Fritz Kolb

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Daten zur Person
Personenname Kolb, Fritz
Abweichende Namensform Kolb, Friedrich
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 361287
GND 1012816001
Wikidata Q51882486
Geburtsdatum 17. November 1902
Geburtsort Wien
Sterbedatum 18. März 1983
Sterbeort Wien
Beruf Pädagoge, Bergsteiger, Diplomat, Lehrer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 16.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 24. März 1983
Friedhof Südwestfriedhof
Grabstelle Gruppe 27, Reihe 5, Nummer 21

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Fritz Kolb, * 17. November 1902, † 18. März 1983, Pädagoge, Lehrer, Bergsteiger, Diplomat.

Biografie

Als zweites von vier Kindern wurde Fritz Kolb 1902 in eine Wiener Arbeiterfamilie geboren und wuchs in einem sozialdemokratisch aber auch musikalisch geprägten Umfeld auf. Der Vater, ein k.k. Post-Aushilfsdiener, verdiente an den Wochenenden als Klavierspieler zusätzliches Geld. Die aus einer Musikerfamilie stammende Mutter besorgte den Haushalt und arbeitete als Heimnäherin. Fritz Kolb besuchte das Lehrerseminar und schloss die Ausbildung 1922 für die Fächer Deutsch, Geschichte, Geografie und Leibesübungen ab. Bereits während seiner Ausbildung engagierte er sich bei den Kinderfreunden. Da aufgrund der Wirtschaftskrise eine Aufnahmesperre für Lehrerinnen und Lehrer herrschte, konnte er nicht sofort in seinem Beruf Fuß fassen, sondern musste immer wieder auch Gelegenheitsarbeiten annehmen. Während seiner Tätigkeit als Horterzieher bei den Kinderfreunden lernte er Karl Popper kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Ein Studium der Psychologie an der Universität Wien bei Karl und Charlotte Bühler schloss Fritz Kolb 1930 mit der Promotion zum Dr. phil. ab.

Von Jugend an engagierte sich Fritz Kolb in der Arbeiterbewegung und ihr nahestehenden Organisationen, wie etwa den "Kinderfreunden" und den "Naturfreunden". In der "Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Erzieher" arbeitete er unter anderem mit Otto Haas zusammen. 1924 erschien Kolbs erste Publikation in der Zeitschrift "Sozialistische Erziehung. Zeitschrift für die Bildungsarbeit der sozialistischen Bewegung Österreichs". Der begeisterte Bergsteiger war Mitglied der Alpinistengilde der Naturfreunde und organisierte 1930 die erste Arbeiter-Expedition in den Kaukasus. Im selben Jahr erhielt er eine Festanstellung an der "Individualpsychologischen Versuchsschule" im 20. Bezirk. Ebenfalls 1930 heiratete er die Horterzieherin Martha Grandl (1910–2000), mit der er die beiden Töchter Susanna Morawetz (* 1947) und Helga Kromp-Kolb hatte.


Dollfuß-Schuschnigg-Regime und Zweiter Weltkrieg

Mit dem Verbot sämtlicher sozialistischer Organisationen im Februar 1934 verlor Martha Kolb ihre Anstellung bei den "Kinderfreunden". Fritz Kolb konnte weiterhin als Lehrer arbeiten und passte sich scheinbar dem neuen Regime an. Wie alle seine Kollegen wurde er Mitglied der Vaterländischen Front und nahm an deren Aufmärschen teil. Parallel dazu unterhielt er aber ein Netzwerk Gleichgesinnter, mit denen er theoretische Überlegungen zu Sozialismus und Ökonomie anstellte. Über Ludwig Krenek, einen Lehrerkollegen Fritz Kolbs, kam das Ehepaar Kolb zur Akademisch-sozialen Arbeitsgemeinschaft in Wien. Diese Organisation betreute englische Studierende und Lehrende in den Alpen und bot etwa Skikurse an. Martha und Fritz Kolb waren für diese Vereinigung als ehrenamtliche Führer und Schilehrer tätig und knüpften dadurch Kontakte nach England.

Im Sommer 1939 brachen Fritz Kolb und Ludwig Krenek zu einer britisch-österreichische Himalaya-Expedition auf. Martha Kolb, die aus finanziellen Gründen nicht mitkommen konnte, ging indessen als Haushaltshilfe zu Bekannten nach England, um dort die Entwicklung abzuwarten. Am 7. September 1939 gelang Fritz Kolb, Ludwig Krenek und Robey Johnson die Erstbesteigung des Bergs Mulkila (6517 m). Nach dem Abstieg wurden Kolb und Krenek allerdings als "Enemy Aliens" in Indien interniert. Gemeinsam mit Anhängern des Nationalsozialismus waren sie in Lagern in Ahmednagar, in Premnagar bei Dehradun und ab 1944 in Purandhar bei Poona untergebracht. 1944 wurde Kolb aus der britischen Internierungshaft entlassen. Danach stand er bis 1946 unter Polizeiaufsicht, durfte während dieser Zeit aber als Lehrer arbeiten und er trat eine Stelle als Geschichtslehrer an der US-amerikanischen Highclerc School in der Hill Station Kodaikanal in Südindien an. Gemeinsam mit Ludwig Krenek unternahm er 1945 und 1946 weitere Bergtouren. 1946 gelang es Martha Kolb mit großen Schwierigkeiten nach Indien zu kommen und ihren Mann wiederzusehen. Tochter Susanna wurde 1947 in Indien geboren. Im Jahr darauf kehrte die Familie nach Wien zurück, wo noch im selben Jahr Tochter Helga geboren wurde. In den Werken "Tschok" und "Leben in der Retorte" hielt Fritz Kolb seine Erinnerung an die Zeit in Indien fest.


Rückkehr nach Wien

Zurück in Wien erhielt Fritz Kolb zunächst eine Stelle als Hauptschullehrer, wechselte aber bereits 1948 in das damalige Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau und war dort bis 1950 tätig. Anschließend arbeitete er bis 1953 in Paris im österreichischen European Recovery Program-Büro ("Marshallplan"). Ab 1953 war er im österreichischen Auswärtigen Dienst tätig und wurde als Vertreter Österreichs nach Paris zur OEEC entsandt. Er gehörter der österreichischen Delegation bei der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) in Luxemburg an, 1958 wurde er Leiter der österreichischen Gesandtschaft bei der EGKS und erhielt den Titel "a.o. Gesandter und bev. Minister". Von 1960 bis 1963 war Kolb Botschafter in Karatschi, Pakistan. Anschließend bis 1965 Leiter der für multilaterale Wirtschaftsangelegenheiten zuständigen Abteilung des Außenministeriums. Von 1965 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1967 war er karenziert und während dieser Zeit beigeordneter Direktor am Institut für höhere Forschung und wissenschaftliche Studien (IHS).

Werke (Auswahl)

  • Fritz Kolb: Wege der geschlechtlichen Reifung beim Jugendlichen. Eine psychologische Studie. Diss. Univ. Wien. Wien [1930]
  • Fritz Kolb: Wir wandern. Wien: Verlag Jungbrunnen [1931 ?]
  • Fritz Kolb: Tschok. Die Geschichte eines Hundes. Mit Illustrationen von F. A. Jungnickel. Wien: Verlag Jungbrunnen 1949 (Geschichten aus dem Freundschaftsland, 11)
  • Fritz Kolb: Es kam ganz anders. Betrachtungen eines alt gewordenen Sozialisten. Mit einem Vorwort von Karl Popper. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1981

Quellen

Literatur

  • Margit Franz / Karl Wimmler [Hg.]: Fritz Kolb. Leben in der Retorte. Als österreichischer Alpinist in indischen Internierungslagern. Graz: CLIO 2014
  • Margit Franz /Heimo Halbrainer [Hg.]: Going East – Going South. Österreichisches Exil in Asien und Afrika. Graz: Clio 2014
  • Wikipedia: Fritz Kolb [Stand: 22.12.2021]


Fritz Kolb im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.