Cenzi Flendrovsky

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Daten zur Person
Personenname Flendrovsky, Cenzi
Abweichende Namensform Flendrovsky, Cresentia; Flendrovsky, Cenzi; Flendrofsky, Cenci; Flendrowsky, Censi
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 369405
GND
Wikidata
Geburtsdatum 14. April 1872
Geburtsort Wien
Sterbedatum 2. Dezember 1900
Sterbeort Wien
Beruf Radrennsportlerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Fahrrad
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 22.04.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 5. Dezember 1900
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle
  • 10., Ettenreichgasse 16 (Wohnadresse)
  • 3., Am Heumarkt 5 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Crescentia "Cenzi" Flendrovsky, * 14. April 1872 in Wien, † 2. Dezember 1900 Wien, Radrennsportlerin, Pionierin des Radrennsports.

Biografie

Cenzi Flendrovsky war die Tochter der aus der Alservorstadt stammenden "Putzerin" Theresia Summer und des aus Mähren gebürtigen Schlossers Josef Flendrovsky. Ihre Eltern waren zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht verheiratet, doch erkannten beide die Elternschaft an und gingen im November 1873 die Ehe miteinander ein. Cenzi Flendrovsky wuchs in Favoriten auf, wo der Vater eine Gemischtwarenhandlung betrieb. Als Mädchen und junge Frau erlebte Cenzi Flendrovsky den regelrechten Fahrradboom der 1880er und 1890er Jahre, der auch Frauen neue Möglichkeiten eröffnete: 1893 fanden in Baden bei Wien die ersten Damenrennen statt, im Jahr darauf gründete sich der Erste Wiener Damen Bicycle Club und zahlreiche Radfahrzeitschriften – darunter auch die Frauenradzeitschrift "Draisena" (gegründet 1895, ab 1897 mit Wiener Redaktion) –, erschienen.

Flendrovsky trat 1896 dem Radfahr-Club "Velocitas" mit Adresse Am Heumarkt 5 bei. Im Jahr darauf nahm sie an ersten Rennen teil, die sie von Jänner bis März im Winter-Velodrom der Rotunde im Prater bestritt. Ebenfalls 1897 nahm sie in Triest an einem Rennen teil und erreichte einen Podestplatz. Zwar wurde im Mai 1897 das Radfahren auf den Straßen Wiens allgemein erlaubt und das Fahrrad formalrechtlich als vollwertiges Verkehrsmittel anerkannt, doch formierte sich parallel dazu Widerstand gegen den – auch innerhalb von Fahrradkreisen – höchst umstrittenen Radrennsport für Frauen. Konservative Kreise befürchteten negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit von Mädchen und Frauen und waren um deren "Sittlichkeit" besorgt. Cenzi Flendrovsky verfolgte weiterhin ihre sportlichen Ambitionen und nahm im September 1898 als einzige Wienerin beim 1. Internationalen Damenrennen Deutschlands in Berlin teil. Die Fahrradzeitschrift "Draisena" bildete Flendrovsky in der Ausgabe vom 29. September 1898 mit weiten Pumphosen auf einem Herrenfahrrad sitzend ab. Damit positionierte sie sich deutlich als Radrennsportlerin, die sich in einer Männerdomäne zu behaupten versuchte.

Ein Sturz mit einem Triplett, einem Dreisitzerfahrrad, auf der Bellaria beendete die Karriere der jungen Frau jäh. Sie zog sich eine Verletzung des Ellenbogens zu, die nicht ausheilte. Eine Entzündung ("Beinfraß") machte eine Amputation des Armes notwendig, der sie sich verweigerte. Cenzi Flendrovsky verstarb am 2. Dezember 1900 im Alter von 28 Jahren an den Spätfolgen ihrer Sturzverletzung. Ebenfalls 1900 wurden Damenrennen vom Bund deutscher Radfahrer Österreichs verboten. Im Laufe ihrer kurzen Karriere hatte die Radrennsportlerin rund 15 Preise, zumeist im Tandem und in gemischten Wettbewerben, errungen.

Quellen

Literatur

  • Petra Sturm / Peter Stuiber: Rennrad-Pionierin Cenzi Flendrovsky. In: Wien Museum Magazin, 22.04.2023 [Stand: 22.04.2024]
  • Petra Sturm: Cenzi Flendrovsky. Eine Bicycle Novel. Illustriert von Jorghi Poll. Wien: Edition Atelier 2023
  • Petra Sturm / Kathi Pilz: Fehlende (Vor-)Bilder? Österreichische Rennradpionierinnen der 1890er-Jahre und Zwischenkriegszeit. In: Image des Sports in Österreich. Innensichten und Außenwahrnehmungen. Hg. von Matthias Marschik / Agnes Meisinger / Rudolf Müllner / Johann Skocek / Georg Spitaler. Wien: V&R unipress 2018, S. 67–84