Evangelische Pfarrgemeinde A. B.

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1783
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 6061
GND
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Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
  • 5., Hamburgerstraße 3
  • Evangelische Superintendentur A.B. Wien

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48° 11' 44.60" N, 16° 21' 24.76" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Evangelische Gemeinde Augsburger Bekenntnis (Lutherische Kirche); offiziell heute: Evangelische Superintendentur A.B. Wien.

Durch das Toleranzpatent Josephs II. von 13. Oktober 1781 wurde den evangelischen Christen Duldung gewährt; der Prozess schrittweiser Anerkennung fand im Protestantenpatent vom 8. April 1861 seinen Abschluss. Schon zuvor gab es Gruppen stillschweigend geduldeter Protestanten wie Angehörige der deutschen Reichsverwaltung, Mitglieder der Gesandtschaften evangelischer Staaten (Holland, Dänemark, Schweden) oder privilegierte Niederlagsverwandte (Groß- und Zwischenhändler); in den Gesandtschaften gab es Kapellen mit angestellten Geistlichen.

Den Anstoß zur Gründung der Pfarrgemeinde Augsburger Bekenntnis gaben die Niederlagsverwandten im Jahr 1782; bei der Versteigerung des ehemaligen Königinklosters erwarben sie am 13. März 1783 eine Parzelle einschließlich der Kirche (Evangelische Kirche [Stadtkirche 1, Dorotheergasse 16] ). Die Gemeinde wurde von einem Vorsteherkollegium geleitet (erstmals gewählt am 3. März 1783). 1784 wurde ein zweiter Prediger angestellt, 1787 noch ein Vikar (vor allem für den Schulunterricht; 1796 in eine dritte Predigerstelle umgewandelt), 1854 ein vierter Prediger, 1869 zur Entlastung des Superintendenten zusätzlich ein "Superintendentialvikar", 1889 ein fünfter Prediger, nach der Jahrhundertwende ein sechster und 1913 ein siebter Pfarrer.

Der Mitgliederstand erhöhte sich kontinuierlich von rund 3.000 (1783) auf 7.185 (1869) beziehungsweise 13.729 (1873). 1846-1849 wurde die Gumpendorfer Kirche erbaut (Evangelische Kirche (6)), 1857-1861 die Matzleinsdorfer Friedhofskirche (Evangelische Friedhofskirche (10)), 1897/1898 die Währinger Lutherkirche (Evangelische Kirche (18)), 1904 die Friedhofskirche auf dem Zentralfriedhof (Evangelische Abteilung). Sitz des Pfarramts blieb die Stadtkirche. Bemühungen um die Gründung einer eigenen Pfarrgemeinde Wien-Gumpendorf führten zum Kompromiss, dass 1878 der für Gumpendorf zuständige Pfarrer im Schulhaus (6, Hornbostelgasse 4) seine Wohnung nahm, womit eine "Pfarrexpositur" entstand, ohne dass diese kirchen- oder staatsrechtlich organisiert gewesen wäre. Es folgten Exposituren in Währing (1889), auf der Landstraße (1894), in der Leopoldstadt (1909) und in Hietzing (1913).

Ein von der Gemeindevertretung und vom Evangelischen Oberkirchenrat Augsburger Bekenntnis genehmigter Teilungsplan kam erst 1921 zustande: Wien-Innere Stadt (Bezirke 1, 4, 8, 9), Wien-Leopoldstadt (2, 20), Wien-Landstraße (3, 10, 11), Wien-Gumpendorf (5, 6, 7, 12, 14, 15), Wien-Hietzing (13) und Wien-Währing (16, 17, 18, 19). 1946 löste sich die österreichische Gesamtgemeinde auf und es wurde auch in Wien eine selbständige Superintendenz geschaffen. 1949 gab sich die Evangelische Kirche in Österreich eine neue Kirchenverfassung; volle rechtliche Freiheit erlangte sie mit dem so genannten "Protestantengesetz" 1961. Neben dem Wiederauf- und Neubau der Kirchen stand die Wiedereröffnung der Evangelischen Schule am Karlsplatz und die Gründung eines Evangelischen Gymnasiums (1996) im Zentrum der Aktivitäten.

Die Superintendenz Wien umfasst 2016 21 Pfarrgemeinden, in denen etwa 52.000 Evangelische leben. An der Spitze steht der Superintendent, ihm zur Seite der Superintendentialkurator. Weitere Organe bilden der Superintendentialausschuss und die Superintendentialversammlung mit etwa 90 Mitgliedern. Sitz der Superintendentur ist in Wien-Margareten. Religionsunterricht und Kirchenbeitragswesen werden gemeinsam mit der Reformierten Gemeinde wahrgenommen.

Literatur

  • Gustav Reingrabner: Die äußerliche Entwicklung der einstigen evangelischen Pfarrgemeinde Augsburger Bekenntnis. In: Wiener Geschichtsblätter 18 (1963), S. 194-203
  • Evangelisch in Wien. 200 Jahre evangelische Gemeinden. 11. Februar - 2. Mai 1982. [Redaktion: Karl Weinberger. Kataloggestaltung: Tino Erben]. Wien: Museen d. Stadt Wien 1982 (Historisches Museum der Stadt Wien: Sonderausstellung, 76)
  • Grete Mecenseffy / Hermann Rassl: Die evangelischen Kirchen Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1980 (Wiener Geschichtsbücher, 24), S. 103 ff.
  • Peter F. Barton: Evangelisch in Österreich. Ein Überblick über die Geschichte der Evangelischen in Österreich. Wien [u.a.]: Böhlau 1987
  • Franz Graf-Stuhlhofer [Hg.]: Evangelische Allianz in Wien von der Ersten Republik bis zur NS-Zeit (1920 - 1945). Edition der Sitzungsprotokolle und Programme. Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft 2010 (Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Österreich, 2)
  • Karl Neuss: Chronik der Wiener evangelischen Gemeinde Augsburger Bekenntnisses. Vom Zeitpunkte ihrer Entstehung bis auf die Gegenwart. Wien: Selbstverlag 1864
  • Gustav Reingrabner: Um Glaube und Freiheit. Eine kleine Rechtsgeschichte der Evangelischen in Österreich und ihrer Kirche. Frankfurt am Main/Wien [u.a.]: Lang 2007 (Schriften zum Staatskirchenrecht, 35)
  • Harald Uhl: Robert Kauer. Ein Kirchenpräsident in den Konflikten seiner Zeit. Wien: Evangelischer Presseverband in Österreich 2014
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Evangelische Kirche [Sign.: TS-2881]
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Evangelische Kirche (Kulturleben) [Sign.: TS-1536]
  • Evangelische Kirche A.B. Diözese Wien: Geschichte [Stand: 21.12.2016]
  • Evangelische Kirche A.B. Diözese Wien: Aufbau, Aufgabe, Demokratie [Stand: 21.12.2016]

Weblinks