Heinrich Sussmann

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Daten zur Person
Personenname Sussmann, Heinrich
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 22227
GND 119530570
Wikidata Q46039611
Geburtsdatum 20. November 1904
Geburtsort Tarnopol, Galizien
Sterbedatum 12. Dezember 1986
Sterbeort Wien
Beruf Graphiker, Maler, Bühnenbildner, Karikaturist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 16. Dezember 1986
Friedhof Neuer Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 7A, Reihe 9, Nummer 13
Ehrengrab Ehrengrab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Theodor-Körner-Preis (Verleihung: 1962)
  • Theodor-Körner-Preis (Verleihung: 25. Februar 1965)
  • Wiener Ehrenmedaille in Silber (Verleihung: 24. September 1979, Übernahme: 19. März 0080 JL)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kultur (Verleihung: 1974, Übernahme: 24. Mai 1974)
  • 1. Preis der Internationalen Karikaturenausstellung (Verleihung: 1955)


Sussmann Heinrich * 20. November 1904 Tarnopol, Galizien, † 12. Dezember 1986 Wien, Graphiker, Maler, Bühnenbildner, Karikaturist.

Biografie

Der in Galizien geborene Heinrich Sussmann kam 1914 nach Wien, weil seine Eltern nach antisemitischen Pogromen aus ihrer Heimat flüchteten. Sussmannn absolvierte das Gymnasium, studierte 1925/1926 in Paris und 1927/1928 Innenarchitektur und Bühnenbildgestaltung an der Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad. Er arbeitete in Wien als Bühnenbildner und Illustrator für Zeitungen. 1929 ging Sussmann nach Berlin, wo er für die Universum Film AG (UFA) als Bühnenbildner und für den Ullstein-Verlag als Grafiker und Karikaturist arbeitete. 1933 flüchtete er nach Wien, wo er als Karikaturist, Gebrauchsgraphiker und Innenarchitekt arbeitete, bis er nach dem "Anschluss" neuerlich flüchten musste. Über Prag und Zürich gelangte er nach Paris und tauchte schließlich in Südfrankreich unter. In Marseille lernte er die aus Wien stammende Anne Goldscheider (1909–1985) kennen, seine spätere Frau. 1942 schloss er sich der Résistance an, in deren Auftrag er nach Paris zurückkehrte. Im April 1944 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert.

Sussmann und seine Frau überlebten die Shoa und kehrten 1945 nach Wien zurück. Heinrich Sussmann arbeitete in der Folge wieder als Maler und Graphiker, etwa bei den Ausstellungen "Niemals Vergessen!", "Erste Große Österreichische Kunstausstellung" (1947), "Wien baut auf" (1947) und "Internationale Plakatausstellung" (1948).

In Sussmanns künstlerischem Werk nach 1945 nahmen nun das Judentum und die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus, insbesondere der Shoa einen zentralen Platz ein. Mit dem Zyklus "Ich erinnere mich wieder an Auschwitz" (1960) brachte er persönliche Eindrücke aus Auschwitz zu Papier, während "Ecce Homo" (1966) die Shoa in symbolhafter Bildsprache thematisiert. 1968 gestaltete Sussmann die Glasfenster der Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs, 1978 die Votivfenster der österreichischen Gedenkstätte in Auschwitz. Sein Denkmal für die Opfer des Faschismus am Reumannplatz in Wien wurde 1981 enthüllt.

Sussmann wurde vielfach ausgezeichnet: mit dem Theodor-Körner-Preis (1962, 1965), der Ehrenmedaille in Silber (1979) und dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kultur (1974).

Sein künstlerischer Nachlass befindet sich als Dauerleihgabe im Jüdischen Museum Wien. Sussmanns Testament entsprechend fördert die 1989 gegründete Anni and Heinrich Sussmann Foundation KünstlerInnen, die sich den Idealen von Antifaschismus und Demokratie verschrieben haben.

Quellen

  • Heinrich Sussmann: Ich erinnere mich wieder an Auschwitz, Europa Verlag: Wien 1963
  • Wienbibliothek im Rathaus, Plakatsammlung, P-11122
  • Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, ZPH 1129, Honorare Gruppenleiter "Niemals vergessen", undatiert [1946]

Literatur

  • Heidrun-Ulrike Wenzel: "Eine Ausstellung ist wie ein Buch" – Victor Slama, der kreative Kopf hinter der Idee. Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg.]: Victor Th. Slama. Plakate Ausstellungen Masseninszenierungen, Wien: Metroverlag 2019, S. 162–172
  • Peter Michel: Ankunft in der Freiheit. Essays gegen den Werteverlust der Zeit, Verlag am Park Berlin 2011, S. 129ff.
  • Anna Sussmann: Deutschland ist schwarz. In: Karin Berger / Elisabeth Holzinger / Lotte Podgornig / Lisbeth N. Trallori: Ich geb Dir einen Mantel, dass Du ihn noch in Freiheit tragen kannst. Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen. Promedia, Wien 1987, S. 247–252; hier 248
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Hans Vollmer [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. 6 Bände. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1953-1962
  • Karl Albrecht-Weinberger / Felicitas Heimann-Jelinek [Red.]: Judentum in Wien. Katalog. Wien: Eigenverlag 1987 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 108)
  • Künstlerhaus Wien [Hg.]: Sussmann - Versuche. Aquarell, Gouache, Bleistift, Tusche, photomontage, Öl. Wien: Künstlerhaus 1977
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich : Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
  • Kurier, 26.11.1984
  • Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs. Wien: Vorwärts-Verlag 01.02.1985, 21.02.1958
  • Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 123
  • Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 299 f.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 09.11.1979

Weblinks