Ignaz Hermann Körner

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Daten zur Person
Personenname Körner, Ignaz Hermann
Abweichende Namensform
Titel Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 57244
GND 13582866X
Wikidata
Geburtsdatum 10. Dezember 1881
Geburtsort
Sterbedatum 1944
Sterbeort
Beruf Zahnarzt, Sportfunktionär, Autor, Kaufmann
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 7.01.2019 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 8., Alser Straße 51 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Präsident des SC Hakoah (1919 bis 1928)

Ignaz Hermann Körner,* 10. Dezember 1881, † 1944, Palästina, Zahnarzt, Sportfunktionär, Autor, Kaufmann.

Biografie

Der 1881 in Mähren geborene Ignaz Hermann Körner absolvierte in Wien ein Medizinstudium, bei dem er durch jüdische Studentenverbindungen auch mit Konzepten des "Muskeljudentums" und der jungen Sportbewegung in Berührung kam. Körner gilt als die treibende Kraft hinter der Gründung des SC Hakoah im Jahr 1909 und engagierte sich von 1919 bis 1928 als Präsident des zionistischen Sportvereins. Eng mit dieser Funktion war auch seine Tätigkeit im Verband der Jüdischen Turn- und Sportbewegung und im Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) verbunden. Nebenbei verfasste Körner kulturhistorische Texte, etwa zur Geschichte der Musikstadt Wien.

Beruflich war Körner als Zahnarzt tätig, doch auch bei seiner medizinischen Arbeit gab es Verbindungen zum Sport: So gehörte Körner in den 1920er Jahren einem sportärztlichen Komitee des ÖFB an. Körner sah Sport als wesentliches Mittel der körperlichen Ertüchtigung und Bewusstseinsbildung der jüdischen Jugend, setzte aber zudem auf die Öffentlichkeitswirksamkeit der professionellen Fußballmannschaft der Hakoah. In seine Amtszeit als Hakoah-Präsident fallen die spektakulärsten Erfolge der Fußballsektion: der 5:0-Sieg gegen die englische Mannschaft West Ham United im Jahr 1923 und der Gewinn der ersten österreichischen Profimeisterschaft in der Saison 1924/1925.

In der Folge reiste die Mannschaft der Hakoah unter Körners Leitung zweimal in die USA. Während die erste Tournee im Jahr 1926 sportlich, finanziell und von ihrer Werbewirksamkeit als großer Erfolg betrachtet wurde, brachte die zweite (1927) den Verein in große Schwierigkeiten. Der finanzielle Erfolg blieb aus und viele Spieler verließen die Hakoah, um bei amerikanischen Vereinen zu spielen. Die Hakoah stieg in der Folge in die zweite Liga ab. Körner übernahm die Verantwortung und trat als Hakoah-Präsident zurück. Er bezeichnete den professionellen Sport als Irrweg, der nicht mit den Idealen zionistischer Körperkultur vereinbar sei. Trotzdem blieb die Hakoah bis zu ihrer gewaltsamen Zerschlagung durch den Nationalsozialismus dem professionellen Fußball treu. Körner mischte dabei nicht mehr in der ersten Reihe mit, war aber weiterhin eine wichtige Person des Zionismus in Wien. Ab 1932 saß Körner für die "Zionistische Liste" im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Auch das Reisebüro "City", das Körner ab 1930 betrieb, passte dazu: Es legte einen Schwerpunkt auf Reisen nach Palästina, etwa als Vertreter des "Palästina & Orient Lloyd"[1]. So bot Körner Purim- und Pessach-Reisen von Triest nach Palästina an. Im Jahr 1938 überschnitten sich die Reisetermine (9. März bzw. 6. April) mit dem "Anschluss". So wurde diese Tätigkeit Körners für jüdische Wienerinnen und Wiener zu einer existenziellen Angelegenheit.

Im Oktober 1938 wurde Palästina für Körner selbst zum rettenden Exil. In Palästina verfasste Körner ein umfangreiches Manuskript über jüdischen Sport und jüdische SportlerInnen in Wien, das im Jahr 2008 in einer von Marcus G. Patka editierten Version im Mandelbaum Verlag erschienen ist.

Quellen

  • WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Dr. Ignaz H. Körner
  • Susanne Helene Betz: Funktionärsdaten aus dem Vereinsakt des SC Hakaoh (Bundespolizeidirektion Wien, Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, ZVR-Zl.: 460225356), Wien 2014 - 2017, unpubliziert

Literatur

  • Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik/Spitaler Georg [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin: de Gruyter 2018
  • Ignaz Hermann Körner: Lexikon jüdischer Sportler in Wien. 1900−1938. Herausgegeben von Marcus G. Patka. Wien: Mandelbaum 2008
  • Karl Haber: Kleine Chronik der Hakoah Wien, Teil 1: 1909−1938. In: Jüdisches Museum der Stadt Wien [Hg.]: Hakoah. Ein jüdischer Sportverein in Wien 1909−1995. Wien: Der Apfel 1995, S. 23−30.
  • John Bunzl [Hg.]: Hoppauf Hakoah. Jüdischer Sport in Österreich. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Wien: Junius 1987

Einzelnachweise

  1. Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, Band 1 (1935) 659. Im Lehmann erscheint unter Körners Namen das Reisebüro im Jahr 1930 zum ersten Mal. Es organisierte auch Reisen ohne Palästina-Bezug, etwa zum Fußball-Länderspiel Österreich gegen England in London, siehe Salzburger Chronik (21.11.1932) 6