen.[4]

Mit Kriegsende beschleunigte sich der inflationäre Prozess nun auch durch den Kursrutsch der österreichischen Krone an den internationalen Börsen. Verstärkt wurde der Kursrutsch durch die bereits während des Krieges einsetzende Kapitalflucht. Maßnahmen gegen die Kapitalflucht setzten schon vor Kriegsende ein, erwiesen sich aber als wenig wirksam. Seit dem 18. Juni 1918 war der Export österreichischer Kronen bewilligungspflichtig. Ab Februar 1919, vor Beginn der Kronenabstempelung in der Tschechoslowakei, durften Kronen aus dem Ausland nicht eingeführt werden. Dadurch entstand bis zur Aufhebung des Importverbots im Juli 1921 ein segmentierter Kronenmarkt.[5]

Literatur

  • Maureen Healy: Eine Stadt, in der sich Hunderttausende Anstellen. In: Alfred Pfoser / Andreas Weigl [Hg.]: Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg. Wien: Metroverlag 2013, S. 150-157
  • Hans Kernbauer: Währungspolitik in der Zwischenkriegszeit. Geschichte der Oesterreichischen Nationalbank von 1923 bis 1938. Wien: Österreichische Nationalbank 1991
  • Österreichisches Statistisches Zentralamt: Die Entwicklung der Verbraucherpreise seit 1900. Wien: Österreichische Staatdruckerei 1990 (Beiträge zur Österreichischen Statistik, 956)
  • Österreichisches Statistisches Zentralamt: Indizes zur Wertsicherung. Anleitungen, Langzeitreihen, Beispiele, Wien: Österreichisches Statistisches Zentralamt 1998

Siehe auch

Wien 1918

Einzelnachweise

  1. Hans Kernbauer: Währungspolitik in der Zwischenkriegszeit. Geschichte der Oesterreichischen Nationalbank von 1923 bis 1938. Wien: Österreichische Nationalbank 1991, S. 22; Österreichisches Statistisches Zentralamt: Indizes, S. 34.
  2. Österreichisches Statistisches Zentralamt: Indizes zur Wertsicherung. Anleitungen, Langzeitreihen, Beispiele, Wien: Österreichisches Statistisches Zentralamt 1998, S. 34.
  3. Maureen Healy: Eine Stadt, in der sich Hunderttausende Anstellen. In: Alfred Pfoser / Andreas Weigl [Hg.]: Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg. Wien: Metroverlag 2013, S. 155.
  4. Österreichisches Statistisches Zentralamt: Die Entwicklung der Verbraucherpreise seit 1900. Wien: Österreichische Staatdruckerei 1990 (Beiträge zur Österreichischen Statistik, 956), S. 21 f.
  5. Hans Kernbauer: Währungspolitik in der Zwischenkriegszeit. Geschichte der Oesterreichischen Nationalbank von 1923 bis 1938. Wien: Österreichische Nationalbank 1991, S. 30-32.