Hans Czermak

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Daten zur Person
Personenname Czermak, Hans
Abweichende Namensform Czermak, Johann
Titel Dr. med., Univ.-Prof., Primarius
Geschlecht männlich
PageID 31109
GND 120740257
Wikidata Q94594
Geburtsdatum 18. Juli 1913
Geburtsort Krems
Sterbedatum 12. Dezember 1989
Sterbeort Wien
Beruf Kinderarzt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 17.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 21. Dezember 1989
Friedhof Friedhof Groß-Jedlersdorf
Grabstelle Gruppe PR, Nummer 74

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Leiter des Preyerschen Kinderspitals (1962 bis 1978)

  • Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Übernahme: 8. Oktober 1976)
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (Verleihung: 24. Juni 1988, Übernahme: 15. September 1988)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 30. August 1978, Übernahme: 13. Dezember 1978)
  • August-von-Reuss-Medaille (Verleihung: 1972)

Hans Czermak, * 18. Juli 1913 Krems, Niederösterreich, † 12. Dezember 1989 Wien, Kinderarzt, Sozialmediziner.

Biografie

Hans Czermak war der Sohn des christlichsozialen Politikers Emmerich Czermak. Er wuchs in Stockerau auf, wo er das Gymnasium besuchte, und studierte nach der Matura 1932 Medizin an der Universitäten Innsbruck und Wien. Nach der Promotion zum Dr. med. univ. 1938 war er zunächst im Orthopädischen Krankenhaus Gersthof und auf der Herzstation der Allgemeinen Poliklinik tätig. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er als Truppenarzt vor allem an der Ostfront.

Nach 1945 spezialisierte sich Czermak auf das Fach Kinderheilkunde und absolvierte Fortbildungsstudien in Stockholm, London und Paris. 1948 kehrte er nach Wien zurück und übernahm im folgenden Jahr die Leitung der Neugeborenenstationen an der Wiener Universitätsfrauenklinik. 1954 eröffnete er eine eigene Praxis, ehe er von 1962 bis 1978 als Primarius am Gottfried von Preyer‘schen Kinderspital in Wien wirkte und die dort angeschlossene Kinderkrankenpflege- und Hebammenschule leitete. 1971 konnte sich der Kinderazt mit einer Arbeit über die Säuglingssterblichkeit an der Universität Wien habilitieren, 1978 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors verliehen.

Als erster nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte sich Czermak mit der hohen Säuglingssterblichkeit in Österreich. Er erarbeitete die Grundlagen für eine zeitgemäße Beratung der werdenden Mütter, förderte das Stillen der Kinder, erregte mit einer Kampagne für die richtige Körperhaltung der Kinder Aufsehen und war maßgeblich an der Entwicklung des Mutter-Kind-Passes (Einführung 1974) beteiligt. Seine Werke zum Thema wie "Gesundheitsprobleme der Jugend" (1963), "Die Gesundheitsverhältnisse der Kinder in Österreich" (1970), "Die ersten zwölf Monate" (1977) oder "Die erste Kindheit" (1982) gelten als Standardwerke.

In der Öffentlichkeit wurde Czermak vor allem als Vorkämpfer für die gewaltlose Erziehung von Kindern bekannt. Für ihn stand das "Recht auf eine glückliche Kindheit" im Mittelpunkt. Er war Gründer des Vereins für gewaltlose Erziehung und des Österreichischen Kinderschutzbundes. 1980 organisierte er die Tagung "Das Kind zwischen Liebe und Gewalt" und veröffentlichte im gleichen Jahr gemeinsam mit dem bekannten Psychiater Günther Pernhaupt das Buch "Die gesunde Ohrfeige macht krank". Seine Ideen fanden 1989 auch Eingang in eine Passage des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (AGBG, § 146a), in der „die Anwendung von Gewalt und die Zufügung körperlichen oder seelischen Leidens“ als unzulässig in der Kindererziehung fixiert wurde. Der Kinderazt starb im Dezember 1989 nach langer, schwerer Krankheit und wurde auf dem Friedhof Groß-Jedlersdorf beigesetzt.

Hans Czermak erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1978) und die Ehrenmedaille in Gold (1988). In Erinnerung an ihn und zur Fortführung seines zentralen Anliegens vergab der Verband Wiener Volksbildung von 2000 bis 2012 den "Hans-Czermak-Preis für eine gewaltfreie Gesellschaft" für Projekte, die zu einer Sensibilisierung der Öffentlichkeit für dieses Thema beitragen. Nach ihm wurde 2002 die Hans-Czermak-Gasse im 21. Wiener Gemeindebezirk benannt.

Quellen

Literatur

  • VHS Wien: 25. Todestag von Volksbildner Univ.-Prof. Dr. Hans Czermak. In: Rathauskorrespondenz, 11.12.2014
  • Kinderarzt Hans Czermak wäre 100 Jahre alt. In: Der Standard, 13.07.2013
  • "Die g’sunde Watsch’n macht krank" – Hans Czermak wäre 100 Jahre alt. In: Oberösterreichische Nachrichten, 11.07.2013
  • Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien: Böhlau 2007
  • Liselotte Filla / Christina Kleemann / Helena Verdel [Hg.]: Der Friede kommt aus dem Kinderzimmer. Hans Czermak: Annäherung, Aufforderung, Verpflichtung. Wien: Verband Wiener Volksbildung 1994

Weblinks