Grete Jacobsen

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Josef Schildkraut und Grete Jacobsen als "Aladin" und "Prinzessin Gülnare" in Kory Towskas Märchenspiel "Aladin und die Wunderlampe" an der Volksbühne, 1917
Daten zur Person
Personenname Jacobsen, Grete
Abweichende Namensform Jacobson, Grete; Faber-Jacobsen, Grete; Jakobsen, Grete
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 368485
GND 1061443957
Wikidata Q95754743
Geburtsdatum 8. Oktober 1898
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 28. März 2000
Sterbeort München 4127793-4
Beruf Schauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Letzte Änderung am 1.03.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof Waldfriedhof München
Grabstelle
Bildname SchildkrautJacobsen.jpg
Bildunterschrift Josef Schildkraut und Grete Jacobsen als "Aladin" und "Prinzessin Gülnare" in Kory Towskas Märchenspiel "Aladin und die Wunderlampe" an der Volksbühne, 1917

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Grete Jacobsen, * 8. Oktober 1898 Wien, † 28. März 2000 München, Schauspielerin.

Biografie

Ausbildung und erste Auftritte

Die gebürtige Wienerin wurde von dem Schauspiellehrer Albert Heine (1867–1949) ausgebildet und studierte nur für kurze Zeit an der Akademie in Wien. Ihre Karriere begann sie im Alter von 19 Jahren an der Volksbühne in Wien, die zu dieser Zeit unter der Direktion von Hans Ziegler (1879–1961) und Arthur Rundt stand. Diese suchten unter hoher Dringlichkeit Kinderdarstellerinnen für ihr Theater. Im April 1917 debütierte Grete Jacobsen in "Die Macht der Finsternis" als Anjutka, die zweite Tochter, und übernahm ab dem 5. Mai 1917 in Henrik Ibsens "Wildente" die Rolle der 14-jährigen Hedwig. Außerdem spielte sie in Kory Towskas Märchenspiel "Aladin und die Wunderlampe" die Prinzessin Gülnare und übernahm eine Nebenrolle in der Komödie "Die Moral der Frau Dulska" von Gabriele Zapolskas. Aufgrund ihrer kleinen und mageren Figur eignete sich Grete Jacobsen besonders gut für die Darstellung von Kinderrollen und verkörperte zu Beginn ihrer Karriere einige von diesen.

Volksbühne und Wiener Kammerspiele

Nach ihren ersten Auftritten spielte Jacobsen an der Volksbühne vom 24. Mai bis zum 31. Mai 1917 Sina von Prönner in "Aristio und seine Fehler" und ab dem 2. September bis Anfang Oktober desselben Jahres den Thorus in "Romeo und Julia". Ebenfalls im September spielte sie die Rolle der Mimi Gérard in "Talmas Ende", in "Der lebende Leichnam" jene der Sascha sowie die Rolle von Vasantasena im gleichnamigen Stück. In dem Gastspiel von Max Pallenbergs "Der kleine Napoleon" verkörperte sie ab dem 27. September 1917 die Eolette und von 7. November 1917 bis Anfang Dezember in "Die Familie Schimek" die Dora. Ab dem 14. Dezember spielte sie zudem "Von Morgens bis Mitternachts" die erste Tochter. Die Auswertung der Theaterzettel zeichnet sich zwar durch eine Vielzahl an Lücken aus, verdeutlicht allerdings, dass Grete Jacobsen in dem Jahr 1917 an der Volksbühne sehr aktiv beschäftigt war und oftmals mehrere Rollen gleichzeitig in verschiedenen Stücken übernahm. Ab dem 7. Jänner 1917 spielte Grete Jacobsen außerdem bei den Wiener Kammerspielen in "Die Warschauer Zitadelle" Marta Gorska bis mindestens Ende April 1917.

Im Bühnenjahrbuch 1918 ist Grete Jacobsen unter den darstellenden Damen in der Volksbühne Wien mit der Wohnadresse Müllergasse 3 in Tulln an der Donau zu finden. Zu Beginn des Jahres 1918 spielte sie in "Bosporus" die Kondscha und die Dora in "Die Familie Schimek". Mit dem 21. März 1918 verkörperte sie bis Anfang April desselben Jahres den Lehrling Peter in "Einer von unsere Leut‘" und vom 16. April 1918 bis zum 6. Mai 1918 trat sie erneut in ihre Rolle der Sascha in der Wiederaufnahme von "Der lebende Leichnam" auf. Im Mai spielte sie dann neben Kose in "Eine Partie Piquet", Hedwig in der Wiederaufnahme von "Die Wildente" und vom 9. bis zum 12. Mai 1918 dann in "Komödie der Worte" die Vilma Flamm. Ende September 1918 verkörperte sie in "Die guten Freunde" Raphael, einen Sohn, und Ende November spielte sie abschließend noch ein Modell in "Der Mandarin". Es zeigt sich, dass Grete Jacobsen in dem Jahr 1918 immer noch einige Kinderrollen spielte und auch Bubenrollen übernahm.

Ende Februar 1919 spielte Grete Jacobsen in Ida Rolands "Therese Raquin" die Rolle der Susanne und im März und Mai des Jahres die Trude, eine Tochter, in "In geheimer Mission", wofür sie sehr gelobt wurde. In der Zeitung Neues Wiener Journal wird sie am 2. März 1919 für den Erfolg des Stückes mitverantwortlich gemacht und mit den Worten "daß sehr anmutige Fräulein Grete Jacobsen" beschrieben. Alfred Polgar (1873–1955) beschrieb sie außerdem als "kleines, feines und äußerst begabtes Fräulein". Ende April spielte sie Melja, eine Tochter, in "Die Moral der Frau Dulska" und ab dem 10. Juni übernahm sie die Titelrolle der Tochter Benjamine in "Das kleine Schokoladenmädchen".

Münchner Kammerspiele

Mit dem Ende der Spielzeit 1919 wechselte Grete Jacobsen von der Volksbühne in Wien zu den Münchner Kammerspielen , wo sie in Stücken wie "Frühlingserwachen" wieder als Kinderdarstellerin arbeitete. Ihre ersten Triumphe feierte sie in den Münchner Kammerspielen in Falckenbergs "Pygmalion" als Eliza und in "Was ihr wollt" als Viola. Im Bühnenjahrbuch des Jahres 1920 ist sie bei den Münchner Kammerspielen unter den darstellenden Damen aufgeschrieben und als ihre Wohnadresse ist die Von-der-Tann- Straße 22 in München angegeben. Im Mai 1922 spielte Grete Jacobsen Betty Wanninger in "Das Weib auf dem Tiere" und Rose Pompon in "Der Frechdachs", wofür sie in der Wiener Allgemeinen Zeitung am 21. September 1922 für ihre Grazie und ihre Pfiffigkeit gelobt wurde. Jacobsen hat laut eigenen Aussagen in den Münchner Kammerspielen ihre künstlerische Heimat gefunden und fühlte sich, als wäre sie dort aufgewachsen und aufgezogen worden. Häufig spielte sie drei Mal täglich Hauptrollen, um ein gutes Einkommen zu sichern. In den Bühnenjahrbüchern sind auch ihre jeweiligen Wohnadressen verzeichnet.

Innsbruck und Berlin

Im Juli 1923 trat Grete Jacobsen am Stadttheater Innsbruck zusammen mit ihrem Kollegen Robert Forster-Larrinaga in dem Lustspiel "Die Tageszeiten der Liebe" auf, welches in München zuvor große Erfolge verzeichnet haben soll und mehrmals in den "Innsbrucker Nachrichten" beworben wurde. 1925 ging sie zusammen mit Ehemann Erwin Faber (1891–1989) nach Berlin und spielte dort große Rollen, wie Julia in "Romeo und Julia" mit Ernst Deutsch als Romeo. "O schöne Grete Jacobsen, du Stimme aller Verliebten" schrieb der Kritiker Karl Otten über ihre Rolle als Julia in dem Stück. Im Jänner 1925 spielte sie am Wallner-Theater in Berlin in "Belleas und Melisande" mit und im Dezember 1926 verkörperte sie Bianca in "Eine Florentinische Tragödie". Ende Jänner 1927 übernahm sie die Rolle von Lucile in "Dantons Tod" in Berlin am Magdeburger Platz und im April die Tochter Eleonore in "Ostern". Im Februar 1932 spielte Grete Jacobsen am Deutschen Theater Berlin bei der Uraufführung von "Vor Sonnenuntergang" die Tochter Bettina und im März 1932 beteiligte sie sich außerdem zur Erinnerung an Goethes (1749–1832) Todestag in dem Gastspiel "Cavigo" am Preussischen Staatstheater in Berlin und verkörperte die Rolle der Marie. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 arbeitete sie außerdem mit großen Gastspielen mit Zürich zusammen.

Spielverbot

In einem Interview aus dem Jahr 1972 erzählte Grete Jacobsen, dass sie im Jahr 1933 Spielverbot bekam und deshalb ihre Karriere unterbrach. Sie fühlte sich gejagt und konnte aufgrund der Machtergreifung der Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 nicht spielen. Zudem war ihre Tochter Monica noch sehr jung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehr schwierig. Da Jacobsen nur sehr ungern über diese Zeit sprach, ist wenig darüber bekannt. Ihr Ehemann Erwin Faber verbrachte die Jahre 1934 bis 1945 in Düsseldorf und war anschließend in Salzburg wohnhaft und tätig. Auch Grete spielte in Salzburg, weshalb zu vermuten ist, dass die Familie zusammen in Düsseldorf und dann in Salzburg wohnte.

Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dürfte das Ehepaar in Salzburg gewohnt haben. Im Mai 1949 war Grete Jacobsen im Mozarteum in Salzburg tätig und beteiligte sich im Rahmen des 80. Geburtstags von Hans Pfitzner (1869–1949) am 6. Mai 1949 im Wiener Saal des Mozarteums an einer Vorlesung und las beim Harmonika- Konzert im Mozarteum, das von 7. bis 13. Mai 1949 stattfand. Am Salzburger Mozarteum unterrichtete sie Sprechen für Sänger, Dirigenten und Musiker, bevor sie von Hans Schweikart für die Rolle der Tante in "Die Erbin" wieder in die Münchner Kammerspiele geholt wurde. In diesem Stück stand sie das erste Mal mit ihrer Tochter Monica Faber auf der Bühne und wurde in den "Salzburger Nachrichten" für ihr Schauspiel sehr gelobt. 1951 feierte sie noch große Erfolge in "Der Bauer als Millionär", als Dame in Trauer in "Minna von Barnhelm" und mehr als 140-mal als Frau Oberholzer in "Feuerwerk". Eigenen Angaben zu Folge setzte das Ende ihrer Schauspielkarriere nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Wann genau sie mit dem Schauspielen aufhörte, ist nicht bekannt. Valerie von Martens und Curt Goetz schrieben in ihren Memoiren über Grete Jacobsen: "Wenn sie auf das Podium stieg, dann wurde es hell, wenn sie ihr Stimmchen erhob, dann wurde es still" und bezeichneten sie als "begnadete eigenartige Phantasie".

Filmographie

Zu Beginn ihrer Karriere hat Grete Jacobsen in insgesamt drei Stummfilmen mitgespielt, die in München gedreht wurden. Im Fernsehen hat sie nicht gearbeitet, aber dafür viel im Funk.

  • 1922: Die Talfahrt des Severin Hoyer
  • 1920: Die graue Elster
  • 1919: Hypnose. Hanussens erstes Abenteuer


Privatleben

Die Münchner Kammerspiele standen im Jahr 1920 unter der Direktion von Otto Falckenberg, welcher den Schauspieler Erwin Faber um das Jahr 1915 eine Stellung bei den Münchner Kammerspielen anbot. Aus dem Programmheft der Münchner Kammerspiele aus dem Juni 1920 geht hervor, dass Grete und Erwin im Juni 1920 zusammen in "Ein Sommernachtstraum" spielten. Bereits an ihrem ersten Tag bei den Münchner Kammerspielen lernte Grete Jacobson Erwin Faber kennen, der sofort einen großen Eindruck auf sie gemacht haben soll. Im Jahr 1921 fand die Hochzeit der beiden statt. Als Trauzeugen fungierten die Kollegin und Freundin Elisabeth Bergner (1897–1986) und der Bildhauer Georg Ehrlich (1897–1966). 1926 kam die gemeinsame Tochter Monica Faber zur Welt. Das Ehepaar führte laut eigenen Aussagen eine sehr glückliche Ehe, die 68 Jahre lang, bis zu Fabers Tod im Jahr 1989, hielt. Als Bühnenpartner an den Münchner Kammerspielen waren sie kaum mehr zu sehen.

Verstorben ist Grete Jacobsen am 28. März 2000 in München. Sie ist mit ihrem Ehmann im Waldfriedhof München bestattet. Auf ihrem Grab ist sie als Grete Faber-Jacobsen vermerkt.

Quellen

Literatur

  • Bühnenjahrbuch 1918
  • Bühnenjahrbuch 1919
  • Bühnenjahrbuch 1920
  • Bühnenjahrbuch 1923
  • Bühnenjahrbuch 1924


Weblinks