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Egon Schwarz

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Daten zur Person
PersonennameName der Person Schwarz, Egon
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens
Titel Univ.-Prof., Dr. phil., Dr. h. c.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite 
GNDGemeindsame Normdatei 118611887
Wikidata Q1298900
GeburtsdatumDatum der Geburt 8. August 1922
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 11. Februar 2017
SterbeortSterbeort St. Louis
BerufBeruf Literaturwissenschaftler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Joseph von Eichendorff Medaille (Erlangen)
  • Most Distinguished Germanist of the Year (Verleihung: 1981)
  • Johann Friedrich Cotta-Literatur- und Übersetzungspreis (Verleihung: 2002)


Egon Schwarz, * 8. August 1922 Wien, † 11. Februar 2017 St. Louis, Missouri (USA), Literaturwissenschaftler.

Biographie

Egon Schwarz wurde als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren. Sein Vater Oskar Schwarz stammte aus Czernowitz in der Bukowina, seine Mutter aus dem heutigen Bratislava. Das Paar versuchte ohne großen Erfolg, im Nachkriegswien eine Existenz aufzubauen. Schwarz besuchte nach der Volksschule das Gymnasium der Stubenbastei.

Einige Monate nach dem "Anschluss" im März 1938 verließ der noch nicht sechszehnjährige Egon Schwarz zusammen mit seinem Vater Wien. Es folgte eine abenteuerliche Flucht über Bratislava und Prag, von wo es der Familie gelang, nach Bolivien ins Exil zu gelangen. Er nahm in Südamerika in verschiedenen Berufen den Kampf ums ökonomische Überleben auf: als Elektrolehrling, Wanderhändler, Bergarbeiter usw. 1948 gelang die Übersiedlung in die USA, wo er ein Germanistik-Studium begann und damit den Grundstein für seine äußerst erfolgreiche akademische Laufbahn legte. Er arbeitete am Otterbein College, an der Washington University in Seattle und an der Harvard University, bevor er schließlich 1963 an die Washington University in St. Louis engagiert wurde. Von 1967 bis 1971 stand er dort dem Department of Germanic Languages and Literatures vor; 1993 wurde er emeritiert.

Er veröffentlichte zahlreiche Monographien, Sammlungen und Aufsätze, ein gewisser Schwerpunkt war immer die österreichische Literatur um 1900. Die Bücher über Joseph von Eichendorff, Hugo von Hofmannsthal und Rainer Maria Rilke sorgten für großes Aufsehen. Zusammen mit Matthias Wegner veröffentlichte er 1964 die Sammlung "Verbannung. Aufzeichnungen deutscher Schriftsteller im Exil"; Egon Schwarz war einer der frühen Wegbereiter der Exilforschung. Seine Erfahrungen waren auch für seine wissenschaftliche Methodik ausschlaggebend, indem er für die Einbindung der Literatur in einen kultur- und sozialgeschichtlichen Kontext plädierte. Sein dauerhaftes Interesse an der deutschsprachigen jüdischen Literatur führte ihn zur Ablehnung nationaler oder rassischer Kriterien und zu einem Plädoyer für eine historische Herangehensweise. Auch in der Bestimmung dessen, was die österreichische Literatur ausmache, wandte er sich gegen eine mythische, auf einen angeblichen Nationalcharakter zurückgreifende Bestimmung. Egon Schwarz betätigte sich auch als Literaturkritiker; mehr als zweihundert Rezensionen erschienen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Auch in dieser Funktion war er ein Botschafter Wiens in der Welt der Literatur.

In der mehrfach aufgelegten Autobiographie "Unfreiwillige Wanderjahre", zuerst unter dem Titel "Keine Zeit für Eichendorff" (1979) publiziert, nimmt der Autor mit viel Ironie die Zufälle des Lebens in Visier, er ist voller Demut vor den Volten des Schicksals, gleichzeitig zollt er den Schutzgeistern, die seinem Leben eine unverhoffte Wendung gegeben haben, Dank ab. Die Jahre des Exils waren für ihn eine Schule des Kosmopolitismus, stellten sich – trotz allen Plagen und Demütigungen - retrospektiv als ein Prozess der Selbstfindung und Selbstverwirklichung heraus.

Werke

  • Unfreiwillige Wanderjahre. Auf der Flucht vor Hitler durch drei Kontinente. München: C.H. Beck 2005
  • Die Japanische Mauer. Ungewöhnliche Reisegeschichten. Siegen: Börschen 2002
  • Jaqueline Vasant [Hg.]: (Mit) Schwarz lesen. Essays und Kurztexte zum Lesen und Gelesenem. Wien: Praesens 2009
  • Wien und die Juden. München: C. H. Beck 2014
  • Im Leben und in der Wissenschaft. Mit Geduld kann man vieles erreichen. Erinnerungen, Porträts, Reflexionen. Wien: Edition Doppelpunkt 2015

Literatur

  • Ursula Seeber/Jacqueline Vansant [Hg.]: Schwarz auf Weiß. Ein transatlantisches Würdigungsbuch für Egon Schwarz. Wien: Czernin 2005
  • Beatrix Müller-Kampel: "Ich wurde also ein Grenzgänger zwischen den Gebieten und Kontinenten". In: Beatrix Müller-Kampel [Hg.]: Lebenswege und Lektüren. NS-Vertriebene in den USA und Kanada. Tübingen: Niemeyer 2000, S. 177-217
  • Helga Schreckenberger: Egon Schwarz. In: John M. Spalek/Konrad Feilchenfeldt/Sandra H. Hawrylchak [Hg.]: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Band 3: USA. Supplement 1. Berlin: de Gruyter 2010, S. 295-306
  • Hauptverband des österreichischen Buchhandels: Egon Schwarz (1922-2017).
  • Der literarische Zaunkönig 3/2012, S. 51
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Schwarz, Egon [Sign.: TP-049543]
  • Washington University in St. Louis: Egon Schwarz [Stand: 14.07.2016]

Weblinks