Herz-Verlag A.G.

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verlag
Datum von 6. Juli 1923
Datum bis 3. Juni 1932
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 71261
GND
WikidataID
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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Letzte Änderung am 16.07.2021 durch WIEN1.lanm09mer
  • 1., Rotenturmstraße 19

Frühere Adressierung

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48° 12' 38.22" N, 16° 22' 27.92" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Herz-Verlag A.G. Die als Aktiengesellschaft gegründete "Herz-Verlag A.G." ging aus der im September 1900 gegründeten Buchhandlung "Julius Herz & Cie" in 1., Rotenturmstraße 19, hervor. Der erste Antrag um Errichtung des Unternehmens erfolgte bereits am 3. Februar 1923, die konstituierende Generalversammlung fand am 4. Juni 1923 statt.

Als Betriebszweck wurden die Herausgabe und der Vertrieb von Werken der Literatur in deutscher und allen anderen Sprachen angegeben. Ferner sollten Werke der Musik, der Fotografie und anderer grafischer Reproduktion, Zeitschriften, Ansichtskarten und dramatische Bühnenwerke publiziert und verkauft werden – sowohl auf eigene Rechnung als auch kommissionsweise.

Der Eintrag der Herz-Verlag A.G. in das Wiener Handelsregister mit Sitz in 1., Wiesingerstraße 3, erfolgte am 6. Juli 1923. Als Präsident des Unternehmens fungierte der Buchhändler Julius Herz. Ernst Pisko – ebenfalls Buchhändler und ab 1931 Leiter der Tagblatt-Bibliothek – wurde zum Vizepräsidenten und Geschäftsführer ernannt. Neben Paul Gutfreund, Berthold Lehnert und Leon Dunin Kleinberg waren beide als Mitglieder des Verwaltungsrats tätig. Das Aktienkapital der Firma, die neben Wien eine Niederlassung in Leipzig anführte, betrug 100 Millionen Kronen. Von den insgesamt 250.000 Aktien hielten Ernst Pisko und seine Frau Ida 95 Prozent. Die Konzession wurde der Herz-Verlag A.G. am 17. Oktober 1923 erteilt.

Der Name des Verlags – Herz-Verlag A.G. – erklärte sich aus dem Programm und hatte, angeblich, keinen Bezug zur Person des Julius Herz. Produziert werden sollten Bücher, welche "in das Herz und Gemüt des Menschen Eingang finden", wie es in einem Schreiben an das Handelsgericht hieß. Auch eine Reihe "Bücher des Herzens" war geplant. Das Verlagssignet, auf dem ein menschliches Herz abgebildet war, wurde am 23. Juli 1923 markenrechtlich für Druckerzeugnisse aller Art und die grafische Reproduktion unter Schutz gestellt.

Bereits 1924 hatte das ursprünglich kapitalkräftige, aber inflationsbedingt geschwächte Unternehmen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Jahr 1925 stand dann ganz im Zeichen der Wirtschaftskrise. Im März und April musste das Personal entlassen werden, die laufenden Geschäfte besorgte ab da unentgeltlich Ernst Pisko. Im Juni 1925 gab der Verlag seinen Standort auf und übersiedelte aus Kostengründen in die Buchhandlung Julius Herz & Cie. Das im Goldbilanzengesetz vorgeschriebene Mindestkapital, das das Verlagsvermögen um ein Vielfaches überstieg, verschärfte die Situation weiter.

Bei der Generalversammlung vom 14. Juni 1926 wurde daher die Liquidation der Gesellschaft beschlossen. Der entsprechende Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 22. Februar 1927, als Liquidatoren bestellte man Julius Herz und Ernst Pisko. Die Verlagsbestände sollten an die Buchhandlung Julius Herz & Cie übergehen, die über eine Verlagskonzession verfügte und auch nach dem Liquidationsbeschluss Bücher auf den Markt brachte. Die endgültige Löschung der Herz-Verlag A.G. aus dem Handelsregister fand mehr als fünf Jahre später am 3. Juni 1932 statt.

Produktion

Die Verlagsproduktion umfasste in den Jahren 1923 bis 1925 nur etwa 15 Werke. Der Großteil der Veröffentlichungen bestand aus tantiemenfreien Titeln oder Übersetzungsliteratur. Beispielsweise übernahm die Herz-Verlag A.G. die 1922 von Julius Herz & Cie begonnene "Märchenreihe" und setzte sie bis 1925 mit fünf neuen Bänden fort. Zu den Autoren zählten Achim von Arnim, Charles Dickens, Leo Tolstoi und Oscar Wilde.

Mit Kurt Münzers "Esther Berg" und Felix Saltens "Der Hund von Florenz" sei auf zwei Romane im Erscheinungsjahr 1923 hingewiesen. 1924 kamen unter anderen André Baillons "Die Geschichte einer Marie", "Der verlegte Nullpunkt" von Rudolf Walter Kraus, Paul Morands Roman "Lewis und Irene" sowie R. L. Stevensons "Die verkauften Träume" heraus. Ein weiterer Titel von André Baillon, "In Holzschuhen", wurde 1925 veröffentlicht. Im selben Jahr erschien die von Victor Polzer – auch Victor Pollitzer – herausgegebene zweibändige Jugendausgabe "Die Welt in Novellen".


Literatur