Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1904
Datum bis
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  • 1., Operngasse 6

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48° 12' 12.26" N, 16° 22' 5.31" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes (1, Operngasse 6).

Von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg

1904 wurde im Auftrag des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht unter Minister Wilhelm Ritter von Hartel eine Kommission von Philologen, Volkskundlern, Musikwissenschaftlern und Volksliedforschern unter dem Namen "Das Volkslied in Österreich" Universal Edition AG eingesetzt. Führende Musikverleger sollten helfen, eine repräsentative Ausgabe von Volksliedern in Österreich und den damaligen Kronländern herauszugeben.

Ziel des patriotisch angelegten Großunternehmens war es, neben Sammlung und Konservierung die Pflege des nationalen Kulturgutes anzuregen, regionale Eigenheiten zu fördern und gleichzeitig dem Vielvölkerstaat zu einem übergeordneten Nationalgefühl bzw. zum gegenseitigen Verständnis zu verhelfen. Ein Hauptausschuss gab grundlegende Richtlinien vor. In den einzelnen Kronländern wurden nach nationalen und territorialen Kriterien Arbeitsausschüsse eingerichtet, welche die Sammlungen organisierten und in ihrer jeweiligen Landessprache herausgeben sollten. Zentrale Persönlichkeiten des Unternehmens waren der Gymnasialprofessor und Reichstagsabgeordnete Josef Pommer, der mährische Komponist Leoš Janáèek, der Prager Germanist Adolf Hauffen und der slowenische Liedforscher Karl Štrekelj. Eine maßgebliche Rolle kam Pommer zu, der als Volksmusikforscher und deutschnational antisemitischer Politiker das deutsche Nationalempfinden stark vertrat.

Alle Bemühungen um ein einheitliches Werk, das alle Beteiligten gleichermaßen zufrieden stimmte, scheiterten schlussendlich an nationalen Spannungen und dem Zerfall der Donaumonarchie. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs brach das Vorhaben ab, obwohl bereits druckfertige Manuskripte und ein Ankündigungsband, in dem die Sammelaktion beschrieben wurde, vorlagen. Erst 1983 sollte die Idee einer Gesamtedition wieder aufgegriffen werden.

1920 wurde in der Republik Österreich der deutschösterreichische Teil des Unternehmens "Das Volkslied in Österreich" unter dem Titel Österreichisches Volksliedunternehmen fortgeführt und auf einen Hauptausschuss und "Arbeitsausschüsse" in den Bundesländern reduziert. Während der Zwischenkriegszeit und des Nationalsozialismus nahmen Volkslied, -musik und -tanz wesentliche Rollen in der deutschnationalen Identifikation ein. Innerhalb der Jugendbewegung und dem Wandervogel wirkte das Volkslied als gemeinschaftsbildendes Werkzeug und wurde vermehrt in nationalistischen und antisemitischen Kreisen propagiert.

Während der Zeit des Nationalsozialismus übernahm die NSDAP die Agenden der musikalischen Volkskultur. Das vorerst entstandene Ostmärkische Volksliedunternehmen wurde 1940 liquidiert und in die Zuständigkeit der Reichsstatthalter in die Reichsgaue der Ostmark übertragen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1946 erfolgte die Umbenennung in "Österreichisches Volksliedwerk". Sammeltätigkeit stellte noch immer einen wesentlichen Schwerpunkt in der Arbeit der Bundesländer dar, nun konzentrierte man sich aber auch auf praxisbezogene und pflegerische Tätigkeiten. Wissenschaftliche Tagungen wurden veranstaltet, Namen wichtiger Akteure sind hier beispielsweise Raimund Zoder, Leopold Schmidt, Hans Commenda, Otto Eberhard, Karl Horak, Josef Bitsche, Oskar Moser, Viktor Geramb und Karl Gradwohl.

1955 markiert eine Zäsur in der österreichischen Volksliedforschung: Das neugegründete Zentralarchiv erhielt seinen ersten hauptamtlichen Archivar in der Person von Karl Magnus Klier. 1964 folgte Eugen Hellberg als erster Geschäftsleiter. 1974 war ein weiteres bedeutendes Jahr, denn nun erhielt das Österreichische Volksliedwerk eine neue rechtliche Grundlage, die die Arbeitsausschüsse der Bundesländer zu selbständigen Vereinen und das Österreichische Volksliederwerk zu deren Dachverband machte. Ausschlaggebend war ein Hinweis des Rechungshofes auf die verfassungsmäßige Zugehörigkeit der Volkskultur, und hier im speziellen Fall der Arbeitsausschüsse, in die Länderkompetenzen.

Das Österreichische Volksliedwerk als Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek

1994 kam es zur Eingliederung der Bestände in die Österreichische Nationalbibliothek, um die ständige Erweiterung und professionelle Erhaltung der Archivbestände zu gewährleisten. Diese beinhalten neben Sammlungen von Georg Kotek (Volkslied und Volksmusik) und Rudolf Zoder (Volkstanz) große Flublattsammlungen, zahlreiche Aufzeichnungen von Texten und Melodien, Bild- und Tondokumente von unterschiedlichsten Persönlichkeiten der Feldforschung und volkskulturellen Veranstaltungen. Im Jahr 2017 beläuft sich der Umfang des Archivs auf 15.000 Büchern und Zeitschriften, 18.000 Handschriften, 6.000 Liedflugblättern, 13.000 Bilddokumenten und 6.000 Tonträgern. Damit handelt es sich um den größten Bestand an Druckwerken zum Thema Volkslied, Volksmusik, Volkstanz und Volkspoesie in Österreich.

Seit der Eingliederung in die Österreichische Nationalbibliothek wird der Bestand in der Volksmusikdatenbank[1] mithilfe des Informationssystem für Volksliedarchive in Österreich (INFOLK) erfasst. Inhaltlich wird das Archiv wesentlich vom Verband Österreichisches Volksliedwerk getragen. In den Jahren 2000 bis 2003 wurde im Rahmen des IT Initiative efit culture[2]-Projektes des Bundesministerium für Bildung (damals noch bm:ukk) "Aufbau eines Informationsnetzes zur Volkskultur in Österreich" ein virtueller Verbund aus den Katalogen aller Volksliedarchive entwickelt. Ein weiteres Forschungsprojekt ist das Volksmusikland,[3] das die über 100 Jahre gewachsenen Sammlungen aufbereitet, um regionale wie überregionale Musizierstile vorzustellen. Die Bandbreite reicht von Liedern aus der frühen Neuzeit bis ins 21. Jahrhundert.

Corpus Musicae Popularis Austriacae - COMPA

Seit 1902 liefen die Vorbereitungen, ein Monumentalwerk mit dem Titel "Das Volkslied in Österreich" zu schaffen, die beiden Weltkriege und andere politische Zerrüttungen legten dieses Großprojekt aber jahrzehntelang auf Eis. Es war Gerlinde Haid, damalige Generalsekretärin des Österreichischen Volksliedwerkes, die die Idee wieder ausgrub, sodass zehn Jahre später unter der Leitung von Ehrenpräsident Walter Deutsch der erste Band "Volksmusik in St. Pölten und Umgebung" erschien. Unter dem Haupttitel "Corpus Musicae Popularis Austriacae" (COMPA), in Anlehnung an die Bestrebungen von 1904 bis 1918, wird die Reihe bis heute mit über 20 Bänden fortgesetzt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise