Helmuth A. Niederle

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Daten zur Person
Personenname Niederle, Helmuth A.
Abweichende Namensform
Titel Dr.
Geschlecht männlich
PageID 44897
GND 121474984
Wikidata Q15451113
Geburtsdatum 16. November 1949
Geburtsort Wien
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schriftsteller, Übersetzer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri


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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Förderungspreis der Theodor-Körner-Stiftung (Verleihung: 1974)
  • Arbeitsstipendium der Gemeinde Wien (Verleihung: 1983)
  • Anerkennungspreis des Landes NÖ für Literatur (Verleihung: 1985)
  • Staatsstipendium für Literatur (Verleihung: 1989)
  • Stella Maris (Reghin) Literaturpreis (Verleihung: 2008)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 20. September 2016, Übernahme: 29. März 2017)


Helmuth A. Niederle, * 16. November 1949, Schriftsteller, Übersetzer, Präsident des Österreichischen PEN-Clubs

Biographie

Helmuth A. Niederle begann nach der Matura mit einem Medizinstudium und belegte danach die Fächerkombination Ethnologie, Volkskunde, Kunstgeschichte und Soziologie, eine Studienwahl, die seiner ausgeprägten “Reiselust“ und „besondere[n] Zuneigung zu Menschen“ (Niederle in: Die Pestsäule 4, Jänner/Februar 1973, S. 386) entsprach. Er promovierte schließlich 2001 mit einer interdisziplinären Dissertation über die “Verbindung von Literatur und Ethnologie“. Nach diversen Gelegenheitsjobs zur Finanzierung des Studiums wurde Niederle 1974 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Österreichischen Gesellschaft für Literatur (ÖGL). Daneben war er für mehrere Printmedien (z.B. “Kurier“, “Die Furche“, “Wochenpresse“ oder “News“) tätig und veröffentlichte in der Tageszeitung “Der Standard“ und in Zeitschriften, wie “Pannonia“ und “morgen“, Aufsätze zu kulturellen und gesellschaftspolitischen Themen. Von 1994 bis Ende 2011 war er stellvertretender Leiter der ÖGL und zeichnete für die Programmgestaltung verantwortlich. Frühe literarische Texte Niederles finden sich in Reinhard Federmanns Zeitschrift “Die Pestsäule“. Sein Buchdebüt legte er 1974 mit dem dünnen Prosaband “Verwandlungen“ vor. Niederles Domäne ist die kleine Form, kurze Prosa und Gedichte, die oft durch eine im gelassenen Tonfall vorgetragene Skepsis gekennzeichnet sind. Eines seiner Gedichte endet etwa mit dem Satz: “Es gibt keinen / Sessel der Erkenntnis, / auf dem man / Probesitzen kann.“ (Podium Porträt 47, S. 32) Seine sachliche, zugleich originelle Sprache erinnert an die Texte Peter Marginters, mit dem Niederle befreundet war. Wie Marginter arbeitete auch Niederle immer wieder mit Künstlern zusammen, die seine Texte illustrieren. Zuletzt entstand so das Buch “Wie es mir gefällt“ (2004) mit Bildern von Hermann Härtel; in diesem „Confabulatorium“ aktualisiert Niederle das archaische Genre der Fabel. Größere Erzählungen legte er mit dem Bericht “Lainz. Ein Ort zum Sterben?“ (1982) und dem Erzählband „Die dritte Halbzeit“ (2004) vor. Niederle trat 1984 dem Literaturkreis Podium, dem Österreichischen Schriftstellerverband sowie dem Österreichischen PEN-Club bei. Seit 2000 fungiert er als Beauftragter des Writers in Prison Committee des PEN und setzt sich als Funktionär, Herausgeber und Vortragender für politisch unterdrückte Schriftsteller ein. 2011 brachte er beispielsweise die Anthologie “Von der Freiheit des Schreibens“ heraus, die dem deutschsprachigen Lesepublikum Texte verfolgter Autorinnen und Autoren vorstellt und auf die weltweite Achtung der Menschenrechte pocht. Diesem Anliegen entsprechen auch Symposien zum Thema “Literatur und Migration“, die Niederle 1998 initiiert und seitdem mit Schwerpunkten wie “Islam“ oder „Afrika“ mitorganisiert hat. Die Tagungen wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ethnologie, Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien veranstaltet, an dem Niederle seit 2003 als Lektor tätig ist. Zum Teil steht auch Niederles Übersetzungsarbeit in Zusammenhang mit dem Engagement für verfolgte Schriftsteller, jedenfalls aber zeugt sie von seinem ethnologischen Interesse im Sinne des Postkolonialismus: So übersetzte er Bücher aus dem Englischen von Abdulrazak Gurnah, Jackie Kay, Jack Mapanje und vor allem von Ben Okri, dessen Werk Niederle exemplarisch für die Argumentation in seiner Dissertation heranzog. Als Herausgeber förderte Niederle auch verstärkt die österreichische Gegenwartsliteratur. Er gründete die Reihe “Edition Milo“, die 2006 mit einer umfangreichen Werkausgabe Heinrich Eggerths startete; die „Edition Pen“ leitete er 2011 mit dem gesammelten lyrischen Werk Ilse Tielschs ein. Niederle legte nicht zuletzt auch einige Sachbücher vor: 1987 erschien sein Buch über Kaiser Franz Joseph, 2007 eine Biographie über den Schauspieler und Kabarettisten Erwin Steinhauer; Fritz Muliars Lebensbilanz “Denk ich an Österreich“ (2009) wurde von Niederle “aufgezeichnet“.

Werke

  • Helmuth Niederle: Die Welt neu schaffen. Verbindung von Literatur und Ethnologie dargestellt an ausgewählten Beispielen. Eine literarische und gesellschaftspolitische Impression. Universität Wien, Dissertation 2001
  • Helmuth A. Niederle: Trauersonne. In: Die Pestsäule 4 (Jänner/Februar 1973), S. 352–354
  • Helmuth A. Niederle: Verwandlungen. Prosa. Wien: Bergland Verlag 1974 (Profile und Facetten 9)
  • Helmuth A. Niederle: Lainz. Ein Platz zum Sterben? Wien: Edition Maioli [1982]
  • Helmuth A. Niederle: Lügenden und Pastitschi aus dem bewußten Land. Zeichnungen von Wilfried Zeller-Zellenberg und ein Geleitwort von Peter Marginter. Wien: Edition Maioli 1983
  • Helmuth A. Niederle: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“. Kaiser Franz Joseph und seine Untertanen. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1987
  • Helmuth A. Niederle: Die dritte Halbzeit. Erzählungen. Klagenfurt u.a.: Wieser 2004
  • Helmuth A. Niederle und Hermann Härtel: Wie es mir gefällt. Ein Confabulatorium. Literaturedition Niederösterreich 2004
  • Helmuth A. Niederle: Erwin Steinhauer. Die Biografie. Wien: Molden 2007
  • Helmuth A. Niederle: Ausgewählte Gedichte. Wien: Podium 2009 (Podium Porträt 47)
  • Helmuth A. Niederle (Hg.): Die Mauern des Schweigens überwinden. Anthologie verfolgter Autorinnen und Autoren. Wien: Löcker 2009
  • Helmuth A. Niederle (Hg.): Von der Freiheit des Schreibens. Anthologie verfolgter Autorinnen und Autoren. Wien: Löcker 2011
  • Heinrich Eggerth: Wer bleibt, hat keine Ankunft. Das gesammelte lyrische und aphoristische Werk. Hg. und mit einem Nachwort von Helmuth A. Niederle. Wien: Lehner 2006 (Edition Milo 1)
  • Ilse Tielsch: „Manchmal ein Traum, der nach Salz schmeckt“. Gesammelte Gedichte. Hg. von Helmuth A. Niederle. Wien: Löcker (Edition Pen 1)
  • Ben Okri: Afrikanische Elegie. Gedichte. Aus dem Englischen übertragen und mit einem Postskriptum versehen von Helmuth A. Niederle. München: edition Kappa 2000 (scriptor mundi)
  • Ben Okri: Der Unsichtbare. Roman. Übertragung aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Helmuth A. Niederle. München, Wien: edition Kappa 2000 (scriptor mundi)
  • Ben Okri: Vögel des Himmels – Wege zur Freiheit. Zwölf Essays und ein Gedicht. Übertragung aus dem Englischen von Helmuth A. Niederle. München, Wien: edition Kappa 2000 (scriptor mundi)
  • Ben Okri: Maskeraden und andere Erzählungen. Aus dem Englischen übertragen von Helmuth A. Niederle. München, Wien: edition Kappa 2001 (scriptor mundi)


Literatur

Weblinks