Robert Danneberg

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Robert Danneberg
Daten zur Person
Personenname Danneberg, Robert
Abweichende Namensform
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 26161
GND 118523643
Wikidata
Geburtsdatum 23. Juli 1885
Geburtsort Wien
Sterbedatum 12. Dezember 1942
Sterbeort KZ Auschwitz
Beruf Politiker, Jurist, Publizist
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 8.06.2016 durch WIEN1.lanm09mer
Begräbnisdatum 12. November 1950
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung ML, Gruppe 1, Nummer 1A
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Bildname Robertdanneberg.jpg
Bildunterschrift Robert Danneberg
  • 1., Wollzeile 19 (Wohnadresse)
  • 3., Arenbergring 12 (Wohnadresse)
  • 3., Reisnerstraße 41 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung (04.03.1919 bis 09.11.1920)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (10.11.1920 bis 01.10.1930)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (02.12.1930 bis 17.02.1934)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (1918 bis 1927)
  • Amtsführender Stadtrat für Finanzwesen (1932 bis 1934)
  • Vorsitzender-Stellvertreter der sozialdemokratischen Fraktion im Nationalrat (1923)
  • 1. Präsident des Wiener Landtages (1920 bis 1932)

Robert Danneberg, * 23. Juli 1885 Wien, † 12. (?) Dezember 1942 Konzentrationslager Auschwitz, Politiker, Jurist, Publizist.

Biographie

Herkunft und Familie

Robert Danneberg wurde als zweites Kind von Jakob Danneberg und dessen Frau Sofie in Wien geboren. Sein Vater entstammte der jüdischen Gemeinde in Budapest und war von dort nach Wien ausgewandert, wo er als Gründer eines Annoncenbüros und als Herausgeber einer Karikaturen-Zeitschrift wirtschaftlich erfolgreich war.

Robert Danneberg war verheiratet und hatte zwei Kinder. Seine Frau Gertrude emigrierte mit Tochter und Sohn 1938 nach England, wo sie während des Krieges für den Austrian Labour Club und später in der Lokalorganisation der britischen Labour Party tätig war. Sie starb 1969 in London im Alter von 79 Jahren.

Bildungsweg

Ab 1895 besuchte Robert Danneberg das Akademische Gymnasium und maturierte 1903 mit Auszeichnung. Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wo er am 5. Juni 1908 promovierte. Anschließend absolvierte er sein Gerichtsjahr; er wurde jedoch aufgrund seines frühen Engagements in der sozialdemokratischen Partei nie in einem juristischen Beruf tätig.

Politische Laufbahn

1903 trat Robert Danneberg der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und dem Verband jugendlicher Arbeiter bei. Er hielt Vorträge und veröffentlichte seine ersten Artikel, die vor allem im "Jugendlichen Arbeiter" erschienen, einer Monatsschrift, für die er von 1906 bis 1918 als Redakteur tätig war.

1908 wurde Danneberg zum Generalsekretär der im Jahr zuvor gegründeten sozialistischen Jugendinternationale ernannt. Von 1908 bis 1918 war er hauptberuflich Sekretär der sozialdemokratischen Zentralstelle für das Bildungswesen. Somit konzentrierte sich seine Tätigkeit in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg auf die Bildungs- und Jugendarbeit der Partei. Danneberg gehörte ihrem linken Flügel an und stand dem Krieg ablehnend gegenüber. Zum sozialdemokratischen Parteiprogramm hielt er eine Reihe von Vorträgen; seine 1910 erstmals veröffentlichte Broschüre über dessen Grundsätze wurde in den folgenden Jahren mehrfach aufgelegt.

Die politische Laufbahn Dannebergs in der Ersten Republik begann mit seiner Ernennung zum Gemeinderat in der provisorischen Wiener Gemeindevertretung im November 1918. Nach dem großen Erfolg der Sozialdemokraten bei der Wiener Gemeinderatswahl am 4. Mai 1919 konstituierte sich am 19. Mai der Klub der sozialdemokratischen Gemeinderäte mit der Wahl von Ferdinand Skaret, Robert Danneberg und Amalie Pölzer zu Vorsitzenden. Am 26. Mai 1919 übernahm Danneberg die Funktion des Parteisekretärs. Am 26. November 1920 wurde er zum Präsidenten des Wiener Landtags gewählt, ein Amt, das er bis 1932 ausübte. Dem österreichischen Parlament gehörte er von seiner Angelobung als Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung am 4. März 1919 bis zum Erlöschen seines Mandates im Nationalrat am 17. Februar 1934 an.

Von 1932 bis 1934 hatte Danneberg als Nachfolger von Hugo Breitner das Amt des Finanzstadtrats inne. Er war maßgeblich am Aufbau des "Roten Wien" beteiligt. Als hervorragender Verfassungs- und Verwaltungsexperte leistete er die Hauptarbeit bei der Reform des Wiener Magistrats zu einem modernen, sozial orientierten Instrument. Er schuf die rechtlichen Grundlagen für die Wohnbaupolitik der Gemeinde Wien und war federführend als Experte für die sozialdemokratische Mietrechtspolitik und in Fragen der Wohnbausteuer. Die Leistungen der Gemeindeverwaltung fasste er in der Broschüre "Die sozialdemokratische Gemeinde-Verwaltung in Wien" zusammen, die 1929 unter dem Titel "Zehn Jahre neues Wien" in vierter Auflage erschien und in mehrere Fremdsprachen übersetzt wurde.

Verhaftungen und Tod

Am 12. Februar 1934 wurde Robert Danneberg wie auch andere sozialdemokratische Politiker verhaftet; am 9. Oktober 1934 wurde er – unter strengen Auflagen – aus der Haft entlassen. Er arbeitete nach seiner Entlassung jedoch trotz Polizeiüberwachung in der illegalen Bewegung weiter und traf regelmäßig mit den Führern der Revolutionären Sozialisten zusammen. Durch die Nationalsozialisten wurde Danneberg 1938 neuerlich verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau, von dort nach Buchenwald und schließlich nach Auschwitz deportiert, wo er 1942 ermordet wurde (das genaue Todesdatum ist fraglich).

Ehrungen

Laut Beschluss des Stadtsenats wurde 1950 an der Stirnseite des linken Arkadengangs der Feuerhalle Simmering ein gemeinsames Urnendenkmal für Julius Tandler, Robert Danneberg und Hugo Breitner errichtet. Für Robert Danneberg wurde symbolisch eine leere Urne beigesetzt. Im 3. Wiener Gemeindebezirk wurde der Dannebergplatz nach ihm benannt. Im dort gelegenen Arenbergpark (Eingang Neulinggasse) wurde 1992 eine Gedenktafel angebracht, die Robert Danneberg als "Mitgestalter des Roten Wien“ würdigt.

Werke

(Auswahl; ausführliches Werkverzeichnis in: Roland Pacher: Robert Danneberg. Eine politische Biografie. Frankfurt am Main: Peter Lang Edition 2014, S. 357-369)

  • Staatslehrwerkstätten. Mit einem Vorwort von Anton Hueber. Hg. im Auftrage des Verbandes der jugendlichen Arbeiter Österreichs. Wien: 1907
  • Das sozialdemokratische Programm. Eine gemeinverständliche Erläuterung seiner Grundsätze. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1910 (weitere Auflagen 1915, 1919, 1920, 1926)
  • Nationales Lesebuch für die deutsche Arbeiterjugend. Zusammengestellt im Auftrage des Verbandes der jugendlichen Arbeiter von Robert Danneberg. Wien: Anton Jenschik 1912
  • Karl Marx. Der Mann und sein Werk. Unter Mitwirkung von K. Kautsky, M. Adler, O. Bauer, G. Eckstein, L. Winarsky und anderen von Robert Danneberg. Wien: 1913 (1923, 1946, 1983)
  • "Maulchristen“. Christlichsoziale Geständnisse. Eine lehrreiche Geschichte für Jung und Alt. Wien: Verband der jugendllichen Arbeiter Österreichs 1913
  • Die Rekrutenschulen der internationalen Sozialdemokratie. Die sozialistische und die bürgerliche Jugendbewegung in den Jahren 1910 bis 1913. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1914
  • Verfassung und Sozialdemokratie. Reden der Abgeordneten Dr. Robert Danneberg und Karl Leuthner in der Konstituierenden Nationalversammlung am 29. und 30. September 1920. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1920
  • Der Vertrauensmann. Winke für alle, die in der Arbeiterbewegung wirken. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1921 (1922, 1928)
  • Der Finanzplan der Regierung Seipel. Wiederaufbau? Ein Beutezug der Agrarier. Ein Anschlag auf die Industrie und die Gemeinden. Ein Attentat auf die Arbeiterklasse. Rede des Abgeordneten Robert Danneberg im Nationalrat am 6. November 1922. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1922
  • Der neue Mieterschutz. Das Mietengesetz vom 7. Dezember 1922. Mit Erläuterungen von Robert Danneberg. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1923 (1926)
  • Steuersadismus? Streiflichter auf die rote Rathauswirtschaft. Wien: Richter 1925
  • Die Schiebergeschäfte der Regierungsparteien. Der Antisemitismus im Lichte der Tatsachen; Enthüllungen des Abgeordneten Robert Danneberg in der Sitzung des Nationalrates am 6. Juli 1926. Abdruck aus dem stenographischen Protokoll. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1926
  • Die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung in Wien. Berlin: Dietz Nachfolger 1926
  • Das neue Mietengesetz. Mit den Nebengesetzen. Gesetzestext mit Erläuterungen von Robert Danneberg. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1929
  • Das neue Wien. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1930

Literatur

(Auswahl; ausführlich in: Roland Pacher: Robert Danneberg. Eine politische Biografie. Frankfurt am Main: Peter Lang Edition 2014)

  • Richard Berczeller: Robert Danneberg. In: Norbert Leser / Richard Berczeller [Hg.]: Als Zaungäste der Politik. Österreichische Zeitgeschichte in Konfrontationen. Wien / München: Jugend und Volk 1977, S. 182-190
  • Joseph Buttinger: Das Ende der Massenpartei. Am Beispiel Österreichs. Frankfurt am Main: Verlag Neue Kritik 1972
  • Felix Czeike: Wirtschafts- und Sozialpolitik der Gemeinde Wien in der Ersten Republik (1919-1934). 2 Bände. Wien: Jugend und Volk 1958 bzw. 1959 (Wiener Schriften 6 bzw. 11)
  • Robert Danneberg 1885-1942. Idealismus und Pragmatik. Wien: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung 1992 (Dokumentation 1/1992)
  • Robert Danneberg. Zentralsekretär des Austromarxismus. Zum 100. Geburtstag. In: Arbeiter-Zeitung, 28.06.1985, Beilage "Thema", S. I-XI
  • Jacques Hannak: Robert Danneberg. In: Jacques Hannak: Männer und Taten. Zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1963, S. 37-40
  • Georges Haupt: Danneberg Robert. In: Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 68-71
  • Ernst K. Herlitzka: Robert Danneberg. Zum 30. Todestag. In: Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung 12 (1972), Heft 4, S. 123-125
  • Josef Hindels: Robert Danneberg. Gelebt für den Sozialismus – ermordet in Auschwitz. Wien: Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus o.J. [1985]
  • Leon Kane: Robert Danneberg. Ein pragmatischer Idealist. Wien [u.a.]: Europaverlag 1980 (Schriftenreihe des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung, 11)
  • Stella Klein-Löw: Robert Danneberg. In: Stella Klein-Löw: Menschen um mich. Porträts in Worten. Wien / München: Jugend und Volk 1982, S. 73-81
  • Alfred Magaziner: Robert Danneberg. "Jeder Zoll ein großer Mann". In: Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 140-143
  • Eduard März: Robert Danneberg. In: Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 106-114
  • Wolfgang Neugebauer: Robert Danneberg (1885-1942). Eine biographische Skizze. In: Archiv. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung 1 (1985), S. 86-91
  • Roland Pacher: Robert Danneberg. Eine politische Biografie. Frankfurt am Main: Peter Lang Edition 2014
  • Franz Patzer: Der Wiener Gemeinderat 1918-1934. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Wien und ihrer Volksvertretung. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1961 (Wiener Schriften, 15)
  • Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (WStLA). Wien: 1958 ff. Band 6, S. 166 (Reisnerstraße 41)
  • Alfred Pfabigan: Robert Danneberg (1885-1942). In: Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Band 20. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1979, S. 59-66
  • Hans Schroth: Bibliographie zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Robert Danneberg [Werkverzeichnis]. In: Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung 2 (1962), Heft 1, S. 17-21
  • Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1896-1934. Wien: Jugend & Volk 1985 (Geschichte der Stadt Wien, 2), Register
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 102-103

Links